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1360 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 23. Jahrg. Nr. 23. Die Erzeugung des Monats Oktober weist dem nach gegenüber derjenigen des September eine Vermin derung von 136025 t auf, während gegenüber dem Monat Juni eine Einbuße von 258 152 t zu verzeichnen ist. Diese Zahlen zeigen indessen noch nicht den vollen Umfang der Betriebseinschränkung der Hochofenwerke, da dieselbe erst gegen Ende des verflossenen Monats in Kraft trat. Deutlicher erkennt man den tatsächlich eingetretenen Rückschlag, wenn man die Angaben über die Wochenleistung der Hochöfen in Betracht zieht, welche laut nachstehender Tabelle um etwas über 80000 t gesunken ist, was einer jährlichen Erzeugungs verminderung von rund 4000000 t entsprechen würde. Die Wochenleistung betrug am: 1. November 1903 1. Oktober 1903 1. Septemberl903 1. August 1903 Groß tons Metr. Tonnen Davon mit Koks erzeugt Großtons Mtr. Tonn. 282 219 361492 369 933 362 330 286 735 367 276 375 852 368 127 273 715 353 142 360 197 1353 681 278 094 358 792 365 960 359 340 Von 346 Hochöfen waren am 1. November 1903 nur noch 209 gegen 254 am 1. Oktober im Betrieb, die Anzahl der unter Feuer stehenden Ofen ist daher um 45 heruntergegangen. Trotz der eingetretenen erheblichen Betriebseinschränkungen sind die Vorräte an den Hochöfen beständig gewachsen. Dieselben betrugen: Großtons . . . Metr. Tonnen . Am Am | Am I Am 1. August , 1. Sept 1. Okt. 1. Nov. 342 463 411006 506 848 597 399 I 347 942 | 417 582 | 514 958 | 606 957 Hierbei sind die bei den Stahlwerken angehäuften ; Vorräte nicht eingerechnet. Mit. der Roheisenerzeugung ist auch die Stahl erzeugung gefallen, welche sich nach den Berichten I sämtlicher Stahlwerke der United States Steel Corpo ration und der bedeutendsten anderen Werke in den | Monaten Juli, August, September und Oktober auf ' 1003 661, 1009461, 971665 und 842482 t stellte. Die kanadische Eisen- und Stahlindustrie. Die nachstehenden, der Statistik der American Iron and Steel Association entnommenen Zahlen zeigen, daß die kanadische Eisenindustrie im Laufe der letzten Jahre einen bedeutenden Aufschwung genommen hat: Roheisen Stahlblöcke Walzeisen und Stahl metr. t metr. t metr. t 1895 38 434 17 300 67 464 1896 60 990 16 300 76 244 1897 54 657 18 694 78 253 1898 69 855 21 885 91748 1899 95 582 22 400 112 412 1900 87 467 23 954 102 301 1901 248 896 26 501 113 799 1902 324 670 184 950 164 069 Hierzu haben die von der kanadischen Regierung 1 gezahlten Prämien auf Halb- und Fertigfabrikate wesentlich beigetragen, die hoch genug waren, um in den Prospekten neu zu gründender Eisen- und Stahl gesellschaften eine hervorragende Rolle zu spielen. Das Prämiensystem trat im Jahre 1883 in Kraft, in welchem das kanadische Parlament eine Prämie von 1,50 $ f. d. Tonne Roheisen bewilligte. Im Jahre 1889 setzte man dieselbe auf 1 s herab, erhöhte sie aber im Jahre 1892 wieder auf 28. Im Jahre 1894 wurde die Prämienzahlung auch auf Puddelrohschienen und Stahlknüppel ausgedehnt, für welche man 2 S f. d. Tonne festsetzte. Im Jahre 1897 erhöhte man die Prämie für aus kanadischen Erzen erzeugtes Roheisen auf 3 8, während für aus fremden Erzen erblasenes Roheisen der Satz von 2$ bestehen blieb. Ferner wurde auch für Stahlblöcke, zu deren Herstellung mindestens 50 °/o in Kanada erzeugtes Roheisen ver wendet . wurde, eine Prämie, von 3 $ festgesetzt, ebenso für aus kanadischem Roheisen hergestellte Puddel rohschienen. Die genannten Prämien sollen nach den in diesem Jahr genehmigten Zusatzbestimmungen zu dem Gesetz von 1897 in der Weise stufenweise ver mindert werden, daß in dem Geschäftsjahr 1903/04 nur noch 30 °/o, in den drei folgenden Jahren nur noch bezw. 75, 55 und 35 °/o der vollen Prämie bezahlt werden. Am 30. Juni 1907 würden alsdann die ge nannten Prämien überhaupt aufhören. Dagegen wurde in diesem Jahre noch eine Prämie von 6 $ f. d. Tonne für Walzdraht, von 3§ für Baueisen (nicht unter 35 Pfd. f. d. Yard = 17,3 kg f. d. Meter) und von 3 s für Bleche (nicht unter 30 Zoll breit und 1/4 Zoll stark = 762 mm X 6 mm) bewilligt, wenn diese Ma terialien für den einheimischen Verbrauch bestimmt sind. Seit 1894 besteht in der Provinz Ontario noch eine besondere Prämie von 1 S für alles in dieser Provinz hergestellte Roheisen. Das Wachstum der kanadischen Roheisenerzeugung in den Jahren 1901 und 1902 ist auf die Inbetrieb setzung der Werke der Dominion Iron and Steel Company, Sydney, Neuschottland, zurückzuführen, während die große Zunahme der Stahlproduktion im Jahre 1902 durch dieselbe Gesellschaft sowie durch die Algoma Steel Co. in Sault St. Marie, Ontario, eine der Teilgesellschaften der Consolidates Lake Su perior Co., veranlaßt ist. Die Dominion-Gesellschaft, welche eine Martinanlage betreibt, begann mit der Stahlerzeugung am 31. Dezember 1901, während die Algoma Steel Company auf ihrem Bessemerwerk den ersten Stahl am 19. Februar 1902 erblies. Andere bedeutend kleinere Stahlwerke, welche zu der Er zeugung der letzten Jahre beigetragen haben, sind die Nova Scotia Steel & Coal Company, New Glasgow, Neuschottland; die Canada Switch & Spring Company (jetzt die Montrealwerke), Montreal, und die Hamilton Steel and Iron Company, Hamilton. Gegen Ende des Jahres 1902 besaß Kanada 14 Hochöfen und 19 Stahl- und Walzwerke, während 6 weitere Hochöfen sowie ein Stahlwerk noch im Bau begriffen sind. Die ge samte jährliche Leistungsfähigkeit der gegen Ende des Jahres 1901 vorhandenen bezw. noch im Bau be griffenen Hochöfen wurde zu 1 107 700 t, die der Stahl werke zu 851800 t angegeben, während die Leistung der Walzwerke auf 997 600 t veranschlagt wurde. Das günstige Bild, welches die oben angeführten Zahlen von der kanadischen Eisen- und Stahlindustrie geben, wird stark beeinträchtigt, wenn man die nähe ren Umstände und vor allem die in diesem Jahr ein getretenen Ereignisse ins Auge faßt. Das Stahlwerk der Algoma Steel Company, welches im vergangenen Jahr nur einige Monate im Betrieb war und in dieser Zeit 45250 t Blöcke lieferte, steht seitdem still und die geldlichen Verlegenheiten der Lake Superior Con solidated Company lassen die Wiederaufnahme des Betriebes, selbst im Falle einer Reorganisation der Gesellschaft, als höchst unsicher erscheinen. Die An lage der Dominion Iron and Steel Company befindet sich allerdings noch in regelrechtem Betrieb, wirft aber auch den erhofften Gewinn nicht ab, wie man aus dem Umstande schließen kann, daß die Divi dendenzahlungen eingestellt sind. Die kanadische Eisenindustrie hat daher, trotzdem allein im Jahre 1902 für 1250000^ Prämien bezahlt wurden, die er warteten wirtschaftlichen Erfolge nicht erzielt. (Nach „Iron Age“ vom 29. Oktober 1903 S. 28.)