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Tatsache: Ich gebe in Abbild. 16 die gemessene Kurve an einer 2000 P. S.-Maschine der Kraft übertragungswerke Rheinfelden (Abbildung 17). Wenn ich den Leerlauf dieser Maschine annehme, so beträgt er für das erregte Aggregat wie er wähnt etwa 12 °/o. Wenn ich nun die Dampf menge berechne, welche bei den verschiedenen Belastungen auf 1/4, 1/2, 3/4 und voll gemessen worden sind, und wenn ich nach Abzug des Leerlaufs die Dampfmenge berechne, die die Maschine verbraucht, so ergeben sich 6,2 kg in der Kilowatt-Stunde für alle Belastungen. Daraus geht hervor, daß die Maschine unter allen Be lastungen nacli Abzug des reinen Leerlaufs be züglich des Dampfverbrauchs vollständig gleich mäßig arbeitet. Ich glaube überhaupt nicht, daß man größere Anforderungen an den ökonomischen Betrieb von Maschinen unter verschiedenen Belastungsverhält nissen stellen kann. Endlich möchte ich noch kurz einige weitere Vorteile der Turbinen erwähnen und zwar vor allem die ausgezeichnete Regulierung. Die Differenz der Ge schwindigkeit zwischen Vollbelastung und Leerlauf beträgt 2°/0. Die Turbine kann ohne erhebliche Schwankungen von der vollen Leistung auf vollen Leer lauf und umgekehrt plötzlich auf einen Ruck geschaltet werden. Die Umdre hungszahl weicht hierbei vom Mittel nur um etwa 11/2 °/0 ab und der Be harrungszustand ist in etwa 5 bis 6 Se kunden wieder erreicht. Ich glaube, daß sie in bezug auf Sicherheit und Genauigkeit der Regulierung jeden an dern Kraftmotor übertrifft. Weiter kommt die außerordentliche Platzerspar nis in Betracht, sowie der Umstand, daß bei Anwendung von Oberflächen- Kondensation ohne weiteres das Kondensat des ölfreien Dampfes zum Speisen der Kessel benutzt werden kann, bezw. bei Maschinen, die mit Gegen druck arbeiten, die Verwendung des Abdampfes zu Heizzwecken möglich ist; endlich noch die außerordentliche Ölersparnis, indem der Öl verbrauch gegenüber der Dampfmaschine nur einen kleinen Bruchteil ansmacht, und die Ein fachheit der Bedienung. Die Elektrizitätswerke, die jetzt Dampfturbinen haben, leiden darunter, daß sie zu viel Personal haben und daß das Personal für die Bedienung der Dampfturbine keine Beschäftigung mehr hat. Wie sehr die Dampfturbine sich bereits ein gebürgert hat, dafür möchte ich Ihnen nur in Ziffern angeben, was meine Firma allein auf dem europäischen Kontinent geliefert und ver kauft hat. Es befinden sich zurzeit 60 Maschinen im Betrieb mit rund 50 000 P.S. Die sämtlichen Bestellungen belaufen sich auf 190 Maschinen mit rund 225 000 P. S. Sie sehen aus diesen Ziffern, daß die mittlere Leistung über 1000 P.S. beträgt, wobei allerdings in Betracht kommt, daß sich darunter 6 Dampfturbinen von je 8- bis 10000 P.S. befinden. Zum Schluß möchte ich noch einiges über das letzte Anwendungsgebiet der Dampfturbine sagen, nämlich über ihre Verwendung zum Schiffsbetrieb. Hier ist es wieder Parsons gewesen, der mit seinen Freunden zuerst ver sucht hat, die Dampfturbine für den Schiffs betrieb zu verwenden, indem er Anfang der 90er Jahre ein kleines Schiff „Turbinia" kon struierte. An der Hand der Versuche mit diesem Schiff hat er die Grundsätze aufgestellt, nach welchen die Schrauben für die in Frage stehenden Umdrehungszahlen konstruiert werden müssen. Da die Zeit so weit vorgeschritten ist, so bin ich nicht in der Lage, näher auf die Frage einzugehen; ich möchte nur erwähnen, daß der Verwendung der Dampfturbinen zum Schiffsbetrieb eine außerordentlich große Zukunft bevorsteht, indem vor allem für große und schnelle Schiffe die Dampfturbine unbedingt vorzuziehen ist. Daß dies auch zum großen Teil anerkannt wird, beweist wohl der Umstand, daß bis heute 24 Schiffe mit rund 300 000 P.S. Leistung be stellt worden sind. Hierunter befinden sich allerdings zwei Cunard-Dampfer mit je 75 000 P.S. so daß diese Schiffe allein die halbe Maschinen leistung aller bisherigen Bestellungen darstellen, Was diese letzteren Riesendampfer anbetrifft, so wäre es in der Tat kaum möglich, Maschinen mit einer Leistung von 75 000 P.S. als Kolben dampfmaschinen in ein Schiff zu bringen. Die Vorteile beruhen in einem geringeren Platzbedarf, Abbildung 16. Dampfverbrauchskurve einer Parsons - Turbine von 1400 KW.