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1. Juli 1904. Die elektrothermisehe Erzeugung von Eisen und Eisenlegierungen. Stahl und Eisen. 765 während des Prozesses (wie im Heroult-Ofen). Das Blasen müßte einen großen Elektroden abbrand verursachen. Durch Regulierung der Elektrodenstellung läßt sich die Temperatur im Ofen beliebig regeln. Die Möglichkeit, mit höherer Hitze zu arbeiten als im Martinofen, und die Tatsache, daß man im elektrischen Ofen mit neutralem Heizmittel arbeitet, bedingen die be sonderen Vorteile des elektrischen Raffinierofens. Abbildung 20 zeigt eine photographische Aufnahme des Kellerschen Doppelofens in Livet. sind unter sich verbunden. Der erste hoch stehende Ofen dient als Röstofen zum Austreiben von Wasser, Kohlensäure und zum Schmelzen des Erzes; der zweite Ofen, der eigentliche Hochofen, zur Reduktion der geschmolzenen Oxyde, und der dritte, ein Herdofen, besorgt die Raffination des Rohmetalls. Die beiden ersten Öfen arbeiten kontinuierlich, der dritte, der Frischofen, wird nur von Zeit zu Zeit abgestochen. Der erste Ofen, der Kalzinateur, erhält als Be schickung Erz und Zuschlag, die Erhitzung Der Hochofen liefert 24 Stunden aus Erz mit 55 °/° Eisen. Rechts, etwas tiefer, befindet sich der Raf finierofen, aus wel chem eben ein Ab stich von 3 t Stahl erfolgt. Arbeitet man nach dem Schrott prozeß, so lassen sich mit den beiden Appa raten 25 t Stahl in 24 Stunden her stellen. Der Erfinder denkt bei der Aus führung seines Ver fahrens hauptsächlich an brennstoffarme Länder, wie Chile, Brasilien. Es sind deshalb von ihm Ver suche mit chilenischen Erzen, mit neuseelän dischen Titaneisen sanden gemacht wor den, die befriedigende Ergebnisse geliefert haben. Vor kurzem studierte ein Ver treter der kanadischen Regierung den Prozeß in Livet. ungefähr 8 t Stahl in erfolgt durch Gichtgase, welche aus dem Reduk tionsofen stammen. Abbildung 20. Die halbgeschmolze nen Erze rutschen dann durch einen Ka nal in den Reduktions ofen , welcher mit einem Chargiertrich ter zur Aufgabe von Koks versehen ist. Der Koks kann vor geheizt werden. Im oberen Teile des Schachtofens vollzieht sich nun die Reduk tion, im unteren die Schmelzung. Damit das Niedersinken der Massen nach der heiße ren Zone keine Schwie- rigkeiten macht, hat der Erfinder den Schachtofen unten er weitert. Weil ferner die Reduktion durch festen Kohlenstoff nur sehr langsam und mangelhaft vor sich geht, so sorgt der Er finder für die Mög lichkeit der Reduktion durch Kohlenoxyd. Er bläst in den Herd Verfahren von Härmet. Das Verfahren von Härmet bietet nach Be sprechung der beiden vorhergehenden Verfahren prinzipiell nichts Neues mehr. Der Erfinder machte die Vorversuche in der Hütte der Fon- | deries, Forges & Acieries de St. Etienne. Wie derselbe dem Verfasser mitteilt, ist eine größere j Anlage auf der Usine Electromtallurgique in Albertville (Savoyen) im Bau. Härmet* benutzt I zur Erzeugung von Stahl aus den Erzen drei j Öfen, die in der zu errichtenden Anlage, wie es die nachstehende Abbildung 21 zeigt, ein gerichtet und angeordnet sind. Die drei Öfen * „Compt. rend. de Find, minerale“ 5, IV, 1902. des Ofens verbrannte kohlensäurehaltige Ab gase ein, die sich mit dem glühenden Koks zu Kohlenoxyd umsetzen. Die für die Reduktion und Schmelzung nötige Hitze wird durch den elektrischen Strom erzeugt, der durch mehrere Elektrodenpaare zugeführt wird. Die Anordnung der Elektroden ist aus den Abbildungen 22 und 23 ersichtlich. Der Hochofen besitzt einen Vor herd und eine Ablaufrinne für das Metall, außer dem einen Lür mann sehen Schlackenstich. Das Metall sinkt auf den Boden, Schlacke und un- reduziertes Erz schwimmen oben. Das Roheisen fließt nach dem „Regulator“ ab. Dieser Regu lator ist der Raffinierofen, eine Art elektrischer Martinofen, dessen Einrichtung aus den Ab bildungen 24 bis 26 zu ersehen ist. Die Er-