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an den Eisenstützen hafteten. In einigen Stahl rahmengebäuden sind mehrere Deckenfelder ein gestürzt und haben die darunter liegenden Decken beschädigt; es ist dies namentlich bei den in den 90er Jahren errichteten Gebäuden, z. B. dem Equitable Building, der Fall. Ein großer Teil dieser Einstürze der Deckenfelder ist durch das Umfallen von feuersicheren Schränken hervorgerufen worden, nachdem der Fußboden, auf welchem sie standen, fortgebrannt war. Die auf Unterlaghölzer verlegten Holzfußböden haben die Weiterverbreitung des Feuers in den Stahl rahmengebäuden sehr gefördert. Würde man bei der Erbauung an Stelle der Holzfußböden andere Materialien, z. B. den in Deutschland üblichen Linoleumbelag auf Zement-Estrich, ge wählt haben, so würde mancher Schaden ver mieden worden sein. Die übrigen Materialien haben das bei anderen Bränden bereits beob achtete Verhalten gezeigt. Natursteine in den Außenfronten und in älteren Gebäuden als Stützen verwendet, wurden an den vom Feuer betroffenen Stellen zerstört und splitterten ab, so daß bei den Stützen große Querschnittsverminderung bis zur Tragunfähigkeit eintrat. Terrakotten der Fronten wurden durch die Hitze vielfach rissig, Ziegelsteine haben dem Feuer am besten wider standen. Die aus Hohlsteinen hergestellten Zwi schenwände haben, falls sie nicht fehlerhaft auf Holzunterlagen gestellt wurden, gut gehalten. Vorzügliches Verhalten zeigten auch in meh reren Fällen Betondecken zwischen I- Trägern. Bei mehreren Bankgebäuden waren nur die eigentlichen Geschäftsräume der Bank mit Beton decken zwischen I - Trägern überdeckt, während die sonstigen Konstruktionen dieser Gebäude aus Holz bestanden. Diese Decken haben die Über tragung des Feuers auf die Bankräume trotz der großen Hitze, welcher sie ausgesetzt waren, und trotz der oft großen Erschütterungen durch Mauereinstürze und der dadurch hervorgerufenen starken Belastungen erfolgreich gehindert. Der Inhalt von mehreren Bankräumen wurde gänzlich unversehrt vorgefunden, so z. B. bei der National Bank of Commerce, Commercial & Farmers Bank u. a. m. Der Geschäftsraum der Commercial & Farmers Bank kann sogar sofort wieder in Be nutzung genommen werden. Ausführungen in Eisenbeton waren nur bei einem Gebäude in ge ringem Umfange vorhanden und hat sich diese Bauweise als feuerbeständig erwiesen. Sachverständige gliedern die bei dem Brande in Frage gekommenen Zwischendecken-Konstruk- tionen nach dem Grade ihres mehr oder minder guten Verhaltens in die Reihenordnung: Schlacken betondecken , dann Hohlsteindecken (Längsver legung der Hohlräume zu den I - Trägern), zu letzt Hohlsteindecken (Querverlegung der Hohl räume zu den I-Trägern). Über diese drei Deckenkonstruktionen wurde in dieser Zeitschrift Jahrgang 1898 Nr. 18 ausführlicher berichtet. Drahtglasverglasungen haben in vielen Fällen die Übertragung des Feuers durch Fenster und Oberlichte verhindert. Die Gebäude der United Railway & Elektrik Company lieferten ein lehrreiches Beispiel dafür, wie man einstöckige Gebäude mit kostbarem Maschineninhalt in feuergefährlichen Stadtgegen den herstellen soll. Dieses Elektrizitätswerk besteht aus drei gleichen Gebäuden, und zwar aus zwei gleichen Maschinenhäusern und einem dazwischenliegenden Kesselhaus, jedes etwa 61 m lang, 48 m breit und 23 m hoch. Das ältere Maschinenbaus war mit einem Holzpapp dach auf eisernen Dachbindern überdacht, wäh rend das Dach des Kesselhauses und des neuen Maschinenhauses aus eisernen Bindern mit mas- ; siver Dachhaut in Hohlziegeln und Holzzement- | deckung bestand. Das Dach des älteren Ma schinenhauses wurde durch Flugfeuer entzündet, die Binder stürzten ein und rissen die Mauern mitsich. Die ganze Maschinenanlage (12000P.S.) mit den dazugehörigen Dynamomaschinen, Schalt tafeln usw. ist durch diesen Einsturz unbrauch bar geworden. Das Kessel- und neue Maschinen baus haben bei ebenso feuergefährlicher Lage keinerlei Beschädigungen aufzuweisen. Die mas siven Dächer haben die Feuertibertragung erfolg reich gehindert; zudem waren Türen und Fenster dieser Gebäude aus Eisen hergestellt und mit Drahtglas verglast, wodurch eine Feuerüber tragung durch die Seitenöffnungen vermieden wurde. Die Erhaltung dieser Gebäude ist für die Stadt Baltimore von außerordentlicher Wichtig keit gewesen, da die Versorgung der Stadt mit Licht und Kraft für die elektrischen Straßen bahnen keine Unterbrechung erlitten hat. Andere Städte mögen dieses Beispiel bei der Anlage ähnlicher Kraftanlagen in dicht bebauten Stadt vierteln beherzigen. Bei dem Brande in Baltimore sind die bis her vorliegenden wenigen Erfahrungen über das Verhalten der nach der Stahlrahmenbauweise errichteten Gebäude insofern wesentlich be reichert worden, als das feuergeschützte Eisen in größerem Umfange eine vorzügliche Probe seiner Feuerbeständigkeit erbracht hat und da her als ein sehr brauchbares Konstruktions material für feuerbeständige Hochbauten anzu sehen ist. Zu diesem guten Verhalten der Stahlrahmen gebäude mag noch der Umstand beigetragen haben, daß die Konstruktionen mit Löschwasser nicht in Berührung kamen, wodurch einseitige Ausdehnung und Zusammenziehung der Eisen teile und die Absprengung der Feuerschutzsteine durch die Gewalt der Wasserstrahlen vermieden wurde. Den Feuerwehren dürfte daher bei Bränden von Gebäuden mit feuergeschützten Eisenkonstruktionen eine gewisse Enthaltsamkeit