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tons am 1. November eingeschränkt. Die dies jährige Roheisenproduktion der Ver. Staaten wird voraussichtlich zwischen 17,5 und 18 Mil lionen Tonnen liegen. Die Stahlerzeugung der Vereinigten Staaten ist in den letzten Jahren noch rapider gestiegen als die Roheisenproduk tion; sie betrug 1900 10 351342 t, 1901 13 688157 t und 1902 15 259108 t, die Er höhung belief sich hier also . auf fast 50 °/o. Auch hier sind im laufenden Jahre Einschrän kungen eingetreten, denn die Stahlerzeugung der United States Steel Corporation und der übrigen großen Stahlwerke ist von 1037 325 tons im Mai d. J. auf 829 215 tons im Oktober zurückgegan gen. Bekannt ist, daß die deutsche Eisenindustrie, um ihre heutigen gewaltigen Erzeugungsmengen unterzubringen, den Auslandsmarkt in starkem Maße aufsuchen mußte. Die Ausfuhr war in den ersten drei Vierteljahren: 1902 1903 Roheisen und Halbfabrikate 789 429 t 899 981 t Gröbere Walzprodukte . . . 1224 931 t 1363 092 t Eisenwaren 357 436 t 412 693 t Die gesamte Eisenaus fuhr einschl. Maschi nen betrug 2 533 783 t 2 856 302 t Der Absatz auf dem ausländischen Markte war um so notwendiger, als nicht nur die inländische Produktionsfähigkeit gestiegen war, sondern auch im Jahre 1901 ein starker Rückschlag des hei mischen Verbrauches eintrat. Mit vollem Recht ist bedauert worden, daß die Ausfuhr an Roh- und Halbfabrikaten so groß geworden ist und nicht deren Verarbeitung in Deutschland selbst durchgeführt wurde, aber es darf angenommen werden, daß hierin bald Wandel geschaffen und der nationalen Arbeit zu ihrem Recht ver holten wird. Diese kräftige Entwicklung unserer vater ländischen Eisenindustrie ist unter dem Einfluß der Verbandsbildung erfolgt. Hier an dieser Stelle Betrachtungen darüber anzustellen, ob die Verbände der deutschen Eisenindustrie ihre Schuldigkeit getan und ob sie ersprießlich ge wirkt haben, kann um so weniger unsere Auf gabe sein, als in dem Augenblick, in dem diese Zeilen erscheinen, die Verhandlungen im Reichs amt des Innern über die Eisenkartelle im Gange sind. Wir haben mit der Tatsache der Ent wicklung unter dem Zeichen der Verbände zu rechnen, und wir stehen vor der weiteren Tat sache, daß die hauptsächlichen in Betracht kom menden Verbände am Schlüsse des Jahres ab laufen. Die Roheisensyndikate sind auf die | Dauer von 3 Jahren soeben erneuert worden, | aber noch steht die Beschlußfassung über die I I wichtigen Verbände für Halbzeug, Träger, I Schienen, Schwellen usw. aus. Die Verhand- । hingen, die einen Zusammenschluß der sämt lichen Stahlwerke Deutschlands erstreben, sind ’ schon seit einiger Zeit im Gange, aber zu einer Einigung ist es bisher noch nicht gekommen, wenn auch, soweit wir unterrichtet sind, die schwebenden Differenzen nicht groß sind. Die bestehenden Meinungsverschiedenheiten erscheinen jedenfalls minimal im Verhältnis zur ! Tragweite eines glücklichen Abschlusses. Würde schon in der Zeit eines normalen I Geschäftsganges eine Auflösung der bestehenden Verbände unabsehbare Folgen nach sich ziehen, so vermag man die Umwälzungen, die in der jetzigen kritischen Zeit in solchem Falle Platz greifen würden, sich nicht vorzustellen. Nie mals war ein verständnisvolles und gemein sames Zusammenwirken der deutschen Eisen industrie notwendiger, als in diesem Augen blicke, denn einerseits stehen wir vor einer Neuregelung unserer auswärtigen Handels beziehungen, bei der es wesentlich darauf an kommt, in welchem Umfang die Sätze unseres neuen Zolltarifs zur Anwendung kommen sollen, und anderseits schicken die Vereinigten Staaten von Amerika sich an, den Überfluß ihrer Pro duktion nach dem Auslande abzustoßen. Wie sollen aber die deutschen Eisenwerke in diesem Kampfe bestehen, wenn sie, statt geeint aufzu treten, sich untereinander zerfleischen und dann nur mit geschwächten Kräften dem Ausland be gegnen können? In der Schwesterindustrie des Kohlenberg baues hat man in weitsichtiger Weise unter teilweiser Hintansetzung von Einzelinteressen einen großen und bedeutsamen Schritt vorwärts zur endgültigen Einigung getan; um so schwerer ist unserer Meinung nach die Verantwortung derjenigen Männer, welche nicht alle Hinder nisse zu beseitigen gewillt wären, die einer Einigung in der Eisenindustrie entgegenstehen. Wir vermögen deshalb die Hoffnung nicht auf zugeben, daß eben dieselben Männer, die unter Ausnutzung aller technischen und wissenschaft lichen Fortschritte jene eingangs von uns dar gelegte erfreuliche Entwicklung der deutschen Eisenindustrie herbeigeführt haben, sich dieser Verantwortung in vollem Umfang bewußt blei ben und schließlich zu einer für alle Teile er sprießlichen Einigung gelangen werden. Mit vereinten Kräften, aber auch nur mit vereinten Kräften, wird die deutsche Eisenindustrie die ihr gerade durch ihre enorme Entwicklung ge stellten großen Aufgaben zu lösen imstande sein. Die Redaktion.