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15. Dezember 1903. Stahl und Eisen. 1379 Einiges über Gas-Schieei/i- und Wärmöfen. seits die Verwendung eines billigeren Heiz materials (Holz- und Steinkohle) möglich, und anderseits die Leistungsfähigkeit eine wesent lich größere wurde. Während heute Schweiß feuer nur in besonderen Fällen benutzt werden, sind Flammöfen mit ßostfeuerung noch vielfach im Gebrauch. Durch die Einführung letzterer gelang es bereits, die Kosten für Brennstoff aufwand wesentlich zu verringern und einen Wirkungsgrad von 5 bis 10 °/o zu erreichen; hingegen mußte es allerdings mit in Kauf ge nommen werden, daß sich der Eisenabbrand etwas erhöhte, weil infolge gleichzeitigen An wärmens mehrerer Stücke, dieselben nicht alle auch gleichzeitig in dem Momente aus dem Ofen genommen werden können, in welchem sie die zu deren Weiterverarbeitung erforderliche Tem peratur erreichen, weil sie also durchschnittlich länger den heißen Verbrennungsgasen ausgesetzt sind, als dies bei den Schweißfeuern gewöhn lich der Fall gewesen ist. Ein weiterer wesentlicher Fortschritt in der Verbilligung des Schweißofenbetriebes wurde durch Einführung der Gasfeuerung gemacht, in dem diese einerseits die Verwendung noch minderwertigerer Brennmaterialien ermöglichte und weil anderseits zugleich der prozentuelle Brennstoffaufwand sowie auch der Eisenabbrand dadurch beträchtlich herabgesetzt wurde. Bei Verwendung einer Gasfeuerung kann nämlich in folge der höheren Flammentemperatur das Vor wärmen der Vor wage rascher vor sich gehen und wird dadurch ein sowohl den Kohlen verbrauch als auch den Eisenabbrand beein flussender Faktor, die Zeit des Anwärmens, in günstigem Sinne geändert. Der Wirkungsgrad bei den älteren Typen von Gasschweißöfen stieg infolgedessen auf ungefähr 10 bis 15 °/o und erhöhte sich nach Einführung der Siemens-Gas feuerung mitunter selbst bis zu 20 °/o, weshalb Siemens-Gasschweißöfen bereits vielfach in An wendung stehen und die Flammöfen mit Kost feuerung immer mehr verdrängen. Aber trotz der bisher erwähnten Fortschritte haften weitaus den meisten der im jetzigen Eisenhüttenbetrieb gebräuchlichen Schweißöfen immer noch verschiedene Mängel an, welche die Kosten des Anwärmens des Eisens zum Zwecke der Weiterverarbeitung desselben wesentlich größer machen, als es durch den Wärmprozeß selbst bedingt würde; doch scheint man sich — vielleicht im Hinblick auf den früher noch viel höheren Brennstoffverbrauch — zum Teil sozusagen schon derart daran gewöhnt zu haben, daß ihnen nicht überall jene Bedeutung zu erkannt wird, welche sie tatsächlich haben. Möglicherweise ist auch der Umstand daran schuld, daß es seit jeher als feststehende Norm galt, Herd und Flammenführung bei Schweißöfen so einzurichten, daß die Heizgase möglichst gleichmäßig die ganze Herdfläche be streichen und daß dementsprechend auch im ganzen Herdraume eine tunlichst gleich hohe Temperatur zu herrschen hat. Dieses Kon struktionsprinzip könnte man aber wohl nur für jenen speziellen Fall als wirklich richtig gelten lassen, in welchem das anzuwärmende Stück annähernd die ganze Herdfläche überdeckt und in allen seinen Teilen gleichmäßig an gewärmt aus dem Ofen genommen und der Weiterverarbeitung zugeführt werden müßte. In allen viel häufiger vorkommenden Fällen aber, wie z. B. bei Schweiß- oder Wärmöfen, welche zum Anwärmen der Vorwage für die Erzeugung von Draht, Stab- und Bandeisen, aller mittelschweren und kleineren Fassoneisen sorten, mittleren und leichteren Bleche u. dgl. dienen, wo also die einzelnen weiterzuverarbei tenden Stücke nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der Herdfläche für sich in Anspruch nehmen oder, was auf dasselbe hinauskommt, wo der gleichzeitig im Ofen befindliche Einsatz aus vielen einzelnen Stücken bezw. Paketen besteht, ist vor erwähntes Konstruktionsprinzip nicht richtig, im Gegenteil, es hat vielmehr wesentliche Übel stände im Gefolge und sollte daher in all diesen Fällen von demselben unbedingt abgegangen werden. Wie schon angedeutet, sind die hauptsächlich einen überflüssig hohen Brennstoffaufwand und Eisenabbrand verursachenden Übelstände bei Öfen mit direkter Feuerung — zum größten Teil wenigstens — noch viel erheblicher als bei den mit Gasfeuerung ausgestatteten Schweiß öfen. Unter diesen letzteren arbeiten jene mit Siemensfeuerung wohl am günstigsten, und sollen im Nachstehenden besonders diese in Betracht gezogen werden, um die auch solchen noch an haftenden Nachteile an einem Beispiele besprechen zu können. Dem gewöhnlichen, in sehr vielen Hütten werken in Verwendung stehenden Siemens-Gas schweißofen älterer Bauart, wie ein solcher in Abbildung 1 im Längs- und Horizontalschnitt dargestellt ist und in welchem die einzelnen eine Charge umfassenden Stücke fast gleich zeitig die erforderliche Hitze erlangen, weil sie alle unmittelbar nacheinander eingesetzt werden und die Flamme, dem vorhin angedeuteten Kon struktionsprinzip entsprechend, möglichst gleich mäßig über den ganzen Herd ausgebreitet ist, haften fast durchweg folgende große Übelstände an, die bei sonst gleichen Verhältnissen um so auf fallender zutage treten, je kleiner das Gewicht der einzelnen die Charge zusammensetzenden Stücke ist. 1. Vor allem andern pflegt die Herdlänge für eine gute Ausnützung der Heizgase gewöhn lich zu kurz zu sein, so daß die Flamme nicht hinreichend Zeit und Gelegenheit findet, so viel