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Überhitzung des „heruntergehenden Ofens“ mit überschüssigem Winde; beide zeigen, wie stär kere Hitze stärkeren Siliziumverlust verursacht. Wenn man nun mit gleichmäßigem und gut durchgeschmolzenem Eisen Stücke von verschie denen Wandungen aus einer und derselben Pfanne gießt, so zeigen diese Stücke je nach der Schnelligkeit ihrer Abkühlung, welche von der Stärke der Stücke abhängt, verschiedenes Gefüge und damit verschiedene Festigkeit, Härte usw.; * die dünnsten Stücke sind ganz hell, vielleicht sogar weiß, während dicke Stücke ganz weiches, grobes und dunkles Korn zeigen. Daraus folgt umgekehrt, daß man verschiedene Gattierungen setzen muß, wenn man in ver schiedenartigen dünnen oder starken Stücken ein möglichst gleichartiges, mittelmäßiges Korn bei guter Festigkeit haben will; so muß das Eisen für dünne, etwa 2 mm starke Stücke ganz * Vergl. meine Veröffentlichungen in „Stahl und Eisen“ vom 15. Januar und vom 1. Februar d. J. anders zusammengesetzt sein, als für starke Abgüsse von 400 bis 500 mm usw. Dicke. Aus Unkenntnis dieser Verhältnisse ist früher viel versehen worden, und vielfach ist es heute noch nicht besser bestellt. Mit peinlichster Ge wissenhaftigkeit klammert sich heute noch man cher an überlieferte, oder für teures Geld be zahlte „Rezepte“ und mischt sich aus Nummer I und Nummer III irgendwelcher warm empfoh lenen „Glückauf-Hütte“ sein Eisen zusammen, ohne zu wissen, was ihm unter diesen Titeln I und III auf den Hof gerollt ist, welchen Schwan kungen die Gehalte der einzelnen Lieferungen, selbst von kurz hintereinanderfolgenden Ab stichen bestgeleiteter Hochöfen ausgesetzt sind. Mancher meint auch wohl, daß das Teuerste das Beste sei, und verwendet, wie in guter alter Zeit, übermäßig viel höher bezahlte Hämatit eisen ; andere wollen mit aller Gewalt sparen und verderben sich Eisen und Ruf mit recht billigen Überschüssen von Luxemburger Eisen mit 1,8 bis 2 °/o Phosphor. (Schluß folgt.) Das Königliche Materialprüfungsamt der Technischen Hochschule Berlin. f In der Nähe des Bahnhofes Groß-Lichter felde-West auf dem Gelände der Domäne Dahlem ist Ostern dieses Jahres das Königliche Mate rialprüfungsamt der Technischen Hoch schule Berlin eröffnet worden. Aus diesem Anlaß hat der verdiente Direktor der Anstalt Geh. Reg.-Rat Professor A. Martens in Verbindung mit dem Bauleiter Königlichen Landbauinspektor M. Guth im Auftrag des Kultusministers eine mit zahlreichen Textfiguren und sechs Tafeln aus gestattete Denkschrift* herausgegeben, der über die geschichtliche Entwicklung, die Einrichtungen und die Ziele des Materialprüfungsamtes folgen des entnommen ist: Vier Jahrzehnte sind es her, seit der noch heute lebende Geheime Regierungsrat Dr. ing. A. Wöhler, damals Vorsteher der Eisenbahn reparaturwerkstätte in Frankfurt a. 0., seine ersten Arbeiten über Dauerversuche veröffentlichte, die das Interesse an der Metallprüfung erweckten und wachriefen, so daß durch Erlaß des Mini steriums der geistlichen, Unterrichts- und Medi- zinal-Angelegenheiten vom 15. Juni 1870 die Weiterführung der Wöhlerschen Materialunter- * Verlag bei Julius Springer in Berlin. Das Amt hatte die Freundlichkeit, der Redaktion Aushängebogen des Werkes, das 380 Seiten in groß Quartformat ent hält, zur Verfügung zu stellen. [ Buchungen in der damaligen Gewerbeakademie zu Berlin angeordnet und 1871 dem Professor Spangenberg daselbst übertragen wurde. Fünf Jahre später erhielt die Versuchsanstalt er weiterte Einrichtungen und zugleich den Namen: „Versuchsstation zur Prüfung von Stahl und Eisen“. Im Jahre 1877 erstrebte Professor Dr. Wed ding die Gründung einer „Versuchsanstalt für das preußische Eisenhüttenwesen“ in Verbindung mit der dem Ministerium für Handel und Gewerbe unterstellten Bergakademie in Berlin, ein Plan, der von Professor Spangen berg und dem Direktor der Gewerbeakademie Reuleaux bekämpft wurde. Es erfolgte zwar bei der Bergakademie die Gründung der Chemisch-Technischen Versuchs anstalt unter Leitung von Professor Dr. Finken er, doch blieb die Mechanisch-Technische Ver suchsanstalt ebenso wie die 1875 errichtete Prüfungsstation für Baumaterialien mit der Gewerbeakademie verbunden, und beide In stitute wurden 1879 in gleicher Weise der Königlichen Technischen Hochschule zugeteilt. I Im selben Jahre wurde für alle drei Technische Versuchsanstalten eine gemeinsame „König liche Aufsichtskommission“ eingesetzt, welche das Arbeitsfeld, die Arbeitsordnung und