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790 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 24. Jahrg. Nr. 13. geschlagen werden kann, waren die weiteren Versuche anfangs durchaus nicht ermutigend; bald bedeckte sich die Oberfläche mit Grübchen oder wurde rauh, bald kräuselte sich der Niederschlag derart, daß man die Arbeit unterbrechen und von neuem beginnen mußte. All mählich führte man Verbesserungen ein, und schließ lich war es möglich, den Prozeß, ohne die Kathoden zu ersetzen, vier Wochen lang fortzuführen. Nach Ablauf dieses Zeitraums besaß die Kathode eine Stärke von 84 Zoll (19 mm), die Oberfläche war dabei so rauh und mit Knötchen besetzt, daß es nicht angebracht erschien, das Verfahren noch weiter fortzusetzen. Die Niederschlagswirkung des Stromes betrug fast 100"/», d. h. man erhielt einen Niederschlag von 1 g f. d. Amperestunde; mit einer elektromotorischen Kraft von 1 Volt erhielt man ungefähr 2,2 Pfund Eisen (1 Pfund = 453 g) i. d. Kilowattstunde. Da sämtliche Faktoren, welche die Produktionskosten bei Versuchen in großem Maßstabe bedingen, nicht genau nach den aus Ver suchen in kleinem Maßstabe erhaltenen Resultaten be stimmt werden können, ist es unmöglich, hiernach auch die Betriebskosten zu berechnen. Während der letzten sechs Monate sind drei Elektrolysiergefäße fast ununterbrochen im Betrieb ge wesen , die Abmessungen derselben sind 20 X 33 X 38 cm. Dieselben enthalten zwei Anoden und eine Kathode. Die in diesen Gefäßen erhaltenen Kathoden wiegen etwa 20 Pfund (engl.) und bilden vielleicht die größten Stücke elektrolytischen Eisens, welche bis jetzt überhaupt erzielt wurden. Die gesamte Menge von Metall, welche man bei allen bisher vorgenommenen Versuchen gewonnen hat, beläuft sich auf etwa eine halbe Tonne. Ein zwei Monate dauerndes Verfahren wendete man an, um den Grad der Zersetzung des Elektrolyten festzustellen, und gelangte dabei zu dem Resultat, daß die Elektrolytlösung ohne große Ausgaben in guter Verfassung gehalten werden kann. Man darf daher vielleicht annehmen, daß die Kosten für die Raffi nation, abgesehen von den feststehenden Ausgaben für die Anlage, bei 30 Dollar f. d. KW.-Jahr noch nicht 1/2 Cent (etwa 2 Pfg.) ausmachen würden, ein Betrag, welcher die zur Raffination von Kupfer erforderlichen Kosten nicht wesentlich überschreiten würde. Ent sprechen diese Zahlen tatsächlich der Wirklichkeit, so ist die Frage, ob das elektrolytische Eisen sich mit Nutzen wird verwerten lassen oder nicht, von der Verwendbarkeit des raffinierten Metalls abhängig; hierfür sind die Eigenschaften des gewonnenen Pro dukts maßgebend, deren wichtigste die Reinheit ist. Obgleich die Versuche mehr dahin zielten, ein mög lichst dichtes Produkt, als ein solches mit einem hohen Grad von Reinheit zu erhalten, zeigten die angestellten Analysen doch eine Reinheit von mehr als 99,9 °/o. Man konnte keine Spur von Kohlenstoff entdecken, und auch Silizium, Mangan sowie andere sonst im Eisen vorkommende Verunreinigungen schienen nicht vorhanden zu sein. Die einzige Beimengung, welche man feststellte, war Wasserstoff, welcher in merklichen Quantitäten in dem in den Elektrolysiergefäßen er haltenen Metall vorhanden war. Dieser gasförmige Körper im Verein mit seinen physikalischen und chemi schen Eigenschaften beeinflußt geradezu in überraschen der Weise die physikalischen Eigenschaften des Metalls. Der Wasserstoff läßt sich fast ganz, wenn nicht voll ständig, durch Erhitzen bis zur Weißglut entfernen, indem man mit der Erhitzung unter 100° C. beginnt und dieselbe schnell auf eine Temperatur unter Rot glut bringt. Man beobachtete dabei, daß elektrolyti sches Eisen in einem Thomsonschen Schweißapparat oder selbst in einem Bunsenbrenner den Wasserstoff so schnell abgab, daß dieser sich entzündete und auch dann noch weiterbrannte, nachdem die Heizquelle ent fernt war, wobei das Eisen ein Aussehen zeigte, als ob man es in Alkohol getaucht und letzteren dann angezündet hätte. Das Wasserstoff enthaltende Eisen ist so hart, daß es sich nur schwer feilen und sägen läßt, dabei aber so spröde, daß es mit einem kräftigen Hammerschlag in Stücke zertrümmert werden kann. Nach dem Austreiben des Wasserstoffgases wird es weicher und nach dem Erhitzen bis zur Schweißhitze nimmt es in bezug auf Schmiedbarkeit und Zähigkeit dem schwedischen Eisen ähnliche Eigenschaften an. Das Eisen läßt sich beim Erhitzen im Schmiedefeuer ohne weiteres schweißen und in jede beliebige Form schmieden; es wurden verschiedene Probestücke auf diese Weise hergestellt. Bei einer solchen Bearbeitung werden jedoch Verunreinigungen eingeführt, und zwar ergaben die Analysen einen sehr geringen Gehalt an Kohlenstoff. Die Kathoden, welche 19 mm stark waren, hatten eine so rauhe Oberfläche, daß sie sich nicht zufriedenstellend zu Blech walzen ließen, obgleich es nicht ausgeschlossen ist, daß nach dieser Richtung hin noch Verbesserungen erzielt werden können, welche die Herstellung glatter Oberflächen ermöglichen. Der Niederschlag hängt so lose an den eingehängten Kathodenblechen, daß er sich ablösen läßt. Viel Zeit und Mühe verursachten auch die Ver suche, elektrolytisches Eisen ohne gleichzeitige Ver unreinigung des letzteren zu schmelzen. Die hier sich ergebenden Schwierigkeiten sind ganz erheblich wegen der erforderlichen hohen Temperatur und der chemi schen Verwandtschaft, welche das Eisen unter diesen Verhältnissen für viele Körper besitzt. Der Schmelz punkt des reinen Eisens scheint sehr nahe demjenigen des Platins zu liegen, obwohl die wirkliche Schmelz temperatur aus Mangel an geeigneten Meßapparaten noch nicht bestimmt worden ist. Es wurden für die Versuche verschiedene Modelle elektrischer Öfen konstruiert, von denen ein Ofen der Induktortype zur Verhinderung der Einführung des Kohlenstoffs am geeignetsten schien. Einigermaßen befriedigende Resultate erhielt man durch Erhitzen eines Schmelzfluß-Elektrolyten zwischen Graphitelek troden auf geeignete Temperatur und Einführung des Metalls in ein die Schmelze enthaltendes Bad. Das auf diese Weise erhaltene Metall ist zäh und hämmer bar, während es einen groben kristallinischen Bruch besitzt. Die chemische Verwandtschaft, welche das Eisen für Kohlenstoff besitzt, ist daraus ersichtlich, daß es in einem Graphit-Schmelztiegel ohne weiteres geschmolzen werden kann, während ein Schmelztiegel aus einem Silikat, welches auf eine bedeutend höhere Temperatur erhitzt wird, schmilzt, ehe das Eisen zu schmelzen beginnt. In ersterem Fall erzeugt die Ab sorbierung von Kohle eine leicht schmelzbare Eisen legierung. Weitere Versuche haben gezeigt, daß die Hyste- resis, Permeabilität und der elektrische Widerstand des elektrolytischen Eisens in hohem Grade von der Menge des in demselben enthaltenen Wasserstoffs ab hängig ist. Es wurde ein Eisenring in einer solchen Form niedergeschlagen, daß sich nach der Ewingschen Methode eine Hysteresis- und Permeabilitätskurve fest stellen ließ. Man fand, daß beim Erhitzen in kochen dem Wasser die Hysteresis mehrere Hundert Prozent herabsank. Bei weiterem Erhitzen im Ölbad bis 200° C. nahm dieser Wert noch mehr ab, jedoch in geringerem Grade als bei der ersten Erhitzung; bei einem Ver such, die Hitze bis auf 500° C. zu steigern, zerbrach der Ring, und eine weitere Fortsetzung des Versuchs mußte daher aufgegeben werden. Einige Probestücke geschmiedeten Eisens haben Werte für die Permea bilität ergeben, welche denen schwedischen Eisens mit höchster Permeabilität gleichkommen, jadiese sogarüber- treffen. Andere, scheinbar unter denselben Bedingungen hergerichtete Probestücke zeigten bei weitem ungünsti gere Resultate, so daß es noch nicht zulässig ist, in bezug auf die magnetischen Eigenschaften des elektro lytischen Eisens bestimmte Schlüsse zu ziehen.