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V ereins - N achrichten. Verein deutscher Eisenhüttenleute. Friedrich Remy &. Am 8. September d. J. starb in Herrenalb der verdienstvolle Direktor des Eisenwerks Rasselstein, Hr. Friedrich Remy. Mit ihm ist einer der fleißigsten und tüchtigsten Industriellen des Rheinlandes aus diesem Leben geschieden. Der Entschlafene entstammt einer Familie, die bereits seit dem Jahre 1757, in welchem die Firma Heinrich Wilhelm Remy und Konsorten gegründet wurde, in der vaterländischen Indu strie mit bestem Erfolge tätig ist. Im Jahre 1761 wurde auf dem Rasselstein das erste Frischfeuer angeblasen, wäh rend das schon bestehende Blechwalzwerk erst nach vielen Schwierigkeiten und wieder holtem Umbau im Jahre 1773 in dauernden Betrieb kam. Aus der weiteren Geschichte der Firma sei hervorgehoben, daß sie im Jahre 1824 die erste Puddelanlage in Deutschland errichtete, eine Leistung, die von Seiten der Preußischen Staatsregierung mit einer Prä- mie von 5000 Talern belohnt wurde; auch die Schienen für die erste deutsche Eisenbahn Nürnberg—Fürth wurden vom Rasselstein geliefert. Im Jahre 1873 wurde nach 116 jährigem Bestehen die Firma II. W. Remy und Konsorten in eine Aktien Vizewachtmeister zurück; Reserve - Offizier wurde er bei den 7. Ulanen. 1873 trat der Entschlafene als Ingenieur bei der Rasselsteiner Eisenwerks-Gesellschaft ein, als deren Vorstandsmitglied er über zwei Jahr zehnte mit unermüdlichem Fleiß, verbunden mit großer Sachkenntnis und Scharfblick, das Unternehmen auf die Höhe hat bringen helfen, auf welcher es heute steht, also von einem klei nen Puddel- und Hammerwerk nebst kleiner Hochofenanlage zu einem bedeutenden, vor züglich eingerichteten Blech walzwerk, welches über 1000 Arbeiter beschäftigt und eine jährliche Erzeugung von 21000 t Weißblech aufweist. Der Übergang vom Puddel- und Frischfeuerbetrieb zur Klein bessemerei (Clapp & Griffith) und hiervon zum Siemens- Martinbetrieb vollzog sich un ter seiner Leitung und ist das Hauptverdienst hierbei der Ausdauer und der Energie zu zuschreiben , mit welcher er die vielen Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, sieg reich überwand. Sein leut seliges und gerechtes Wesen im Verkehr mit der Arbeiter schaft haben ihm eine an Ver ehrung grenzende Anhänglich keit verschafft, wie man sie heutzutage selten zwischen Ar gesellschaft unter dem Namen Rasselsteiner Eisenwerks- Gesellschaft umgewandelt, deren Aktien im Familien besitz verblieben. Der eben verstorbene Friedrich Remy, der Urgroß neffe des Gründers der Firma, wurde am 25. Mai 1849 zu Rasselstein geboren. Nach Besuch der höheren Bürger schule zu Neuwied ging er nach Wetzlar, wo er 1868 das Abiturientenexamen bestand. Seine weiteren Studien machte er am Polytechnikum in Karlsruhe und der Bergakademie zu Berlin. Am Feldzuge 1870/71 nahm er als Einjähriger des 2. Garde - Ulanenregiments teil und kehrte mit dem Eisernen Kreuz geschmückt als beitgeber und Arbeitnehmer antrifft, und es wird des halb schwer sein, die Lücke, welche sein Tod auch in dieser Beziehung gerissen hat, wieder auszufüllen. Als langjähriger Vorsitzender des Mittelrheini schen Kesselrevisions-Vereins, als Mitglied der Handels kammer und vieler anderer Körperschaften hat er vielfach Beweise seiner ungewöhnlichen Arbeitskraft geliefert und er wird dort schwer vermißt werden. Bei seinen Freunden und Fachgenossen hat er sich durch seine stete Bereitwilligkeit, zu helfen wo es fehlte, und seine Uneigennützigkeit ein dauerndes Andenken gesichert. Er ruhe in Frieden!