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möglich, unter Hüttensohle vertieft einzubauen, damit die Erz- und Koksstücke im Winter nicht so leicht zusammenfrieren und keine Schwierig keiten beim Herausnehmen aus den Schüttrinnen verursachen. J. Pohlig in Köln hat in den letzten Jahren viele derartige amerikanische Gicht aufzüge für das Minetterevier geliefert, welche wegen der oben erwähnten Vorzüge fast alle doppelgeleisig sind. Er baut aber auch einfache Gichtförderungen, mit der bemerkenswerten Eigentümlichkeit, daß er die Arbeit des leeren Wagens beim Herunterfahren nicht nutzlos verloren gehen läßt, sondern sich als Bremse des elektrischen Motors bedient, der dann als Dynamo läuft und Strom an das Leitungsnetz abgibt, ein nachahmenswertes Beispiel der Wiedergewinnung der überschüssig geleisteten Arbeit für das Heben der toten Last. Der Nachteil der einfachen gegenüber der doppelten Förderung wird dadurch zum großen Teil auf gehoben. In neuester Zeit hat Pohlig für die Gichtförderung auch die Huntsche Transport vorrichtung angewandt, die bekanntlich ebenfalls vollständig automatisch arbeitet und den Vor zug hat, sich besser der gegenseitigen Lage von Hochöfen und Erz- und Kokstaschen an passen zu lassen; diese letzteren können in größerer Nähe der Hochöfen angebracht werden, was bei Neuanlagen eine sparsame Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Geländes gestattet. Auch läßt sie sich ohne große Schwierigkeit an bestehenden Anlagen anbringen, da sie eine vertikale und eine geneigte Bewegung besitzt, so daß vorhandene Fördergerüste event. weiter verwendet werden können. Seinerzeit wurden von Fritz W. Lürmann fahrbare Gichtkrane vorgeschlagen und — ich glaube — auch ausgeführt, um dem Nachteil der fehlenden Reserve bei feststehenden Gicht bahnen zu entgehen. Jeder Hochofen hat seinen Gichtkran, und im Falle des Versagens eines Apparates kann ein anderer vorübergehend zwei Öfen bedienen. Für diese Anordnung werden Koks- und Erztaschen vielleicht weniger ein fach ausfallen, als beispielsweise beim Brown schen System, wenn man gleiche Lohnersparnisse anstrebt. Überdies werden heutzutage die fest stehenden Gichtförderungen mit Rücksicht auf absolute Betriebssicherheit ausgeführt. Ein Vorschlag, der meines Wissens noch nicht gemacht worden ist und der vielleicht etwas gewagt erscheint, ist die Anwendung eines Becherwerks. Man würde damit eine sehr gleichmäßige Verteilung erreichen, da es möglich wäre, an einer beliebigen, durch die Erfahrung als am geeignetsten bestimmten Stelle zu stürzen, außerdem in vorteilhaftester Reihen folge die Gefäße zu füllen und dadurch eine sehr gleichmäßige Mischung von Erz und Koks zu erlangen. Allerdings haben diese Förder einrichtungen manche Nachteile, vor allem das ungünstige Verhältnis zwischen Leergewicht und geförderter Nutzlast, was einen großen Arbeits verlust durch Reibung, also einen schlechten Wirkungsgrad ergibt. Außerdem besteht die Kette aus zahlreichen Elementen, welche dem Verschleiße sehr ausgesetzt sind und zu manchen Betriebsstörungen Veranlassung geben können. Anderseits lassen sich, bei geeigneter Kon struktion, einzelne Glieder im Notfälle sehr schnell auswechseln. Auch ist die Gichtaus gleichung der toten Last bei vertikaler oder schräger Förderung eine vollkommene. In einzelnen Fällen könnte daher eine solche Vor richtung sich recht wohl brauchen lassen, wo sie, ohne großen Umbau, angebracht werden könnte, da sie sich jeder beliebigen Lage der Hochöfen und Erz- bezw. Kokstaschen zu einander anpassen läßt, und doch wesentliche Ersparnisse gegenüber der Begichtung von Hand bieten würde; bildet sie doch in anderen Be trieben ein billiges Transportmittel für Koks, Kohle, Erz und dergleichen. Um die Vorzüge der automatischen Be gichtungsvorrichtung voll auszunutzen, d. h. um jeden Arbeiter an der Gicht entbehrlich zu machen, ist eine Betätigung der Glocken bewegungen von unten angebracht. Obgleich dies auch bei Anwendung von Druckwasser, Dampf oder Preßluft möglich ist, ist doch aus naheliegenden Gründen die elektrische Bewegung vorzuziehen. In dieser Richtung sind in „Stahl und Eisen“ verschiedene Vorschläge veröffentlicht worden, die fast alle auf der Anwendung der Schraube beruhen, sei es durch direkten Zug am entgegengesetzten Ende des Balanciere mittels beweglicher Schraubenmutter, sei es durch Verschiebung des Gegengewichtes auf dem Balancier. Die beste Lösung scheint mir noch durch den Kurbeltrieb gegeben zu sein, da bei diesem der elektrische Motor unter den denkbar günstigsten Bedingungen arbeitet. Hierzu sind zu rechnen leichtes Angehen, weil geringe Arbeitsleistung bei unterer Kurbel stellung, maximale in der Mitte des Hubes bei horizontaler Stellung der Kurbel. Eine solche Glockenbewegung ist ebenso betriebssicher wie jede andere; sie existiert an einem französischen Höchofenwerke seit beinahe zwei Jahren und hat sich tadellos bewährt. Die Anlaßapparate befinden sich unten im Motorhäuschen und werden zusammen mit der Gichtförderung von einem einzigen Manne betätigt. Bis vor nicht sehr langer Zeit herrschte bei den meisten Hochofenleuten das Vorurteil, daß es unmöglich sei, durch Kippen der Gichten in den Füll trichter eine gleichmäßige Verteilung in dem Hochofen zu erreichen. Diese Besorgnis hat sich als grundlos erwiesen, da man es in der