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1. Januar 1904. Über Gase im Roheisen. Stahl und Eisen. 25 0,63 g Wasser bei 17° C. im Freien 0,68 g » » 18° n » » 0,77 g » n 20° » » » 0,78 g » 18° » » » 0,85 g n » 19° » » n 1,08 g » » 25° » » » 1,36 g n » 26° » » » 1,48 g » » 26° » » » Daß durch derartige zufällige Verschieden- heiten im Feuchtigkeitsgehalt des Gebläsewindes im besonderen die Wasserstoffgehalte des im Ofen be findlichen flüssigen Roheisens beeinflußt werden müssen, dürfte wohl nicht zu bezweifeln sein und wird auch, wie ein Blick auf die gefundenen Ziffern bei derselben Eisensorte lehrt, durch die Analyse bestätigt. Im übrigen möge die Be merkung gestattet sein, daß eben oft der Hoch ofen keine Laboratoriumsretorte ist, daß ihm häufig genug Lehrsätze und metallurgische Dog matik Hekuba sind. Leider. — Die Frage nach Qualität und Quantität des vom flüssigen Roheisen ausgeschiedenen und entwickelten Gases ist daher vielleicht auch noch von andern als rein chemischen Gesichtspunkten aus zu beurteilen, und zwar etwa gemäß folgen den Ausführungen: Beim Vergießen des Roheisens zwecks Probe nahme zeigten sich deutlich drei rein äußerliche Unterschiede. Es waren: Gießereieisen dick flüssig; Paddel-, Stahl-, Spiegeleisen dünnflüssig; Walzengußeisen sehr dünnflüssig. Diesen Flüs sigkeitsgraden entsprechend getrennt ergeben sich für die einzelnen Roheisensorten aus obiger Tabelle folgende Durchschnittswerte: H I. Gießereieisen .... 6,4 TI. Puddel-, Stahl-, Spiegel ¬ eisen 21,9 III. Walzengußeisen.... 47,3 co CO, o • 4,5 8,6 0,5 19,1 1,3 0,4 13,7 1,3 0,5 Da Gießereieisen viel Silizium enthält, so scheint es allerdings auf den ersten Blick, als ob durch diesen hohen Siliziumgehalt das Aus treten von Wasserstoff verhindert würde. Aber Walzengußeisen hat ebenfalls einen recht hohen Siliziumgehalt, und doch ist die Wasserstoff entwicklung bei diesem Eisen um fast das Acht fache höher. Ähnlich liegt die Sache beim höher silizierten grauen Puddeleisen (Nr. 14 bis 23). Allerdings enthält das Walzenguß eisen auch noch einige Hundertteile Mangan, welches bekanntlich die Ausscheidung von Wasser- Stoff befördern soll. Ater wenn Mangan allein dafür maßgebend wäre, so müßte das Spiegel eisen mit den höchsten Mangangehalten (siehe Nr. 43 bis 48) auch am meisten Wasserstoff entwickeln. Das ist aber nicht der Fall. Da die Kohlenstoffgehalte auch annähernd gleiche sind bei allen untersuchten Roheisensorten, so dürfte auch dieses Element neben Silizium und Mangan, abgesehen von den in dieser Frage wohl belanglosen Stoffen: Phosphor, Schwefel und Kupfer, nicht eine wesentliche Rolle bei der Gasausscheidung spielen. Man kommt viel mehr zu der Anschauung, als ob wenigstens die Quantität der Gas-Sekretion aus dem flüssi gen Roheisen eine Funktion des Flüssig keitsgrades ist. Je flüssiger das Roheisen ist, je lebendiger es sich in der Rinne, in der Kelle bewegt, desto mehr Gelegenheit zum Ent weichen der absorbierten Gase ist gegeben.* Wenn nun das Roheisen dickflüssig ist und weniger Gase entwickelt, so muß sich auch der Einfluß der atm. Luft, die ja selbstverständlich nicht beim Herausfließen des Eisens aus dem Ofen und beim Vergießen in die Versuchs-Block form ferngehalten werden kann, bei diesem Roh eisen mehr bemerkbar machen, als beim dünnflüssi gen. Bei der geringeren Menge Gas wird verhältnis mäßig mehr Wasserstoff zu Wasserdampf, und mehr Kohlenoxyd zu Kohlensäure verbrennen, als bei dem dünnflüssigen Eisen, welches stetig große Gasmengen immer wieder von neuem entwickelt. Daher die geringen Wasserstoff- und Kohlen oxyd-, aber hohen Kohlensäure-Gehalte beim Gießereieisen; der Wasserdampf wurde nicht be stimmt. Die gefundenen Sauerstoffgehalte rüh- | ren unstreitig ebenfalls von mitgerissener atm. | Luft her; den Rest bildet Stickstoff. Aller dings üben nun Silizium und Mangan insofern einen gewissen Einfluß auf die Gasentwicklung aus, als Silizium das Gießereieisen infolge seiner bekannten Einwirkung auf den Kohlen stoffgehalt dickflüssig und Mangan das Eisen dünnflüssig macht.** Aber es können auch durch irgendwelche andere Zufälligkeiten im Hochofen betriebe Schmelzverhältnisse eintreten, die das | Eisen dick- oder dünnflüssig machen. In sol chen „übersetzten“ Roheisensorten nun wurden u. a. folgende in obige Tabelle nicht aufgenom- ' mene Zahlen ermittelt. - 1 H CO co, 0 Bemerkungen Sehr mattes Puddeleisen. 3,1 14,6 14,6 0,6 Sehr Si Mn 4,4 11,6 11,4 0,6 dickflüssig. 0,2—0,3 0,8—1,5 Gießereieisen. 16,0 6,0 8,40,4 Sehr dünnflüss. Si Mn 1,8—2,2 0,4—0,5 41,8 15,0 20,0 9,0 7,60,4 6,8 0,4 Lebhaft. Spiel Gerade diese Proben, deren Flüssigkeitsgrad j in umgekehrtem Verhältnis zu den Gehalten an j Silizium und Mangan steht, weisen Gasausschei dungen auf, welche die oben entwickelte An sicht zu bestätigen scheinen. — Im übrigen kann der Hochöfner im Betrieb nicht viel mit den * Vergl. Ledebur, Handbuch der Eisenhütten kunde, III. Auflage, S. 344. * * Es mag hier betont werden, daß in diesen Aus führungen immer nur von Roheisen, nicht von | Flußeisen oder andern Eisenlegierungen die Rede ist.