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Hand hat, den Kippwinkel, je nach Größe und Beschaffenheit der Erz- und Koksstücke, durch die Erfahrung zu bestimmen, und außerdem der doppelte Gicht Verschluß eine mindestens ebenso gleichmäßige Verteilung gewährleistet wie die Zuverlässigkeit der Gichtarbeiter bei zentraler oder peripherischer Schüttung. In bezug auf Gasfänge war man bis jetzt sehr ängstlich. Viele Hochofenleute zogen das Zentralrohr vor, um eine gleichmäßige Verteilung der Gase innerhalb das Ofenquerschnitts zu bewirken. Es läßt sich ja nicht leugnen, daß ein solcher Gasfang dem Bestreben der Gase, an den Wänden aufzusteigen, wirksam entgegen arbeitet. Wenn man aber bedenkt, daß gerade bei dem heutigen forcierten Betriebe ein ziem lich hoher Druck an der Gicht herrscht, daß also die Gase eigentlich nicht abgesaugt, sondern in die Leitung hineingedrückt werden, so wird man zugeben müssen, daß diese Ängstlich keit doch etwas übertrieben ist. Diese kost spielige Konstruktion wird nur in einzelnen Fällen, und zwar dann angebracht sein, wenn man feine und mulmige Erze verhüttet, weil ein großer Teil dieser Erze bei seitlichen Gas abzugsleitungen vom Gasstrome mit fortgerissen werden könnte, ein Fall, der im Minetterevier wohl kaum vorkommt. Bei der Anlegung einer automatischen Begichtungsvorrichtung kommen auch nur seitliche Gasfänge in Betracht; aus dem Grunde sind auch die amerikanischen Hoch öfen fast ausnahmslos mit solchen versehen. Um sich auch in diesem Falle eine möglichst gleichförmige Gasentnahme zu sichern, haben einzelne lothringische Hochofenwerke vier sym metrisch um die Gicht angeordnete seitliche Gas fänge angewandt, die sich oberhalb der Gicht in ein Zentralrohr vereinigen. Bei dieser An ordnung wird durch Anbringung von zwei symmetrischen Gasleitungen an diesem Zentral rohr dafür gesorgt, daß die vier Gasfänge sich unter denselben Druckverhältnissen befinden. Durch eine Gasabzugsleitung wird der Zweck unvollkommen erreicht; der Ofen wird hierbei, wenn auch in geringem Maße, Neigung zum Schief ziehen zeigen. Viele Halten zwei symmetrische, seitliche Gasabzugsrohre für vollständig ge nügend, vorausgesetzt, daß sie in angemessener Höhe über der Schmelzsäule in die Gicht hinein münden. Bei Erfüllung dieser Bedingung und infolge des oben erwähnten Druckes an der Gicht wird man eine ganz befriedigende Gas verteilung, d. h. Wärmeabgabe und Reduktions- wirkung, erwarten können. Über das Hochofenprofil lassen sich nur ganz allgemeine Bemerkungen machen, da man über die Vorgänge im Hochofen und deren Auf einanderfolge nicht genauer unterrichtet ist. Von Bedeutung sind Größe der Koks- und Erz stücke, Beschaffenheit und Zerreiblichkeit der selben, Winddruck, Temperatur usw. Jedes Hochofenwerk hat sein besonderes Profil und findet triftige Gründe, es zu befürworten. Auch gibt es kein Profil, das vollständig frei von Rohgang und Hängen wäre. Im Minetterevier gilt jetzt ein Hochofeninhalt von 500 bis 550 cbm, mit einer Tageserzeugung von 180 bis 200 t Roheisen, als zweckentsprechend. Man scheint jetzt mit Vorliebe nicht allzu schlanke, etwas weite Profile zu wählen, was mit der Vermehrung der Formen und der größeren Er zeugung zusammenhängt. Das Gestell wird ohne Bedenken ziemlich groß im Durchmesser genommen und mit 8 bis 10 Formen versehen; dafür läßt man diese etwas weiter in das Ofen innere hineinragen, um das Gestellmauerwerk zu schonen. Die bessere Verteilung des Windes, der höhere Winddruck und der geringere Wider stand, welchen weite Gestelle gegenüber engeren wegen der geringeren Gasspannung und der wahr scheinlich besseren Auflockerung der Schmelz materialien bieten, gestatten ein leichtes Vor dringen des Windes bis in die Mitte des Ge stelles; die Verbrennung vollzieht sich rasch und vollkommen und die Zone der höchsten Temperatur wird auf einen kleineren Raum zu sammengedrängt, wodurch sich die Neigung zu Oberfeuer vermindert. Es wird eine genügende Menge Gas gebildet, um trotz der Weite des Gestells den ganzen Ofenquerschnitt zu beherr schen; die Aufsteigegeschwindigkeit wird ziem lich bedeutend, und daher die Vergasung von Kohlenstoff durch Kohlensäure, welche gleich bedeutend mit einem Brennstoffverlust ist, ver mindert; sie ist aber doch nicht so groß, um die indirekte Reduktion durch Kohlenoxyd wesent lich zu beeinträchtigen. Auch wird das Kohlen oxyd weniger der Gefahr ausgesetzt, sich unter Ablagerung von Kohlenstoff zu zersetzen, eine Erscheinung, welcher viele Hochofenleute be kanntlich an manchen Störungen im Ofengange die Schuld geben. Aus diesen Gründen begnügt man sich auch mit einer mäßigen Höhe des Profils. Die Amerikaner dagegen arbeiten gern mit engen, schlanken und hohen Profilen, unter Verwendung einer größeren Anzahl von Formen, mindestens zwölf und mehr; daher die außer ordentlich große Erzeugung im Verhältnis zum Ofeninhalt, rechnet man doch in Amerika im Mittel mit 1,5 cbm f. d. Tonne Roheisen, was in Europa einstweilen als übertrieben angesehen wird, trotz dem wir uns mehr und mehr der amerikanischen Arbeitsweise zunähernstreben. Tatsächlich blasen einzelne lothringische Öfen mit zwölf Formen, so daß man der Sicherheit halber die übrigbleibenden Pfeiler zwischen den Formen durch Stahlguß stücke ersetzte, welche natürlich mit feuerfestem Futter versehen sind. Wie sich derartige Profile in bezug auf Regelmäßigkeit des Ganges bewähren, kann man nicht in Erfahrung bringen.