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15. Juli 1904. Vierteljahrs- Marktberichte. Stahl und Eisen. 861 vermöge ihrer hohen Beteiligungsziffer vollen Absatz | hatten und häufig noch mit Überschichten arbeiteten, ' waren die alten Syndikatszechen, deren Anteil am Syndikatsabsatz geringer geworden ist, gezwungen, häufiger Feierschichten einzulegen. Es war ferner mit den Schwierigkeiten zu rechnen, die die neue Ein richtung des Kohlenkontors mit sich führte. Dem glatten Koksabsatz stand die Inbetriebsetzung mehrerer neuer Kokereien im Weg. Industriekohlen fanden sonst schlanken Absatz; nur in groben Nüssen herrschte zeitweilig Absatzmangel. Der Verein für den Verkauf von Siegerländer Eisenstein ließ für das zweite Vierteljahr eine weitere Einschränkung der Förderung von 15 °/o auf 30 °/o eintreten und behielt die seitherigen Preise bei. Da aber die niederrheinisch-westfälischen Hochofen- werke aus Preisrücksiehten einen großen Teil ihres Bedarfs in manganhaltigen Erzen aus dem Auslande bezogen und die Siegerländer Hochofenwerke an Mangel an Aufträgen in Puddel- und Stahleisen litten, ge staltete sich das Verhältnis auf dem Erzmarkt nicht besonders günstig. Auch im nassauischen Eisenstein wurde das Geschäft noch stiller und wurden wenig Abschlüsse für das nächste Quartal gemacht. Der Siegerländer Verein hat inzwischen eine Preisermäßi- | gung für das dritte Vierteljahr beschlossen. Die Lage des Roheisenmarktes änderte sich in der Berichtszeit nicht. Die Abrufungen in Gießerei roheisen waren befriedigend und es war größere Nei gung zu Abschlüssen auf längere Lieferzeit vorhanden. Im übrigen gestaltete sich für die reinen Hochofen werke die Lage schwierig, weil die gemischten Werke ihre Roheisenproduktion vielfach so verstärkt haben, daß sie nicht nur ihren eignen Bedarf decken, sondern häufig noch mit ihrer Mehrerzeugung an den Markt kommen. Die Besserung, die zu Ende des ersten Viertel jahrs im Stabeisengeschäft fühlbar wurde, hielt für das zweite Vierteljahr an, wenn auch wesentliche Preissteigerungen nicht eingetreten sind. Für Fluß stabeisen blieben die Preise dieselben ; dagegen gelang es, die allzu niedrigen Schweißeisenpreise, welche im ersten Vierteljahr noch zurückgeblieben waren, für den engeren Bezirk um 5 zu erhöhen. Lohnend sind die Stabeisenpreise damit für diejenigen Werke noch nicht geworden, welche die Rohstoffe kaufen müssen. Auch machte sich gegen das Ende der Berichtszeit wieder das Angebot des Großhandels fühlbar, der auf . Grund seiner billigen Einkäufe im ersten Vierteljahr unter den Preisnotierungen der Walzwerke selbst anbot. Das Geschäft in Walz draht war sehr lebhaft, mußte aber für die Dauer der Berichtszeit noch zu den alten sehr niedrigen Preisen abgewickelt werden, während für das dritte Vierteljahr ein Preisaufschlag von 7,50 M beschlossen wurde, der den Walzdraht wieder auf den Preisstand des Vorjahrs bringt. Das Geschäft in Grobblechen nahm einen ruhigen Fortgang. Es kamen u. a. mehrere größere Lieferungen für den Bau von Schiffen zum Abschluß. Der Eingang von Aufträgen war, wenn auch nicht befriedigend, so doch ausreichend, um die Betriebe der meisten Werke regelmäßig zu beschäftigen. Die Preise waren im allgemeinen nach wie vor unlohnend, vor allem infolge des Kampfes, den der Grobblech verband mit einigen außerhalb stehenden Werken zu führen hatte. Das Geschäft in Feinblechen besserte sich. Der Verkehr mit dem Ausland bewegte sich nach wie vor in sehr engen Grenzen. Über die Beschäftigung in Eisen bahn material war, was die Staatsaufträge anbetrifft, nicht zu klagen. Für Privatunternehmungen dagegen machte sich die Belebung des Marktes noch immer nicht bemerkbar; vielmehr war das Geschäft bei ungenügenden Preisen anhaltend sehr ruhig und brachte den Werken geringe Beschäftigung. Die Nachfrage nach gußeisernen Röhren hob sich in der Berichtszeit in etwa, konnte aber eine genügende noch nicht genannt werden. Die Maschinenfabriken konnten leider eine Besserung der gedrückten Preise noch nicht erzielen. Die Preise stellten sich wie folgt: Dr. W. Beumer. Monat April Monat Mai Monat Juni Kohlen und Koks: a a a Flammkohlen .... 9,75—10,25 9,75-10,25 9,75-10,25 Kokskohlen, gewaschen 9,50 9,50 9,50 „ melierte,z. Zerkl. - — — Koks für Hochofenwerke 15,00 15,00 15,00 „ „ Bessemerbetr. . — — — Erze: Rohspat 10,70 10,70 10,70 Geröst. Spateisenstein . Somorrostro f. a B. 15,00 15,00 15,00 Rotterdam . . . — — — Roheisen: Giefsereieisen Preise J Nr •I- abHutte(Hämatit: : 66,00 66,00 66,00 64,00 67,00 64,00 67,00 64,00 67,00 Bessemer ab Hütte . . — — — Preise (Qualitäts- Pud- Pet5e J deleisen Nr. I. s 1Qualit.-Puddel- Siegen l eisen Siegeri. | 56,00 56,00 56,00 Stahleisen, weifses, mit nicht über 0,10/0 Phos phor, ab Siegen . . 58,00 58,00 58,00 Thomaseisen mit min- destens 1,5 0/0 Mangan, frei Verbrauchsstelle, netto Cassa .... 57,00 - 58,00 57,00 - 58,00 57,00—58,00 Dasselbe ohne Mangan . — — — Spiegeleisen, 10 bis 120’0 Engi. Giefsereiroheisen 67,00 67,00 67,00 Nr. 111, frei Ruhrort 66,00 66,00 66,00 Luxemburg. Puddeleisen ab Luxemburg . . . 45,00 45,00 45,00 Gewalztes Eisen: Stabeisen, Schweifs- . . 122,50 125,00 125,00 n Flufs- .... 112,50 112,50 112,50 Winkel- und Fassoneisen zu ähnlichen Grund- preisen als Stabeisen mit Aufschlägen nach der Skala. Träger, ab Burbach . . 105,00 105,00 105,00 Bleche, Kessel- .... 150,00 150,00 150,00 „ secunda . . . 125,00 125,00 125,00 „ dünne .... Stahldraht, 5,3 mm netto 125,00 125,00 125,00 ab Werk DrahtausSchweilseisen, — — gewöhnl. ab Werk etwa — besondere Qualitäten — — — II. Oberschlesien. Allgemeine Lage. Der Eisen- und Stahl markt des vergangenen Vienteljahres bot im allgemeinen in bezug auf Nachfrage und Preisbewilligung das gleiche Bild, wie das Vorquartal. Die Verhandlungen über die Gründung eines Oberschlesischen Stahlwerks-Ver bandes im Verein mit dem damit in Aussicht stehen den festen Zusammenschluß mit den übrigen deutschen Werken wirkten auch im Berichtsvierteljahr belebend auf den Markt, und wenn auch zunächst nur wenig Preisaufbesserungen dadurch eintraten, so darf doch im allgemeinen die Situation als eine mehr und mehr gesundende angesehen werden. Fast in allen Zweigen der Eisen- und Stahl-Industrie zeigte sich wieder regeres Leben, und erfreulicherweise hörten auch die Preistreibereien im Alteisengeschäft dank der im Vor quartal dafür geschaffenen Einkaufs-Organisation auf. Kohlen. Das Kohlengeschäft nahm am Anfänge des Vierteljahres nach dem Inkrafttreten der Sommer preise und durch den guten Wasserstand der Oder begünstigt einen erfreulichen Verlauf. Die Bestellungen auf Industriekohlen erfolgten regelmäßig und in solchem Maße, daß die kleinen Körnungen häufig vom Bestände