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1. Juli 1904. Zur Geschichte des fiskalischen Eisenhüttenwerkes Malapane in 0.-S. Stahl und Eisen. 759 schaffen hatte, denn auch nach dem glücklichen Abschluß der drei Schlesischen Kriege war Kugelguß ein wichtiger Betriebszweig geblieben. 1783 goß man Kanonen und errichtete 1785 eine Bohrhütte zum Ausbohren von Geschützen. Das Werk wurde auch von den späteren preußischen Herrschern der besonderen Be achtung gewürdigt. 1789 besuchte es König Friedrich Wilhelm II. mit dem Kronprinzen, 1839 Prinz Friedrich von Preußen. In den ersten hundert Jahren seines Be stehens wechselten, wie überall im Lande, vielfach die günstigen und die ungünstigen Verhältnisse für die Eisenerzeugung. Da die Hütte auf die Forstwirtschaft hinsichtlich des Holzbezugs zur Verkohlung angewiesen war, so mußte sie auch eine bestimmte Menge von Holz zu angemessenen Preisen zur Verfügung haben. Es war daher ganz gerechtfertigt gewesen, daß [ Friedrich der Große durch einen 1755 voll- i zogenen ersten Etat ein bestimmtes jährliches Quantum und die Preise für das Holz festsetzte. Freilich änderte sich dies mit dem Todesjahr i des großen Königs 1786. Die Steigerung der Holzpreise nahm beständig zu. Die Werke empfanden die infolgedessen gesteigerten An forderungen des Forstes sehr drückend, um so mehr, als ihnen auch der eigene Schlag ent zogen wurde und die Preise ganz nach der all gemeinen Taxe berechnet wurden. Es wurde, da Forst und Hütte unter verschiedenen Ver waltungen standen, selten die nötige Rücksicht auf die Rentabilität beider Zweige genommen. Ja es wäre wahrscheinlich überhaupt oft ein rentabler Betrieb unmöglich geworden, wenn nicht die Nähe der Holzschläge in den Forsten einen sehr geringen Anrückelohn erfordert hätte und durch Verbesserung der Betriebsvorrichtungen und größte Sparsamkeit ein Gleichgewicht er zielt worden wäre. Es war dies übrigens keine Ausnahme; auch in anderen Gegenden, so im Harze, wurden zu gewissen Zeiten die Eisen hüttenwerke als die besten Verwerter des Holzes angesehen, dann aber wieder wurde den Hütten werken das Holz so sehr verteuert, daß der Forst allein den Gewinn zog. Es wurden daher auch für Malapane stets wieder neue Ver fügungen erlassen, so z. B. im Jahre 1838 durch die Staatsminister von Ladenberg und von Alvensleben, wonach den königlichen Hüttenwerken der Provinz Schlesien die Be nutzung der ihnen nahegelegenen Schläge in den königlichen Forsten bis zur Deckung ihres Bedarfs vorzugsweise überlassen werden sollte. Aber auch das änderte sich im Laufe der Zeit, und als das Werk sein hundertjähriges Jubi läum feierte, war man nicht ohne Sorge, ob sich der Betrieb des Hochofens mit Holzkohle noch aufrecht erhalten ließ. Das Holz wurde stets in dem Walde in Meilern verkohlt. Die Eisenerze waren bis zur Beendigung des Siebenjährigen Krieges im wesentlichen nur Wiesenerze, welche wegen ihres Phosphorgehalts sehr geeignet waren, ein für die Munition gutes Roheisen zu erzeugen, welches unmittelbar aus dem Hochofen vergossen wurde. Seit man aber vom Jahre 1765 an auch ein für das Ver- I frischen taugliches Roheisen erblasen wollte, ' konnte man naturgemäß diese phosphorreichen Erze nicht verwenden und man mußte sich in | die Gegend von Tarnowitz wenden, wo phosphor ärmere Brauneisenerze in der Triasformation in großer Menge aufgedeckt worden waren. Erst im Jahre 1775 gelang es, bei Tarnau ein j den Tarnowitzer Erzen ähnliches Lager von | tonigen Brauneisenerzen aufzufinden, welche nun- i mehr eine erhebliche Grundlage des Malapaner Hochofenbetriebes wurden. Als aber auch diese Erze allmählich seltener und ärmer wurden, fand man glücklicherweise auf einem an Tarnau angrenzenden Gute Großstein ein neues Lager von sehr guten Eisenerzen, welche von nun an von dort aus bezogen wurden. Man konnte im Jahre 1795 sogar diese Großsteiner Erze für sich allein verhütten. Endlich fand man an der an Polen angrenzenden Seite Schlesiens in dem Kreuzburger Kreise eine reiche Quelle von Toneisenstein. Diese wurden seit 1780 aus gebeutet. Freilich waren diese Förderungen 4 bis 5 Meilen vom Werke entlegen und die Erze mußten mit Fuhren herangeschafft werden. Man setzte daher 1785 einen Hüttenpächter ein, welcher unter der Oberaufsicht des Hütten amtes blieb. Indessen seit 1828 wurden diese ; Erze infolge der erhöhten Holzkohlenpreise ebenfalls zu teuer, und man verzichtete auf ihre Verwendung, wandte sich vielmehr wiederum den ' Tarnauer Erzen zu. Es gelang, durch zweckmäßige Gattierung verschiedener Eisenerze nicht nur geeignetes Roheisen für Graugußwaren, sondern auch für Hartwalzen, welche bald einen Weltruf gewannen, i zu erblasen. Das Material-Roheisen für die Frischfeuer konnte, nachdem seit 1805 ein einziger, wenn 1 auch größerer Hochofen in Betrieb gesetzt war, nicht in ausreichender Menge erzeugt werden, mußte vielmehr, wenigstens zum größten Teil, ! von benachbarten Privathütten angekauft wer den. Vorübergehend lieferten auch die fiskali- | sehen Kokshochofenwerke einen Teil des Roh eisens. Der steigende Preis der Holzkohle be wirkte im übrigen, daß man so viel wie mög lich auf Steinkohlen Übergriff und diese zu allen Feuerungen, wie Schmied- und Zeugfeuern usw., verbrauchte, ja man benutzte Koks auch als Zusatz zur Holzkohle. Die beiden zuerst erbauten Hochöfen hatten einen etwa 8 m hohen Kernschacht. Erst nach- I dem Graf von Reden eine Reise durch England