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individualisieren. Vogt bemerkt in seiner Arbeit: „Die Silikat-Schmelzlösungen“, bei der Besprechung dieses Minerals von der Formel Ca,Si,010, daß er früher die diesem Mineral zugrunde liegende hypothetische Kieselsäure HgSi,O1o als Pyro-Kieselsäure bezeichnet habe, daß er aber jetzt der Ansicht sei, in diesem Mineral eine kristallographische Bildung eines Doppelsalzes von der Zusammensetzung eines Moleküles Ortho-Silikat (Ca 2 SiO 4 ) und zweier Moleküle Meta-Silikat (2CaSi03) erblicken zu müssen. Vogt faßt dementsprechend die hypo thetischen Tri-Silikate, die er kristallographisch zu individualisieren nicht imstande gewesen ist, als Lösungen von Kieselsäure in Meta-Silikaten, Tabelle 2. Vogts Tabelle der Silikate. Erstarrungszeit = etwa 1 Stunde 3.00 Sil. 2.50 Sil. 2,00 Sil. 1,50 Sil. 1,00 Sil. 0,50 Sil. Glas. Glas und etwas Metasilikat Überwiegend Metasilikat und etwas Glas ö ; ! ; Hexagonales Ca Meta- 1 • . I Silikat i Augit ! ...Kl Enstatit Wollastonit ! ; ! Hypersthen Akermanit Melilith Gehlinith Olivin 1,0 Ca 0,5 Ca 0,0 Ca 0,0 Mg, Fe 0,5 Mg, Fe 1,0 Mg Fe und die Sub-Silikate als Lösungen von Basen in Ortho - Silikaten auf. Die außerordentlich reichhaltige Reihe von Verbindungen der Kiesel säure mit Basen in den verschiedensten Sili zierungsstufen würde sich daher nach Vogt ver einfachen auf die beiden Verbindungen Ortho- Silikat 2RO.SiO, und Meta-Silikat ROSiOg. Ich habe der Vollständigkeit wegen in der er wähnten kleinen Tabelle in der vierten Kolumne die Molekularformeln der sämtlichen fünf an geführten Silikate zusammengestellt und gebe in der fünften Kolumne eine übersichtliche An ordnung dieser Formeln, indem ich sie gewisser maßen auf den gleichen Nenner 3Si02 gebracht habe und dadurch anschaulich vor Augen führe, daß jeweils 9, 6, 4, 3, 2 Moleküle einer RO- Base in Verbindung mit 3 Molekülen Kiesel säure zu denken sind. Für die Richtigkeit der Äkerman - Vogtschen Ansichten spricht auch die einfache Gruppierung der Atome in den natür lich - hypothetischen Konstitutionsformeln für Kieselsäure, Meta-Silikat und Ortho-Silikat, welche am Schluß der erwähnten Tabelle gegeben sind. Der Versuch, für Sub-, Sesqui- und Tri- Silikate derartige Konstitutionsformeln zu entwer fen, führt zu ganz willkürlichen Kombinationen. In Ihren Händen befindet sich eine zweite kleine Tabelle (siehe Tabelle 2) mit der Über schrift: „Vogts Tabelle der Silikate“. Vogt hat in dieser Tabelle die Resultate von einigen 100 Schmelzversuchen und Analysen eingetragen, indem er nach zwei Richtungen nach den Sili zierungsstufen in den Ordinaten und nach dem Verhältnis der verschiedenen Basen zueinander in den Abszissen die Mineralien geordnet hat, welche er durch mikrographische Beobachtungen als diejenigen nachgewiesen hat, die sich in den betreffenden Schmelzflüssen bei einer Erstarrungs zeit von je etwa einer Stunde zuerst oder über wiegend kristallographisch individualisiert haben. Es geht daraus hervor, daß in der Silizierungs stufe des Tri-Silikats eine kristallographische Individualisation von Kristallen überhaupt nicht stattfand, sondern ausschließlich amorphes Glas erhalten wurde, daß in 2,5fachen Silikaten sich Meta-Silikate und Glas ausschieden, daß die Bi-Meta-Silikate die an den betreffenden Stellen genannten Mineralien ergaben, daß auf der Stufe der Sesqui-Silikate einzig und allein Akermanit individualisiert wurde und daß bei der Singulo- oder Ortho-Silikatstufe wieder die dort genannten Mineralien gefunden wurden. Ein näheres Ein gehen auf diese überaus reichen Arbeiten würde unsere Zeit heute zu sehr in Anspruch nehmen. Ich gestatte mir nur, darauf hinzuweisen, daß diese von Äkerman und Vogt in Schmelzversuchen gewonnenen Mineralien mit Ausnahme eines hexagonalen Kalk-Meta-Silikats, das einen be sonderen Namen nicht erhalten hat, und des Äkermanits, namentlich auch in Hochofenschlacken nachgewiesen worden sind, so daß die Konstitution dieser Schlacken, soweit ihre Zusammensetzung sich innerhalb dieser Grenzen bewegt, dahin geklärt erscheint, daß im schmelzflüssigen Zu stande dieselben als glasartige Lösungen der verschiedenen Silikate ineinander aufzufassen sind, aus denen beim Erstarren diejenigen Mineralien zuerst und in überwiegendem Maße kristallisieren, deren Bildung der chemischen Zusammensetzung nach erwartet werden muß. Kühlt man solche Schlacken plötzlich ab, indem man sie in dünnem Strahl in rasch fließendes kaltes Wasser fließen läßt, so erhält man ausnahmslos amorphe Gläser ohne kristallographische Individualisation. Ich wende mich kurz zur Besprechung der Phosphatschlacken, die in praktischen Hütten betrieben einen hervorragenden Repräsentanten in der Thomasschlacke gefunden haben, und bitte Sie, die Tabelle der Phosphate (siehe Ta-