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1100 Stahl und Eisen. Brinnerunyen eines alten Bergmanns aus den letzten 50 Jahren. 23. Jahrg. Nr. 19. den Landtag, die neben der Fortführung des Kanals Dortmund—Herne bis zum Rheine eine Weiterführung des Kanaltorsos Dortmund-Emden mittels einer Seitenabzweigung im mittleren Laufe über Minden nach Magdeburg vorsah und so durch die bestehenden Kanäle und schiffbaren Wasserläufe einen zusammenhängenden Wasser weg vom Rheine zur Weichsel schaffen sollte. Daneben gingen noch weitere Pläne für die Regulierung und Vervollständigung des Wasser straßennetzes im Osten. Es ist bekannt, daß die Regierung keine Mehrheit für diese hoch wichtige Vorlage im Landtage gewinnen konnte und deren Wiedereinbringung auf einen günstigeren Zeitpunkt zu verschieben genötigt ist. Da ich in meinen letzten Ausführungen der letzten zehnjährigen Zeitabschnitte der wachsen den Ausdehnung der Kohlenaufschlüsse nach Norden gedacht habe, so will ich auch diese für die letzte Epoche nicht mit Stillschweigen übergehen, um so mehr als sich diese Pionier arbeit möglichst in der Stille vollzieht, um den begehrlichen Wettbewerb fernzuhalten. 1890 bildete die Lippe etwa die nördliche Grenze der Aufschlüsse, heute aber ist der ganze Norden jenseits dieses Flusses stellenweise bis zu 20 und mehr Kilometer vom rechten Ufer landeinwärts bis weit über Hamm hinaus durch Bohrungen bestrickt und so das Kohlengebiet, das bei Be ginn des vorigen Zeitabschnittes rund 3000 qkm betrug, um ein erhebliches erweitert worden. Allerdings waren die Tiefen steigend wachsende und nähern sich bis zur Fündigkeit der Zahl von 1000 m. Außerdem dehnt sich ein Netz von Bohrungen auf der linken Seite des Rheines von Eschweiler nördlich über Erkelenz bis Xanten aus, durch welches die produktive Kohlenformation, allerdings unter für das spätere Schachtabteufen äußerst schwierigen Gebirgsverhältnissen, jedoch mit guten Flözverhältnissen, erschlossen worden ist; auch dort erreichten die. nördlichsten Boh rungen 1000 m Tiefe. Ich möchte hier den Leser, der sich für diese wichtigen Zukunfts fragen interessiert, auf meine Schrift über das „Deckgebirge des rheinisch-westfälischen Kar bons“, Verlag von G. D. Baedeker - Essen, verweisen. Volkswirtschaftlich ist ja die Auf findung dieser reichen Bodenschätze von aller größtem Wert, aber man darf sich nicht ver hehlen, daß sie für den heutigen gesicherten Bergwerksbesitz in der Zukunft eine nicht zu unterschätzende Gefahr in sich birgt. Ganz kurz sei noch in Rücksicht auf die letzten Ausführungen der neuesten Kohlenauf- Schlüsse in der holländischen und der belgischen Provinz Limburg gedacht, über welche Näheres ebenfalls in meinem „Deckgebirge des Karbons“, sowie in meinem jüngst in Nr. 37 des „Glückauf“ erschienenen Aufsatze „die Kohlenfunde in der belgischen Campine“, mitgeteilt worden ist. Die so erfolgreiche und auf sicherer Grund lage ruhende großartige Entwicklung des Berg baues fand ihren Ausdruck auch in den höheren und weiteren Zielen, die sich die Vertretung desselben in dem Verein für die bergbaulichen Interessen steckte. Diese neuen Aufgaben waren in den beschränkten Räumen des alten Vereins hauses in der Lindenallee auf die Dauer nicht zu erfüllen, und so reifte der Entschluß des Vereins, sich ein neues Heim im südlichen Stadt teil von Essen zu gründen. Es wird mir stets eine liebe und angenehme Erinnerung sein, daß der Ausschuß des Vorstandes neben dem ver ehrten zeitigen Vorsitzenden Geheimen Bergrat Krabler und den Herren Oscar und Hein rich Waldthausen sowie dem geschäfts führenden Mitgliede Bergmeister Engel auch mich als Mitglied der Baukommission bestimmte und mir so der Vorzug zuteil wurde, an der Aufgabe, das neue Heim würdig, zweckmäßig und wohnlich zu gestalten, mitwirken zu dürfen. Die große Epoche zeitigte auch den Ge danken, der seine Entstehung in erster Linie dem hochverehrten Geheimen Bergrat Dr. Schultz und dem leider jüngst verstorbenen Berghaupt mann Täglichsbeck verdankt, die Fortschritte auf dem Gebiete des rheinisch-westfälischen Berg baues während des letzten halben Jahrhunderts und diejenigen der wirtschaftlichen Verhältnisse in diesem Zeitraum in einem umfassenden Werke zur Darstellung zu bringen, dessen erste Bände heute vorliegen und das demnächst zum Abschluß gelangen wird. Eine größere Zahl junger Kräfte, welche die Königl. Bergbehörde dem Verein in dankenswerter Bereitwilligkeit zur Verfügung stellte, hat ihr Wissen und Können dem Werk in hervorragender Weise gewidmet und ihren Gesichtskreis und ihr Urteil bei dieser ernsten und mühsamen Arbeit zum späteren Nutzen des Bergbaues erweitert und vertieft. Bevor ich die Erinnerungen bezüglich des rheinisch-westfälischen Kohlengebietes abschließe, kann ein Ereignis von Bedeutung nicht unbe achtet bleiben, welches die Bergbaukreise an der Wende des Jahrhunderts überraschte. Ich meine die endliche Ausführung der schon früher wiederholt geplanten Absicht des Staates, Berg werke im Bereiche des Oberbergamtsbezirkes Dortmund zu erwerben und zu betreiben. Diese Entschließung ist auf die Verhandlungen im Hause der Abgeordneten über die sogenannte Kohlennot der Jahre 1899 bis 1900 zurückzu- führen und hat zum Leitgedanken die Schaffung eines gewissen Gegengewichtes zugunsten der Verbraucher gegenüber der im Syndikate ver körperten Verkaufs-Gemeinschaft. Dies Vor gehen des Staates wird im rheinisch-westfälischen Bezirke nur allgemein begrüßt, da man erwarten darf, daß der Fiskus die Leiden und Freuden des Betriebes ebenso empfinden wird, wie die