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12 Stahl und Eisen. Hochofengas als alleinige Betriebskraftquelle usu>. 24. Jahrg. Nr. 1. einerseits ein schnelles Anlassen gestattet, und anderseits auch für verschiedene Leistungen arbeiten kann. Nur fällt der elektrische An trieb bezüglich der Anlagekosten ziemlich kost spielig aus, da man eine Primäranlage braucht, welche in unserem Falle aus einer Gasmaschine und einem Primärmotor (eventuell noch einer Akkumulatorenbatterie als Pufferbatterie) be steht, und ferner eine Sekundäranlage, wozu der Sekundärmotor samt Windzylinder gehört. Diese Kompliziertheit der Anlage bedingt aber leicht Betriebsstörungen. Billiger würde sich die An lage stellen, wenn man die Gebläsemaschine direkt mit einem Gasmotor kuppelt; nur lassen sich dann die drei gestellten Betriebsbedingungen nicht so ohne weiteres erfüllen. Der erste Punkt „Betriebssicherheit“ läßt sich ziemlich gut erreichen, wenn man noch ein Reservegebläse (auch mit Gasmotorantrieb) auf stellt, da ja selbst auch beim Dampfmaschinen betrieb immer eine Gebläsemaschine in Reserve steht oder doch stehen sollte. Die „Leistungs änderung“ (Punkt 3) läßt sich erzielen, wenn man den Motor mit einer sehr empfindlichen Handsteuerung versieht, welche Bedingung die Maschinenfabriken erfüllen können, da man ja schon größere Gasmotoren gebaut hat, bei wel chen man bis auf 50 °/o unter die normale Leistung herabgehen kann; der zweite Punkt, „sofort beim Anlassen mit voller Kraft ansprin gen“, ist beim Gasmotor wenigstens bis jetzt nicht zu erreichen, man muß da zu einem Hilfs mittel greifen. Zu diesem Zwecke müßte der Motor während der zwischen den einzelnen Chargen sich ergebenden Zwischenpausen lang sam weiter laufen, so daß man dadurch imstande ist, bei Beginn der Charge den Motor sofort mit voller Kraft anspringen zu lassen. Der während des Leerlaufs erzeugte Preßwind würde durch ein vom Maschinisten zu steuerndes Ventil, welches in die Windleitung eingeschaltet ist, abgeblasen werden, oder man schaltet zwischen Motor und Windzylinder eine Kuppelung ein und kuppelt die Windzylinder während der Leer arbeit ab. Zu diesem Zweck müßte der Motor auf eine Schwungradwelle arbeiten, welche auch die Kuppelung enthält, und von welcher dann die Bewegung für die Windzylinder abgeleitet wird. Beim Abstellen des Windes würde inan zuerst die Kuppelung lösen und dann den Motor langsamer laufen lassen; zum Anstellen des Windes kuppelt man zuerst die Windzylinder ein und läßt dann den Motor sofort mit voller Kraft arbeiten. Hiergegen könnte man mit Recht einwenden, daß das Leerläufen eine nutz lose Arbeit ist und viel Geld kostet. Diese Leerlaufarbeit ist aber, wie ich gleich zeigen werde, nicht sehr bedeutend. Das von den Hochöfen fallende Roheisen im Betrage von täglich 1200 Tonnen soll in der Thomashütte verblasen werden. Die Chargeneinheit betrage, wie oben erwähnt, 18 Tonnen, es kommen dem nach auf 24 Stunden gegen 67 Chargen. Die Zeitdauer einer Charge mit 18 Minuten an genommen, ergibt eine Gesamtblasezeit für 67 Chargen von 20 Stunden, so daß die Leer arbeit nur 4 Stunden ausmacht, d. i. ein Fünftel der vollen Blasezeit; die Nutzarbeitszeit be trägt daher 83,3 % und die Leerarbeitszeit 16,7 °/o von der Gesamtarbeitszeit. Während der Leerarbeit benötigt man, hoch gerechnet, nur ein Viertel der bei Vollbetrieb erforder lichen Gasmenge, so daß, für die P. S. und Stunde ein Gasverbrauch von 3 cbm angenom men, mit Berücksichtigung der Leerarbeit der Gasverbrauch für die Nutzarbeit auf 3,15 cbm steigen würde, während bei Dampfmaschinen betrieb, die Dampferzeugung mittels Gichtgases gedacht, der Gasverbrauch auf die P. S. und Stunde, wie später gezeigt wird, 7 cbm beträgt. Es stellt sich der Betrieb mit der Gasmaschine daher trotz der Leerarbeit billiger als der elek trische Betrieb, und noch wesentlich billiger als der Dampfmaschinenbetrieb. Die Gebläsemaschine wäre für eine Leistung von 3000 P. S. zu bauen und für die Gasverbrauchsrechnung ist dann eine durchschnittliche Tagesleistung Von 1500 P. S. anzunehmen. III. Walzwerksanlage. Die Walzwerks anlage soll, wie schon eingangs erwähnt, be stehen aus einer Duo - Vorblockstraße, einer großen Reversier-Fertigstraße, Trio - Grobstraße, Trio-Stabstraße, Trio-Mittelstraße, Schnellstraße und Drahtstraße. Die Vorblockstraße und die Reversier-Fertigstraße werden mitDampfmaschinen betrieben, wobei der Dampf in mittels Gicht gases geheizten Kesseln erzeugt wird (aus letz terem Grunde will ich auch die eingehende Be handlung dieser beiden Straßen erst an geeig neter Stelle vornehmen). Der Dampfantrieb ist deswegen gewählt, weil diese Straßen ein sehr schnelles Reversieren verlangen und für diese Bedingung sich vorläufig nur Dampfmaschinen betrieb eignet. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß man auch die Reversierstraßen mit Gas motoren betreiben kann, wenn man zwischen Motor und Walzenstraße eine Reversierkuppe lung einschaltet. Die Idee, Reversierwalzwerke des sparsame ren Dampfverbrauchs wegen mittels Schwungrad maschinen durch Einschaltung einer Reversier kuppelung zu betreiben, ist nicht mehr neu, doch waren die vielen Konstruktionen von Re versierkuppelungen für den praktischen Betrieb nicht brauchbar. In jüngster Zeit ist es aber der Firma Louis Schwarz & Co. in Dortmund gelungen, mit ihrer Federreibkuppelung eine Re versierkuppelung zu schaffen, die ganz stoßfrei einriickt, vollkommen betriebssicher sein soll und sehr große Kräfte übertragen kann. Eine