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1114 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 23. Jahrg. Nr. 19. gehören der Millom and Askam Hematite Iren Co. und bilden einen Teil der aus zehn Hochöfen bestehen den Gesamtanlage. Von den in Askam befindlichen vier Öfen ist nur einer im Jahre 1901 umgebaut. Der selbe hat bei einem Kohlensackdurchmesser von 5,8 m eine Höhe Von 27,4 m, ist mit Parryschem Trichter versehen und erhält den Wind durch 12 kupferne Formen von 127 mm Durchmesser. Zur Kühlung der Rast sind 108 bronzene Kühlkästen, welche in 9 Reihen angeordnet sind, eingelegt. Zur Beförderung des Ma terials auf die Gicht dient ein Brownscher geneigter Gichtaufzug, dessen Förderwagen eine Ladefähigkeit von 1 t Koks oder 2 t Erz besitzt. Die Leistung des Aufzuges beträgt etwa 2100 t Material in 24 Stunden. Die Winderhitzungsanlage besteht aus zwei Cowper Kennedy-Winderhitzern von 6,4 m Durchmesser und 27,4 m Höhe und zwei Ford & Moncur-Erhitzern von 7,9 m Durchmesser und 22 m Höhe. Das Roheisen wird zu Masseln gegossen, die nach dem Erkalten durch einen elektrischen Laufkran von 10 t Tragfähig keit einem hydraulischen Masselbrecher zugeführt werden. Der Askam-Hochofen verschmilzt zum Teil lokale Erze aus den Furness- und Cleatordistrikten, zum Teil eingeführte spanische Erze. Der Koks kommt von Durham, und der Kalkstein wird in den benach barten Brüchen gewonnen. Erzeugt wird in der Regel ein schwefelarmes Bessemerroheisen mit niedrigem Siliziumgehalt, doch wird auch siliziumreiches Eisen hergestellt, welches von vielen Abnehmern des Werkes verlangt wird. Referate und kleinere Mitteilungen. Die älteste Technische Hochschule der Erde. Bei der am 25. Juli 1908 erfolgten Übernahme des Rektorats der Freiberger Bergakademie hat Ge heimer Bergrat Professor Ledebur eine interessante Antrittsrede gehalten, in welcher er die Bedeutung dieser weltberühmten Hochschule für die Wissenschaft des 18. und 19. Jahrhunderts zur Anschauung bringt und darauf hinweist, daß diese im Jahre 1766 ge gründete Anstalt die älteste Technische Hochschule der Erde ist. Die Vorlesungen erstreckten sich anfangs auf metallurgische Chemie, welche auch die Hüttenkunde umfaßte und durch Gellert vorgetragen wurde; ferner auf Mathematik, mechanische Wissenschaften, Bergbaukunde, Markscheidekunde und Probierkunde. Obgleich eine Vorzeigung von Mineralien stattfand, wurde Mineralogie im eigentlichen Sinne nicht gelesen, und die Geologie war überhaupt noch nicht ins Leben getreten. Auch die Mineralogie stand in damaliger Zeit noch in den Kinderschuhen, und ein fester Boden für diese Wissenschaft wurde erst gewonnen, als der im Jahre 1775 nach Freiberg berufene Werner die Anwendung der menschlichen Sinne auf die Bestim mung der Mineralien lehrte und solcherart die Kenn zeichenlehre anbahnte. Im Jahre 1780 begann Werner seine Vorlesungen über Gebirgskunde, die er später Geognosie nannte, die heutige Geologie; die Frei berger Bergakademie ist somit die Geburtsstätte dieser Wissenschaft. Daß einer der berühmtesten Schüler Werners Alexander von Humboldt war, sei hier nur beiläufig erwähnt. Werners Nachfolger als Lehrer der Mineralogie waren nacheinander Moß, Naumann, Breithaupt und Albin Weißbach, die sich bekanntlich gleichfalls große Verdienste um diese Wissenschaft erworben haben. Naumann hat auch als Geologe bedeutend gewirkt, und sein Lehr buch der Geognosie, welches allerdings erst nach seiner Berufung an die Leipzigei' Universität erschien, hat jahrzehntelang den ersten Platz in der Reihe gleicher Werke eingenommen. Naumanns Nachfolger waren von Cotta und Stelzner, deren Verdienste auf geologischem Gebiet gleichfalls rühmlich be kannt sind. Die systematische Anwendung des Lötrohrs zur Unterscheidung der Mineralien, welche bereits im Jahre 1820 von dem berühmten schwedischen Chemiker Berzelius empfohlen worden war, wurde durch die Bemühungen Plattners und Richters, welche beide in Freiberg lehrten, zu seiner jetzigen Be deutung gehoben. Zu den berühmtesten Lehrern der Bergbaukunde gehörte G ä t z s c h m a n n , während Julius Weißbach, welcher von 1833 bis 1871 als Lehrer an der Bergakademie tätig war, auf dem .Gebiete der Markscheidekunde und Maschinenlehre bahnbrechend gewirkt hat. Von den Lehrern der Physik ist Reich besonders berühmt geworden, der in Gemeinschaft mit Richter das Indium entdeckte. Die Hüttenkunde hatte sich bereits vor der Grün dung der Bergakademie in Freiberg einer eifrigen Pflege erfreut, doch wurde ihre Entwicklung durch die damals noch herrschende Phiogistontheorie behindert. Erst als im Jahre 1775 der französische Chemiker Lavoisier den Kampf gegen die alte Lehre aufnahm, indem er die. noch jetzt als unumstößlich geltende Verbrennungstheorie an deren Stelle setzte, war dem wirklichen Verständnis metallurgischer Vorgänge die Bahn gebrochen. Der im Jahre 1794 an die Berg akademie berufene Lampadius war der erste, wel cher den Theorien der Hüttenkunde die neue Lehre zugrunde legte und damit diese Wissenschaft in neue Bahnen lenkte. Lampadius’ Bemühungen um die Aus bildung der Hüttenkunde wurden mit gleichem Erfolge von Plattner, diesem auch um die Vervollkomm nung der Lötrohrprobierkunde so hochverdienten Mann, fortgesetzt, dessen Werk: „Diemetallurgischen Röstprozesse“ noch heute maßgebend ist. Neben der Hüttenkunde fand auch die anorga nische Chemie an der Bergakademie sorgfältige Pflege und manche wichtigen Entdeckungen und Erfindungen, manche wertvollen Bereicherungen der Fachliteratur sind aus dem Freiberger Chemischen Laboratorium her vorgegangen. Lampadius entdeckte den Schwefel kohlenstoff; Scheerer erwarb sich namhafte Ver dienste durch zahlreiche Untersuchungen auf dem Ge biet der Mineralchemie; Reich und Richter entdeckten, wie schon erwähnt, das Indium; Winkler, der erst vor Jahresfrist wegen Übertritts in den Ruhestand aus seiner Laboratoriumstätigkeit ausschied, ist der be rühmte Entdecker des Germaniums. Von ihm stammt auch die Einführung des Kontaktverfahrens für die Darstellung von Schwefelsäure; er verbesserte und vervollkommnete die Verfahren für die Untersuchung von Gasen und maßanalytische Bestimmungen, seine ausgezeichneten Schriften über diesen Gegenstand sind auch dem Eisenhüttenchemiker wohl bekannt. Diese Liste glänzender Namen würde unvollständig sein, wenn man ihr nicht den Namen des Vortragenden selbst, den dieser aus naheliegenden Gründen zu er wähnen unterließ, beifügte, denn Ledebur hat durch seine hervorragende Tätigkeit auf eisenhüttenmänni schem Gebiete, über die wir unsern Lesern nicht erst