Volltext Seite (XML)
1. Dezember 1903. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 1359 aber nur dann zu erzielen sind, wenn eine dafür Ver ständnis zeigende kräftige, entschlossene Mehrheit im Parlament vorhanden ist, auf die sich die Regierung auch wirklich stützen kann, und nicht leider nur zu große Kreise, die, wenn auch teilweise unbewußt, eher im Interesse des Auslandes handeln. Auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens empfiehlt der Bericht eine Reform des Personenverkehrs, wo durch von selbst die Entwicklung auf den Weg zu einem einheitlichen Reichseisenbahnsystem gebracht würde. Ein solches sei unbedingt nötig, wenn auf die Dauer mit beträchtlicheren Herabsetzungen im Güter verkehr gerechnet werden soll. Die Wasserverfrachtung auf dem Rhein ist all mählich in die Erscheinung getreten; es sind in Wesseling fortlaufend Schiffe, für Briketts namentlich, in Ladung gewesen und Aussichten auf eine weitere Belebung dieses Verkehrs vorhanden. Derselbe er streckt sich aber vorderhand ziemlich ausschließlich auf Verladungen stromaufwärts. Es wird damit das Interesse am Ausbau der Nebenflüsse des Rheins und des Oberrheins bis Straßburg für uns ein stetig größeres. Volkswirtschaftlich wichtig erscheint insbesondere auch die Kanalisierung des Mains tunlichst weit hinauf, weil damit der deutschen Steinkohle und dem Braun kohlenbrikett die Möglichkeit gegeben wird, Bezirke in Bayern zu versorgen, welche jetzt noch vorwiegend mit böhmischer, also ausländischer Braunkohle arbei ten. Wenn dabei im Lauf der gegenwärtigen Ver handlungen von Seiten der Preußisch-Hessischen Eisen bahngemeinschaft mit ganz erheblichen Ausfallziffern im Güterverkehr für die erste Zeit schon nach der Vollendung des Wasserwegs gerechnet wird, so dürfte diese Annahme wohl etwas übertrieben sein. Die künstlichen Wasserstraßen entwickeln sich durchaus nicht so schnell, wie solches am Dortmund-Ems-Kanal und am Elbe-Trave-Kanal sich zeigt; auch der letztere bringt vorderhand durch seine Abgaben nur einen Teil der Verwaltungskosten auf. Die im allgemeinen zu nehmende Benutzung des Rhein-Seeschleppverkehrs dürfte später für die Verfrachtungen ab Wesseling doch auch von Bedeutung werden. Verein zur Beförderung des Gewerb- fleifses. Das Oktoberheft der „Verhandlungen“ enthält den von Ingenieur C. Wolff erstatteten sehr ausführlichen Generalbericht über die im Auftrage der Preußischen Regierung mit dem Z i egle r sehen * Torfverkoh lungsverfahren angestellten Versuche. Die Ver- * „Jahrbuch für das Eisenhüttenwesen“ I S. 27 und 28, II S. 41. kokung erfolgte in fünf Öfen, von denen drei etwa 14 cbm, einer 16 cbm und einer 19 cbm Inhalt hatte. Die Ofen- I schachte waren von Feaerzügen umgeben; jeder Ofen hatte einen Hilfsplanrost von 0,43 qm totaler Rost fläche zum Anheizen der Schachtöfen bis zu dem Zeit punkt, wo die Verbrennungswärme der Schwelgase zur Unterhaltung des Schwelprozesses in den Öfen aus- . reichte. Das in den Schächten entwickelte Gas wurde durch einen Exhaustor und zwei saugende Dampfstrahl- Apparate, welche in den Lauf der Kondensations batterie eingeschaltet waren, aus den Öfen abgesaugt und durch die Batterie den Gasleitungen zur Speisung der Feuerkanäle zugedrückt. Dem Hauptversuch ging . ein Anheizversuch voraus, wobei durchschnittlich in jedem Ofen stündlich 64,2 kg verbraucht wurden, was für jedes Kilogramm Fülltorf nahezu 0,9 kg Heiztorf ausmacht. Zwischen dem Anheizen und dem Haupt versuch, sowie auch später nach Schluß des Haupt versuchs wurden die Öfen mit einem Torf gefüllt, wel cher aus einem der Fabrik gehörenden Moor stammte. Der Anheiztorf dagegen und der zum Füllen der Öfen beim Hauptversuch benutzte Torf wurde von der Groß herzoglich-Oldenburgischen Kanalbau-Verwaltung ge liefert. Zur Destillation sind beim Hauptversuch 523,70 t gebracht worden. Der Torf enthielt im Durch schnitt 31 °/o Wasser, also im ganzen 162,3 t. Das aufgefangene Teerwasser betrug rund 245 t, es ist demnach in den 348 Versuchsstunden ein Uberschuß von 245 — 162 = 83 t, welcher aus dem Dampfkessel | stammt, hinzugekommen. Die Ausbeute nach dem Gewicht des verschwelten lufttrockenen Torfs mit dem durchschnittlichen Wassergehalt von 31 0/o betrug: 31,2 0/o Teerwasser, 4,5 % Teer, 27,3 °/o Koks, 37,0 % Gas (unverdünnt als Rest). Die Heizgasuntersuchung ergab 27,4 °/o (Vol.) Kohlensäure, 2,2 °/o Sauerstoff, 22,5 0/o Stickstoff; 8,6 % Kohlenoxyd, 14,8 0/o Methan, 1,0 0/ schwere Kohlenwasserstoffe, 23,6 % Wasserstoff. Der Heizwert stellte sich auf 2877 W.-E. f. d. Kubik meter. Die mittlere Zusammensetzung des Versuchs torfs war 35,3 0/o Kohlenstoff, 3,4 u /o Wasserstoff, 0,7 0 /° Stickstoff, 0,1 0 /o Schwefel, 28,4 °/o Sauerstoff, 0,9 %/o Asche und 31,0 °/o Wasser. Die Maximal heizwerte betrugen bei dem Anheiztorf 5423, beim Fabriktorf 5400, beim Kanaltorf im Mittel 5380 W.-E. Aus der Massenermittlung ergaben sich für 100 Torf: i 28,4 Koks, 4,5 Teer, 46,6 Teerwasser, 0,05 Abfall, ! 57,3 Heizgase, insgesamt 135,9. Der Zuwachs von 35,9 besteht aus 1,1 Löschwasser im Koks, 15,4 Ver dünnungswasser des Teerwassers, 20,3 Luftbeimischung zu den Heizgasen. Der Bericht bemängelt den un zureichenden Abschluß der Destillation von der äußeren Luft, die Anwendung von Wasserdampfstrahl-Apparaten zur Beförderung des Gasstromes sowie die nicht voll- ■ kommene Planmäßigkeit der Anlage und Leitung. Die | gewonnenen Zahlen dürften daher nur einen relativen Wert besitzen. Referate und kleinere Mitteilungen. Rückgang der amerikanischen Roheisen erzeugung. Wie aus der nachstehenden, dem „Tron Age“ vom 12. November 1903 entnommenen Aufstellung hervor geht, hat die amerikanische Roheisenerzeugung, welche sich bereits im Monat Juli um 124037 t vermindert hatte,* einen weiteren erheblichen Rückgang erfahren, * „Stahl und Eisen“ 1903 Nr. 17 8. 1008. indem im Oktober d. J. nur 1486225 t gegen 1622250 t im Monat September erblasen wurden. 1 Juni Juli । August Sept. [ Oktober Koksroheisen . 1700000 Holzkohlen- roheisei . . 44377 | 1744377 1570923 15962641 45143 43683 1616066 1639947 ! 1578576 1448087 43674 38138 1622250/1486225