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Feder zu einer Kuppelung für Übertragung von 10 000 P. S. war auf der Düsseldorfer Aus stellung zu sehen. Diese gute konstruktive Lösung einer Reversierkuppelung scheint die obige Frage wieder aktuell zu machen. Alle andern Straßen sind Triostraßen und können mit Gasmotoren angetrieben werden, da dieselben mit Schwungrädern ausgerüstet sind und der Antriebsmotor immer nach einer Richtung läuft. Zwischen Schwungrad und Walzenstraße ist eine Kuppelung einzuschalten, welche erst eingerückt wird, sobald der Motor auf seine Tourenzahl gebracht ist. Für diesen Zweck scheint die Schwarzsche Federreib kuppelung am geeignetsten zu sein. Das in Düsseldorf ausgestellt gewesene, von der Ma schinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Gebr. Klein gebaute Walzwerk, welches von einer von eben derselben Firma gebauten Zweitaktmaschine Kör- tingscher Bauart von 750 mm Zylinderdurch messer und 1300 mm Hub angetrieben wurde, war ebenfalls mit dem Motor durch eine solche Federreibkuppelung verbunden. Die Firma Krupp hat in Essen eine Versuchs-Walzwerksanlage, bestehend aus zwei Walzenstraßen, seit April 1901 im Betrieb und treibt diese Straßen mit einem Einzylinder-Viertaktmotor an (von Krupp gemeinsam mit der Maschinenfabrik Nürnberg gebaut). Beide Straßen haben als Hauptkuppe lungen Federreibkuppelungen, welche sich im Betriebe vorzüglich bewähren. Das Schwungrad wiegt 52 Tonnen und mußte so groß bemessen werden, da als Antriebsmaschine ein einzylindri ger Viertaktmotor wirkt.* Die Trio-Grobstraße, welche schweres Han dels- und Profileisen erzeugt (T-Träger und U-Eisen, schwere Grubenschienen, Quadranteisen, Belageisen, Flach-, Rund- und Quadrateisen), werde von einem 2500 P. S.-Gasmotor, dessen mittlere Leistung man mit 1250 P. S. annehmen kann, angetrieben; die Trio-Stabstraße, welche mittleres Handels- und Profileisen erzeugt, treibe ein 1500 P. S.-Gasmotor, dessen mittlere Leistung 750 P. S. beträgt; die Trio-Mittelstraße, die leichteres Handels- und Profileisen auswalzt, werde angetrieben von einem 1000 P. S. - Gas motor, dessen mittlere Leistung mit 500 P. S. anzunehmen ist; zum Antrieb der Schnellstraße, welche man wohl nur als Doppelduostraße aus- führen wird, und in welcher ganz leichtes Han dels- und Profileisen hergestellt wird, dient ein 750 P. S.-Motor, dessen mittlere Leistung mit 375 P. S. angenommen werde, und zum Antrieb der Drahtstraße ein 1000 P. S.-Motor, dessen mittlere Leistung 500 P. S. ist. Die Schnellstraße und die Drahtstraße sollen, wie früher erwähnt, nie gleichzeitig, sondern abwechselnd entweder die eine oder die andere * Siehe „Zeitschrift des Vereins deutscher In genieure“ vom 21. Febr. 1903 Seite 262. ■ im Betrieb sein. Für die Berechnung des Gas- I Verbrauchs wird die Leistung der Drahtstraße angenommen, da ihr Kraftverbrauch ein größerer ist, als der der Schnellstraße. Die Reversier straße erzeugt U-Eisen und I-Träger von Profil Nr. 220 aufwärts, schwere Eisenbahnschienen, Schwellen, die größeren Rundeisensorten usw., und soll ihre tägliche Leistungsfähigkeit 600 t betragen, in welchem Falle sich eine tägliche Durchschnittsleistung der W alzenzugmaschine von 1750 P. S. ergibt; die Vorblockstraße hat die Erzeugung des Thomasstahlwerks mit 1100 t und die Erzeugung des Martinstahlwerks mit 150 t, im ganzen 1250 t, vorzublocken. 100 t werden in Form von Knüppeln, welche direkt für den Verkauf bestimmt sind, vorgeblockt, während die andern 1150 t im eignen Betrieb weiter verarbeitet werden. Die tägliche Durch schnittsleistung der Antriebsmaschine für die Vorblockstraße kann zu 2750 P. S. angenommen werden. Die von mir vorausgesetzte Walz- j leistung von 1250 t kann von einem Vorblock walzwerk erreicht werden, wenn bei dessen Anlage folgende Gesichtspunkte berücksichtigt sind: 1. die Reversiermaschine muß stark genug sein (lieber zu stark als zu schwach), und die Walzen müssen entsprechende Durchmesser be sitzen , damit man starke Drücke geben und dadurch in wenigen Stichen fertigwalzen kann. Außer dem Zeitgewinn erzielt man hierdurch noch den Vorteil, daß der vorgeblockte Knüppel sehr warm ist, so daß er eventuell in derselben Hitze fertiggewalzt werden kann; 2. die Walzenstellvorrichtungen müssen rasch wirken; 3. das Reversieren der unmittelbar vor den Walzen angeordneten Arbeitsrollgänge sowie das Blockwenden und Blockverschieben muß rasch und sicher besorgt werden. In Amerika blockt man mit einem Vorblock walzwerk sogar 2000 bis 3000 t in 24 Stunden vor; dort liegen die Verhältnisse indessen insofern günstiger, als ein Vorblockwalzwerk meist nur für ein bestimmtes, für eine sehr große Erzeugung ; besonders eingerichtetes Fertigwalzwerk arbeitet und daher meist nur auf eine ganz bestimmte Größe herunterwalzen kann. Für den Betrieb der beiden Reversier maschinen ist nur überhitzter Dampf von 300 0 Temperatur und 10 Atm. Spannung zu emp fehlen. Bei Verwendung von überhitztem Dampf erzielt man schon mit einfacher Expansion einen ziemlich guten thermischen Wirkungsgrad und kann man daher auf die Verbundwirkung ver zichten und damit die teuren Verbund-Reversier maschinen in Form von Drillings - Verbund maschinen und Tandem-Zwillingsmaschinen er sparen. Unbedingt erforderlich ist es, die Reversiermaschine mit Kondensation arbeiten zu lassen. Es bietet ja heutzutage keine Schwierig-