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Fällen veranlafst, die Vorträge nicht zu be suchen, da ihm die zum Verständnis derselben erforderlichen Vorkenntnisse fehlen. Die Vorträge und Übungen in der mechanischen Eisenhüttenkunde sind um 12 bezw. 14 Stunden vermehrt worden und besteht hierin, abgesehen von der Vermehrung der Verwaltungsfächer und der Neueinführung des sprachlichen Fachunter richtes, die auf 8 Stunden insgesamt veranschlagt sind, das Hauptmerkmal des neuen Studien planes. Die Hüttenmaschinenkunde, ebenso wie die Transport- und Geleiseanlagen sind zur mecha nischen Hüttenkunde gerechnet, wodurch sich die Ab- nähme der Vortragsstunden im reinen Maschinen bau um 6 erklärt, welche also, wie schon oben erwähnt, nur eine scheinbare ist. Betreffs der Zahlen, welche auf den ersten Blick eine Reduktion der rein chemischen Fächer andeuten, ist zu bemerken, dafs die Chemie tat sächlich nichts weniger als gekürzt wird, sondern dafs es sich hier nur um eine Verschiebung zu gunsten der chemischen Hüttenkunde handelt, also der angewandten Metallchemie. Damit soll eine ge eignetere Ausbildung in der für den Eisenhütten mann die wissenschaftliche Grundlage seines Faches bildenden theoretischen und metallurgischen Chemie erreicht werden. Es ist die organische Chemie, ebenso die chemische Technologie vollständig aus dem Studienplan gestrichen und hierfür analytische Chemie, physikalische Chemie, Feuerungskunde, Eisenprobierkunde und physikalische Metallurgie aufgenommen worden. Die analytische Chemie soll dem Eisenhütten mann einen allgemeinen Überblick über die ana lytischen Methoden geben, dagegen sollen in der Eisenprobierkunde die speziellen Methoden zur Untersuchung der Rohmaterialien, der Zwischen- und Fertigprodukte, wie sie in der Praxis ange wendet werden, besprochen werden. Die Kennt nis der analytischen Chemie ist für den Eisen hüttenmann von ganz besonderer Wichtigkeit, da hierauf die chemische Kontrolle seiner Rohmate rialien, Zwischen- und Fertigprodukte, sowie seiner Hüttenprozesse beruht. Anschliefsend an die physikalische Chemie, deren Aufgabe bereits erläutert wurde, soll die physikalische Metallurgie die physikalischen Eigen schaften und ihre Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung behandeln. Hierher gehören die Zustandsänderungen der Metalle und Legierungen beim Erhitzen und Erkalten, die Änderung der Gefügebestandteile, der spezifischen Wärme, der magnetischen Eigenschaften und der Einflufs der Zufuhr von Fremdkörpern auf diese Änderung. Diese beiden sich ergänzenden Vorlesungen sind geeignet, die Kenntnisse der theoretischen Chemie zu vertiefen; sie bieten demnach einen ausge zeichneten Ersatz für die organische Chemie und haben den günstigen Umstand vor letzterer voraus, dafs die in diesen Vorlesungen vermittelten Kennt nisse nicht nur das Verständnis für die Vorgänge in der Chemie erleichtern, sondern auch in enger Beziehung zum Hüttenwesen stehen und geeignet sind, über viele rätselhafte Erscheinungen in dem selben Aufschlufs zu geben. Die organische Chemie dient ebenfalls dazu, schwierigere chemische Vorgänge dem Anfänger verständlich zu machen; sie steht jedoch in keinerlei Beziehung zum Hüttenwesen und hat den Nachteil, dafs das Studium dieser umfangreichen Materie zu viel kostbare Zeit in Anspruch nimmt. Einige grundlegende Kenntnisse in der organischen Chemie können für den Hüttenmann gewifs manch mal von Nutzen sein. Der Besuch eines viel stündigen, für den organischen Chemiker bestimmten Kollegs ist jedoch für den Hüttenmann viel zu zeitraubend. Die Vorlesungen über chemische Technologie wurden ebenfalls als zeitraubend gestrichen. Nach Einführung eines Kollegs über Feuerungskunde, welche ja die für den Hüttenmann wichtige Tech nologie der Brennstoffe umfafst, und unter Be rücksichtigung der Vorlesungen über allgemeine Hüttenkunde, in welchen zahlreiche Apparate und Vorgänge der chemischen Technologie behandelt werden, kann die Vorlesung über chemische Tech nologie entbehrt werden. Die Eisenhüttenleute hören ’die Vorlesungen über Metallhüttenkunde; in letzterer aber sind die Produktionsverhältnisse von denen der Eisenhütten kunde so sehr verschieden und denjenigen der chemischen Technologie so ähnlich, dafs das Studium ersterer Disziplin genügt, um einen Ein blick in die Verhältnisse der chemischen Technik zu geben, um die Kenntnisse ihrer Verfahren und Apparate zu studieren und Vergleiche mit den jenigen der Eisenhüttenkunde anzustellen. Eine weitere einschneidende Änderung betrifft die Ausbildung der Eisenhüttenleute in der chemi schen Analyse. Bisher geschah dieselbe ausschliefs- lieh in dem unter Leitung eines reinen Chemikers stehenden anorganischen Laboratorium. In dem anliegenden Entwurf eines Studienplanes ist dies dahin geändert, dafs nur die Ausbildung in der allgemeinen chemischen Analyse dem Arbeitsfeld des reinen Chemikers zugewiesen ist, während diejenige in der Analyse der Rohstoffe, Zwischen- und Fertigprodukte des Eisenhüttenwesens, also diejenigen Arbeiten, welche allgemein unter „Eisen probierkunde“ verstanden werden, dem Professor für Eisenhüttenkunde und Eisenprobierkunde zu fällt. Ein Vertreter der theoretischen und ana lytischen Chemie kann den Studierenden eine hinreichende Ausbildung in der Eisenprobierkunde nicht geben, weil derselbe in den meisten Fällen viel zu wenig Fühlung mit der Praxis hat, um die in den Hüttenlaboratorien ausgeführten Arbeiten verfolgen zu können, und daher nicht über den jeweiligen Stand dieser Arbeiten unterrichtet sein