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Teils chemische Verbindungen, teils Mischungen kommen bekanntlich auch bei andern Metall legierungen, namentlich bei den Amalgamen vor. Diese Tatsache ist am vollständigsten beim Kalium, Natrium und Palladium nachgewiesen, deren Wasserstoffverbindungen, wenn sie voll kommen isoliert sind, zum Teil einfachen chemi schen Atomverhältnissen entsprechen. Aber selbst diese Hydrogenüre haben immer die Eigenschaft, noch weitere Mengen von Wasser- stoif einzuschließen, gerade, wie man einer nach den Atomverhältnissen zusammengesetzten Kupfer zinklegierung noch weitere Mengen von Zink zufügen kann. Allerdings scheint der über schüssige Wasserstof oft schon bei gewöhnlicher Temperatur, jedenfalls aber im luftleeren Raume, entfernbar zu sein und sich dadurch von dem chemisch gebundenen Wasserstoff zu unter scheiden. Auch das trifft, wenn auch wegen des höheren Verdampfungspunktes schwieriger, bei Kupferzinklegierungen, Amalgamen u. a. zu. Wasserstofflegierungen der Eisen gruppe außer Eisen. Von den zur Eisen gruppe gehörenden Metallen, zu denen im wei teren Umfange Eisen, Nickel, Kobalt und Mangan gerechnet werden,* vermögen Nickel und Ko balt bis zu ihrem 100 fachen Volumen Wasser stoff zu absorbieren. Über Man ga n-Wasser stoffverbindungen liegen analytische Unter suchungen nicht vor. Da jedoch schwammförmi ges Mangan, welches aus den Oxyden durch Re duktion mittels Kohle gewonnen war, pyropho- rische Eigenschaften zeigt und bei der Unter suchung mit Luft nicht unerhebliche Mengen von Wasser erzeugt, so darf man auch hier eine Okklusion von Wasserstoff annehmen.** Wasserstofflegierungen des Eisens. In nicht ganz so hohem Grade wie dem Kobalt und Nickel kommt dem Eisen die Eigenschaft zu, Wasserstoff aufzunehmen. Diese Tatsache ist seit Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannt. Karsten kannte sie noch nicht. Schon im Jahre 1866 wies indessen Graham auf sie hin.*** Von neuem wurde ihr aber erst wieder Aufmerksamkeit geschenkt, als Müller in Brandenburg im Jahre 1882 in von ihm unter suchten Flußeisenarten Wasserstoff nachwies, und zwar in ganz bedeutenden Mengen in den von dem Eisen eingeschlossenen Blasenräumen, was ihn auf den nicht ganz ungerechtfertigten Gedanken kommen ließ, die Entstehung der Blasenräume im Flußeisen überhaupt ebenso wie das Auftreten unganzer Stellen dem Wasserstoff zuzuschreiben, während man bis dahin die Ur sachen dieser Erscheinungen meistens in beim * Vergl. Wedding, Handbuch der Eisenhütten kunde, 2. Aufl., Bd. 1 S. 7. ** Auch hier gibt im Originale eine Tabelle die bekannten Untersuchungsergebnisse wieder. *** Phil. Mag. 4, 32. | Erkalten entweichendem Kohlenoxydgas gesucht [ hatte. Da gegen die Ansicht Müllers zum Teil schwerwiegende Einwürfe erhoben wurden, gab das zu einer großen Reihe von Unter suchungen über Gaseinschlüsse im Eisen Anlaß.* Die größte Menge von Wasserstoff scheint das galvanisch gefällte Eisen aufnehmen zu können, ein Verhalten, welches übrigens dem der andern Metalle durchaus entspricht. Nach Cailletet zeigt das durch den galvanischen Strom gefällte Eisen bei einem hohen Gehalt an Wasserstoff eine viel größere Härte als reines Eisen, so daß man mit dem galvanisch gefällten Glas ritzen kann. Hierauf beruht auch die Widerstandsfähigkeit der sogenannten verstähl- ten, d. h. mit einem reinen Eisenüberzug ver sehenen Druckplatten aus Kupfer. Da Cailletet von einer chemisch reinen Eisenchlorürlösung ausgegangen war, so mußte das ausgefällte Me tall auch reines Eisen sein und tatsächlich kann die an solchem Eisen stets beobachtete Härte wohl nur dem eingeschlossenen Wasserstoff zu geschrieben werden, wenngleich eine andere Aus legung ebenfalls nicht ganz ausgeschlossen er scheint, daß nämlich dieses Eisen in äußerst feinen Kristallen sich abscheidet, welche daher, wie die Kristalle auch anderer Stoffe, an ihren Kanten eine größere Härte als das amorphe Metall zeigen. Das Eisen einer in der Reichs druckerei in St. Petersburg galvanisch her gestellten Schüssel gab bei der Untersuchung des Referenten im Eisenprobierlaboratorium der Königl. Bergakademie in Berlin, beim starken Erhitzen 245 Vol.-°/o Wasserstoff ab. Auch dieses Eisen war sehr hart und zeigte auf dem Bruche kristallinisches Gefüge. Wäre das Wasserstoffgas vom Eisen nur mechanisch eingeschlossen, so hätte in diesem Falle eher eine Verminderung der Härte als eine Vermehrung eintreten müssen. Auch bei den gewöhnlichen Metallegierungen beobachtet man stets, ja beinahe ausnahmslos, daß sie eine größere Härte besitzen, als ihnen nach der Rechnung gemäß der Art und Menge ihrer Be standteile zukommen sollte. Wenn man nun mit Graham die Überzeugung gewinnt, daß das Wasserstoffgas nichts weiter als der Dampf eines sehr flüchtigen Metalls, des Hydrogeniums, ist, so wird auch die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen sein, daß das galvanisch gefällte Eisen eine Eisenwasserstofflegierung ist. Übri gens ist außer der Härte auch noch die Sprödig keit, welche das galvanisch gefällte Eisen be sitzt, eine ebenfalls bei den Legierungen anderer Metalle oft auftretende Eigenschaft. Freilich darf man sich nicht verhehlen, daß das Ver halten des Wasserstoffs im galvanisch gefällten * Auch diese Untersuchungen sind tabellarisch im Originale zusammengestellt worden.