Volltext Seite (XML)
Malapane war die Pflanzstätte der gesamten preußischen Eisenindustrie geworden. Fast alle Eisenhüttenleute hatten hier ihre Erziehung ge nossen, und die um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Übergang zur Steinkohlen- und Koks verwertung auf blühende rheinisch-westfälische Eisenindustrie hatte ebenfalls ihre grundlegenden Erfahrungen hier gesammelt. Die höchste Blüte erreichte das Werk, als sein Leiter Ludwig Wachler, welcher bereits 25 Jahre im Dienste der oberschlesischen Eisenindustrie stand, 1850 Oberhütteninspektor in Malapane wurde.* Die Zeiten hatten sich indessen geändert. Die Holzkohle, welche man um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch für unentbehrlich für die Herstellung guten Roheisens im Hochofen und guten schmiedbaren Eisens im Frischfeuer hielt, ließ sich einerseits nicht mehr in genügenden Mengen beschaffen, anderseits wurde nach Er findung der Flußeisenverfahren die gute Beschaffen heit des Holzkohleneisens auch auf andere Weise, wenigstens für die meisten Verwendungsarten, vollkommen erreicht. Wachler starb am 26. Februar 1865. Man darf sagen, daß mit dem Tode Wachlers die Blüte zeit des Werkes vorbei war. Er mußte es noch erleben, daß die Frischfeuer in Dembiohammer zum Erliegen kamen. Bald nach seinem Tode wurden auch die in Jedlitze und Malapane kalt gelegt. Der Holzkohlenhochofen fristete sein Dasein bis 1872. Man führte 1871 zum Er sätze die Erzeugung von Temperguß, nament- * Außer den vorzüglichen .Schriften dieses großen Metallurgen selbst vergl. man: Dr. Fechner: Ge- , schichte des schlesischen Berg- und Hüttenwesens bis I 1806 in der „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preußischen Staate“; Wedding: Johann Friedrich Wedding, „Verhandlungen des Ver eins zur Beförderung des Gewerbfleißes" 1899, und ! desselben: Jugenderinnerungen aus Oberschlesien, „Zeitschrift Oberschlesien“ 1902. lieh für Räder zu kleinen Förderwagen über und unter Tage, ein und machte Malapane zu einer Maschinenbau- und Reparaturwerkstätte für die fiskalischen Berg- und Hüttenwerke Ober schlesiens , welche die großen Maschinenwerk stätten in Gleiwitz ergänzte. Als solche stellte sie bereits 1864 die nach dem Entwurf des Verfassers ausgearbeiteten Eisenteile für die erste Bessemer anlage in Königshiitte dar und zeichnete sich auch später durch vorzügliche Leistungen aus. Diese Stellung hat Malapane bis zum heutigen Tage mit Erfolg bewahrt. Mehrfach trat die Frage des Verkaufs von seifen des Fiskus in den Vordergrund, das 7. Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts war dem Verkauf fiskalischer Werke besonders günstig. Man sah ein, daß Private mit günstigeren ökonomischen Erfolgen ar beiten konnten, als der Staat mit seiner schwer fälligen Verwaltung, man übersah dabei aber den großen Nutzen der Staatswerke als Bildungs anstalten. Groß war die Neigung der Privat leute nicht, ein so ungünstig gelegenes Werk zu kaufen, und so unterblieb der Verkauf. Ob wohl allerdings die Lage sehr ungünstig ist, weil die Frachten des Roheisens und der Kohlen sehr hoch sind und das Werk auch von den Verbrauchsstätten der gebauten Maschinen und Einrichtungen weit entfernt liegt, so hat das Werk es doch verstanden, durch vortreffliche Arbeiten, saubere und gediegene Ausführung der ihm er teilten Aufträge und pünktliche Lieferung selbst in den Zeiten tiefen Niedergangs der Eisen industrie sich erhalten und dem Staat Über schüsse abliefern zu können. Seit 1902 stehen Gleiwitz und Malapane unter einem gemeinsamen Direktor. Jedenfalls kann jetzt nach 150 Jahren seines Bestehens das Werk mit Stolz auf seine rühm- und segensreiche Vergangenheit zurück blicken. Die elektrothermische Erzeugung von Eisen und Eisenlegierungen. Von Professor Dr. B. Neumann - Darmstadt. (Fortsetzung von Seite 688.) Verfahren von Höroult. Paul L. Heroult gelang es schon im Jahre 1900, in seinem Apparat betriebsmäßig ] Eisenprodukte auf elektrothermischem Wege zu erzeugen. Die ersten größeren Versuche wurden | bei der Socit electrometallurgique franaise in 1 Froges ausgeführt. Heroult benutzt verschie- | (Nachdruck verboten.) dene Apparate, je nachdem Roheisen oder Stahl erzeugt werden sollen. Die Apparate haben dabei mehrfache Wandlungen durchgemacht. Der Hoch ofen zur Erzeugung von Rohmetall in seiner letzten Form (Franzos. Pat. 733 040, 1903) zeigt folgende Konstruktion (Abbild. 13):* Der Ofen * „Electrochem. Industry" 1903, I, 467.