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belle 3) freundlichst zur Hand zu nehmen. Es ist das Verdienst Gustav Hilgenstocks, durch Veröffentlichungen in „Stahl und Eisen“ im Jahre 1884 darauf hingewiesen zu haben, daß die Phosphorsäure in der Thomasschlacke in einer bis dahin unbekannten Verbindung, dem vierbasisch phosphorsauren Kalk, enthalten ist, und daß diese Verbindung aus der Schlacke kristallographisch individualisiert werden kann. Es sind nach ihm von anderen Forschern noch zwei Doppelverbindungen von vierbasisch phos phorsaurem Kalk mit Kalzium-Ortho-Silikat aus der Thomasschlacke individualisiert worden, und es ist bei einer dieser Verbindungen behauptet worden, daß die Phosphorsäure hierin als drei basisch phosphorsaurer Kalk enthalten sei. Es läßt sich aber aus der betreffenden Arbeit selbst leicht nachweisen, daß lediglich Rechenfehler zu dieser Anschauung geführt haben, und daß auch hier die Phosphorsäure als vierbasisch phosphorsaurer. Kalk enthalten ist. Ich glaube feststellen zu dürfen, daß diese Anschauung jetzt unbestritten und allgemein als richtig an erkannt wird. Ich habe schon im Jahre 1886 in einer Veröffentlichung in „Stahl und Eisen“ darauf hingewiesen, wie die Konstitution dieser Verbindung erklärt werden kann, und habe dort bereits die in der in Ihren Händen befindlichen Tabelle wiedergegebenen Konstitutionsformeln als Darstellungsmaterial für die Vorstellung der Bil dungsvorgänge gegeben. Die Vorstellung der Phosphorsäure HgPO4 mit 3 Hydroxylen gibt Zeile 2 der erwähnten Tabelle. Zeile 3 soll darstellen, wie man sich aus dieser Ortho- Phosphorsäure die Bildung von Phosphorsäure- Anhydrid zu denken hat, welche durch Austritt dreier Wassermoleküle erfolgt und ungezwungen zu der Konstitutionsformel des Phosphorsäure- Anhydrids führt, welche am Schluß der dritten Zeile der Tabelle gegeben ist. Die vierte Zeile der Tabelle soll einen weiteren Wahrscheinlich keitsbeweis erbringen für die Richtigkeit der Vorstellung der Bildung von Phosphorsäure- Anhydrid nach der Konstitutionsformel der dritten Zeile, indem in ihr dargestellt wird, wie die Bildung der einwertigen Meta-Phosphorsäure zu denken ist, welche durch Einträgen von Phosphor säure-Anhydrid in Wasser erfolgt, indem durch Eintritt eines Moleküls Wasser eine Bindung des mittleren Sauerstoffatoms gelöst wird, so daß zwei Hydroxylgruppen entstehen. „In gleicher Weise kann man sich vorstellen, daß in der hohen Temperatur des Thomasprozesses die Doppelbindungen der vier im Phosphorsäure- Anhydrid außen befindlichen Sauerstoffatome ge löst werden durch Eintritt je eines Kalzium oxyd-Moleküls. Ich habe 1886 schon darauf hingewiesen, daß nach Analogie dieser Vor stellungen wahrscheinlich wasserlösliche vier basische Phosphorsäure - Verbindungen nicht existieren dürften. Es sind bisher auch meines Wissens solche Verbindungen nicht aufgefunden worden. Außer vierbasischen Phosphorsäure- Verbindungen und Ortho - Silikaten enthält die Thomasschlacke nun noch mehr oder minder er hebliche Beträge von Spinellen, je nachdem in welchem Maße bei Ausführung des Thomas prozesses ein Überblasen und Verschlacken von ' Metall stattgefunden hat. Die Schlacke enthält ferner Sulfide, entsprechend einem Teile des Schwefelgehalts des zur Verblasung gebrachten Roheisens. Ich gehe nunmehr zur Besprechung der Ver wendung über, welche die Schlacken bisher ge funden haben. Die Sulfide und Metalloxyd schlacken, mit Ausnahme der aus aluminothermi- sehen Prozessen stammenden, gehen wieder in hüttenmännische Prozesse zurück und sollen Tabelle 3. Phosphate. Vierbasische Phosphorsäure-Verbindung: R4P20g=4R0 P206 /o-H Phosphorsäure: HaPO4 = 0 = "O-H HHE HHH Phosphorsäure-Anhydrid: P205 — P P — P-o-P 0 0 0 0 Metaphosphorsäure: HPO3 — O II H-O-P ll 0 0 II P-O-H 11 o Vierbasische Phosphorsäure -Verbindung: R4 P209 - R. A R $ deshalb hier nicht weiter behandelt werden. Die auf aluminothermischem Wege erschmolzene Tonerde, ein dem natürlichen Mineral Korund ähnliches, aber an Reinheit und Härte diesem überlegenes Material, findet als Schleifmittel und als Material für die Herstellung von keramischen Produkten Verwendung, welche die Eigenschaften einer außerordentlich hohen Säurefestigkeit und Wärmeleitungsfähigkeit zeigen. Diese Ver wertungsverfahren befinden sich noch in der Entwicklung und es schweben, soviel ich weiß, zurzeit noch Patentstreitigkeiten hierüber, so daß ich mir ein näheres Eingehen hierauf ver sagen muß, um nicht wertvolle fremde Interessen zu verletzen. Eine ausgedehnte Verwertung finden dagegen bisher schon die Silikate und Phosphatschlacken. Bei der Besprechung der Verwertung der Silikatschlacken werde ich aus schließlich die wichtigsten derselben, die Schlacken aus Eisenhochofenprozessen, behandeln. Die nationalökonomische Wichtigkeit dieser Verwertung erhellt ohne weiteres, wenn wir uns