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1310 Stahl und Eisen. Hadfields Untersuchungen über Wolframstahl. 23. Jahrg. Nr. 23. Stahl mit dem gleichen Kohlenstoffgehalt. Had field glaubt die Ursache der geringem Schmied barkeit in dem niedrigen Mangangehalt der Proben zu erblicken, und man wird geneigt, dieser Ansicht beizupflichten, wenn man den auffallend hohen Schwefelgehalt der Proben berücksichtigt. Ein Stahl mit 0,10 bis 0,15 v. H. Schwefel bei nur 0,2 v. H. Mangan wird sich stets als mehr oder minder rotbrüchig erweisen. Schweißbarkeit. Keine der unter suchten Proben mit 0,20 v. H. und mehr Wolfram war schweißbar. Ein Wolframgehalt schädigt demnach in starkem Maße die Schweiß barkeit. Zugfestigkeit. Zur Prüfung hierauf wurden Rundstäbe von 32 mm (11/4 Zoll Durchmesser) benutzt, welche aus geschmiedeten Quadratstäben gewalzt worden waren. Ein Teil davon wurde in dem Zustande, wie die Stäbe vom Walzwerk kamen, geprüft, ein anderer Teil zuvor aus geglüht. Die Ergebnisse sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt: Tabelle II. Nummer der Proben 1 Zusammensetzung der Proben Un geglüht Ausgeglüht I o w Elastizi tätsgrenze auf 1 qmm ke Bruch belastung auf 1 qmm kg Ver längerung •/o Quer- schnitts- verringer. •/n — Elastizi tätsgrenze auf 1 qmm kg Bruch belastung auf 1 qmm kg Ver längerung "h Quer- schnitts- verringer. °/o 1 0,13 0,10 31,40 39,25 35 60 21,98 34,54 43 65 2 0,15 0,20 34,54 42,39 40 60 25,92 34,54 46 66 3 0,15 0,40 37,68 48,67 33 59 28,26 39,25 39 60 4 0,13 0,35 31,40 42,39 37 58 25,12 36,11 45 69 5 1 0,21 0,81 45,53 50,24 35 63 28,26 41,22 37 53 6 0,22 1,20 39,25 50,24 25 49 26,69 42,39 37 54 7 0,21 1,49 31,40 53,38 26 46 30,63 44,60 37 54 8 0,28 3,40 48,67 64,37 29 51 36,11 53,38 34 53 9 0,38 7,47 8,33 58,09 98,91 14 18 37,68 62,80 25 38 10 0,46 70,65 86,35 100.48’ 2 2 39,25 65,94 23 32 11 0,63 10,56 125.60 5 4 43,96 75,36 10 10 12 0,76 15,65 16,18 nicht best. nicht best. — 42,39 89,49 3 2 13 | 0,78 | » » » » • 1 42,39 67,51 1. 0,75 Ein Urteil über den Einfluß des Wolfrani gehalts ist nur möglich, wenn man die ersten vier Proben oder die folgenden drei Proben untereinander vergleicht; bei allen folgenden Proben wird die Erkennung durch die erheb lichen Unterschiede im Kohlenstoffgehalt getrübt. Es zeigt sich, daß mit dem Wolframgehalt langsam die Festigkeit und Elastizitätsgrenze steigen, während die Zähigkeit, gemessen durch die Längenausdehnung oder Querschnittsver ringerung, abnimmt, ohne daß jedoch der letztere Einfluß immer deutlich zu erkennen wäre. Auch die Festigkeitssteigerung ist nicht sehr erheblich. [ Ermittelt man aus den ersten sieben Proben die mittlere durch eine Erhöhung des Wolfram- ' gehalts um 0,1 v. H. veranlaßte Erhöhung der Festigkeit, so erhält man 1 kg auf 1 qmm, un- ' gefähr ein Sechstel von der durch Kohlenstoff und zwei Fünftel von der durch Mangan er- I zeugten Festigkeitssteigerung. Auch in den kohlenstoffreicheren Proben ist der Einfluß des i Wolframgehalts nicht bedeutender. Aufschluß kann man erhalten, wenn man die Festigkeit eines wolframfreien Stahls von übrigens gleicher I Zusammensetzung mit dem des wolframhaltigen vergleicht. So z. B. besaß ein Stahl mit 0,49 v. H. Kohlenstoff, 0,20 v. H. Mangan, 0,06 v. H. j Phosphor, also dem Stahl Nr. 10 in Hadfields i Reihe ähnlich zusammengesetzt, eine Festigkeit von 48,0 kg,* Hadfields Stahl mit 8,33 v. H. I Wolfram eine Festigkeit laut obiger Tabelle | von 100,48 kg. Es ergibt sich eine durch | 8,33 v. H. Wolfram hervorgerufene Festigkeits steigerung von 100,48 — 48,0 = 52,48 kg, also durch 0,1 v. H. Wolfram von nur 0,62 kg. Zu | einem ähnlichen Ergebnis kann man auch auf einem andern Wege gelangen. Nach den Ver suchen Websters, v. Jüptners u. a. beträgt die durch Erhöhung des Kohlenstoffgehalts um 0,1 v. H. hervorgerufene Festigkeitssteigerung etwa 6 kg auf 1 qmm.** Der Stahl Nr. 1 in Hadfields Reihe mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,13 v. H. besaß 39,25 kg Festigkeit; durch Erhöhung des Kohlenstoftgehalts auf 0,63 v. H. (Probe 11) ohne Erhöhung des Wolframgehalts .. , . , ,t,, (0,63 — 0,13) wurde sie demnach auf 39,25 -f- 6 ——0.1— 4 = 69,25 kg gesteigert worden sein. In Wirk- * Ledebur: „Eisenhüttenkunde“, 4. Auf. S. 737, aus v. Kerpely: Eisen und Stahl auf der Weltaus stellung zu Paris. ** „Stahl und Eisen“ 1894 S. 61; 1900 S. 939. Ledebur: „Eisenhüttenkunde“ S. 736.