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1. Juli 1904. Die elektrothermische Erzeugung von Eisen und Eisenlegierungen. Stahl und Eisen. 763 beiden Elektroden d und e eingeführt werden. Der Boden des Ofens ist gewölbt, f ist der Ausguß, durch welchen beim Neigen des Ofens das Metall abfließt. Die Elektroden sind an einem Halter an der Rückwand des Ofens befestigt, letzterer kann durch ein Zahnrad gehoben und gesenkt werden. Die Elektroden stecken in einer Metallhülle, umgeben von Kupferkeilen, die durch Schrauben und Spindeln angezogen werden können. Die beiden Elektroden sind hintereinander geschaltet. Der Hero ult sehe Kippofen hat aber, zum Unterschied von den anderen Raffinieröfen, in der Rückwand Winddüsen n, wie ein Bessemer- den Zweck hat, das Bad zu erhitzen ohne Hinzu tritt einer Flamme oder oxydierender Einflüsse. Die erste Schlacke wird nachher abgegossen und neue Zuschläge eingesetzt, so daß sozusagen schließlich alle Verunreinigungen aus dem Bade herausgewaschen werden. Durch Zusatz von Kohlenstoff oder anderen Substanzen wird eine vollständige Desoxydation erreicht. Auf diese Weise werden Phosphor, Schwefel oder was man sonst will aus beliebigem Rohmaterial entfernt. Verfahren von Keller. Das Verfahren von Albert Keller gehört der Compagnie electrothermique Keller, Leleux Konverter, diese sind so angeordnet, daß der Wind auf das Bad bläst; sie tauchen unter, wenn der Ofen rückwärts geneigt wird. Die Neigung des Ofens und die Bewegung der Elektroden geschieht durch eine hydrau lische Vorrichtung. Abbil dung 17 zeigt eine photogra phische Außenansicht des in La Prax in Betrieb befind lichen Kippofens.* Derselbe faßt Chargen von 3 t und erhält Wechselstrom von 4000 Amp. bei etwa 60 Volt zugeführt. Ein ähnlicher Ofen ist in Schweden auf einem Werke zwischen Granbergsdal und Kortfors (Nora—Karlskoga-Bahn) in Betrieb. Anderseits soll auf einem Thomas werke das Ver fahren in einem 600 P. S.- Ofen mit 5 t-Chargen zur Ausführung gelangen, wobei eine Gichtgasmaschine die e Kraftquelle bilden wird. Nach Angabe des Erfinders werden in Frankreich nach seinem Verfahren mit kaltem Schrott täglich 6 bis 7 t, in Schweden fast ebensoviel erzeugt. Zum richtigen Verständnis der Arbeitsweise sind noch einige Ausführungen wichtig, die Hroult selbst gibt: Eisenabfälle mit oder ohne Roheisen werden in dem elektrischen Ofen selbst eingeschmolzen oder in denselben in ge schmolzenem Zustande aus einer Gießpfanne, aus einem Wellmanschen Kippofen oder einem Konverter eingegossen. Die Hauptsache dabei ist, daß das geschmolzene Metall überblasen (überoxydiert) und schlackenfrei ist. Man bedeckt dasselbe dann mit einer künstlichen Schlacke und läßt den Strom hindurchgehen, welcher nur * „Electroch. Industry“ 1903, 449. „Zeitschr. für Electrochemie" 1903, 9, 556 und 655. Abbildung 17. & Cie. und wird ausgeführt in Kerrousse bei Hennebout und in Livet an der Romanche (Isere). Keller versuchte auch zuerst, in einem und dem selben Ofen Erze direkt in Stahl zu verwandeln; da das aber nicht gelang, so zerlegte er den Prozeß ebenfalls in zwei Teile: Reduktion und Raffination, wie bei den alten Hüttenprozessen. Zu diesem Zwecke hat er, wie Abbildung 18 zeigt, zwei Öfen terrassenförmig aufgestellt,* von denen der obere eine Art Hochofen für die Erzreduktion vorstellt, während der untere zur Umwandlung des vorher erzeugten Roheisens in Stahl dient. Der Hochofen hat den Zweck, große Mengen Erz durchzusetzen und zu redu zieren, und zwar in ununterbrochenem Gange. * Keller: Iron and Steel Inst. 1903.