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der Gestaltung des internationalen Marktes mit der Ruhe abzuwarten, zu der die innere Erstarkung der deutschen Industrie vollauf berechtigt. Der Kohlenmarkt zeigte im ganzen Verlaufe , des Vierteljahres eine für die heiße Jahreszeit un gewöhnliche Lebhaftigkeit; die steigende Förderung des Reviers fand flotten Absatz; zum erstenmal wurden an einem Tage mehr als 20000 Doppelwagen Kohlen, Koks und Briketts von der Eisenbahn-Verwal tung abgefahren; für den lebhaften Verkehr in den Rheinhäfen spricht die Tatsache, daß tageweise einzelne Kipper wegen Überfüllung gesperrt werden mußten. Der Bedarf war so erheblich, daß die im Sommer sonst übliche Ansammlung von Kohlenvorräten namentlich am Oberrhein gegen das Vorjahr wesentlich geringer ausfiel. Siebprodukte waren besonders begehrt. Durch die stärkere Beschäftigung der Zechen fiel auch der Mangel an Kokskohlen fort. Die Kokereien waren trotz nomineller Einschränkung von einigen Prozent voll und gut beschäftigt. Was die Gestaltung des Erzmarktes anbelangt, so haben die Gruben im Siegerlande im vergangenen Quartal flott gefördert und sie hatten genügenden Ab satz. Die Preise sind nicht verändert worden. Nicht minder ist im Nassauischen der Absatz ein befriedigen der gewesen, und auch hier sind Preisveränderungen nicht eingetreten. Die ausländischen, namentlich die schwedischen Erze haben am Schlüsse des Vierteljahres im Preise angezogen. Auf dem Ro h ei s enm ark t e sind die für das vergangene Quartal getätigten Abschlüsse in allen Sorten zur Auslieferung gelangt. In Gießerei-Roheisen waren die Abrufungen besonders stark, und es wurden noch Zusatzmengen hinzugekauft. Für das laufende Quartal sind die seitherigen Preise für Puddel-, Stahl- und Thomas-Roheisen bestehen geblieben; für Gießerei- Roheisen wurden die Preise um 1 .A erhöht. Die Nachfrage auf dem Stabeisen markte war trotz zunehmenden Bedarfs eine schleppende; größere Abschlüsse wurden nicht getätigt, sondern nur der allerdringendste Bedarf mit freilich äußerst knapp be messenen Lieferfristen gedeckt. Dagegen gingen die Spezifikationen auf ältere Abschlüsse flott ein, was gute Beschäftigung gewährleistete. Leider war unter diesen Umständen eine Preiserhöhung unmöglich, die namentlich für die reinen Walzwerke, welche Roh eisen, Schrott und Halbzeug kaufen müssen, durchaus nötig erscheint, und so war das finanzielle Viertel jahresergebnis wieder ein durchaus unbefriedigendes und negatives. Das Geschäft in Walzdraht war — wie zumeist in den Sommermonaten — wenig belebt, der Absatz ließ zu wünschen übrig, und es mußte deshalb für die Berichtsperiode seitens des Verbandes deutscher Draht walzwerke eine Betriebseinschränkung von 5 Prozent angeordnet werden, welche allerdings für den Monat September auf 1 Prozent herabgesetzt werden konnte. Die Preise blieben gedrückt und konnten bei mangeln dem Absatz naturgemäß nicht erhöht werden. Das Geschäft in Grobblech lag auch im Berichts vierteljahr nicht günstig. Der Bedarf, namentlich für den Bau von Schiffen, Brücken, Dampfkesseln usw., hielt sich in sehr engen Grenzen, und die Preise waren im allgemeinen unlohnend. Die Werke waren meist nicht in befriedigender Weise beschäftigt. Gleiches gilt vom F einb 1 echmarkte, auf dem der Geschäftsgang keine Belebung zeigte. Die Aufträge in Eisenbahnmaterial gingen nach wie vor in genügendem Umfang ein, so daß die Werke über Mangel an Beschäftigung in demselben nicht zu klagen brauchten. Die Nachfrage nach gußeisernen Röhren war auch in den Monaten Juli, August und September d. J. ungenügend; infolgedessen mußte die Produktion eingeschränkt werden. Die Nachfrage in Maschinen hat -unzweifelhaft zugenommen, leider aber auf Kosten der Preise, die durch beklagenswerte Unterbietungen in einzelnen Fällen sich sehr unlohnend gestalteten. Die Preise stellten sich wie folgt: Monat Monat Monat Juli August Sept. Kohlen und Koks: a # JI Flammkohlen .... 9,75—10,25 9,75-10,25 9,75-10,25 Kokskohlen, gewaschen „ melierte, z. Zerkl. 9,50 9,50 9,50 Koks für Hochofenwerke 15,00 15,00 15,00 „ „ Bessemerbetr. . — — — Erze: * Rohspat Geröst. Spateisenstein . 10,70 15,00 10,70 15,00 10,70 15,00 Somorrostro f. a B. Rotterdam . . . — — — Roheisen: Giefsereieisen Preise f Nr., ' ' ' abHutteHämatit : : 66,50 64,50 67,50 67,00 65,00 68,00 67,50 65,50 68,50 Bessemer ab Hütte . . — — — Preise (Onalitäts-Pud- . ) deleisen Nr. I. caD Qualit.-Puddel- Siegen 1 eisen Sieger!. Stahleisen, weifses, mit | 56,00 56,00 56,00 nicht über 0,10/0 Phos- phor, ab Siegen . . Thomaseisen mit min- 58,00 58,00 58,00 destens 1,5% Mangan, frei Verbrauchsstelle, netto Gassa .... 57,00 - 58,00 57,00—58,00 57,00—58,00 Dasselbe ohne Mangan . — — — Spiegeleisen, 10 bis 120’0 Engi. Giefsereiroheisen 67,00 67,00 67,00 Nr. III, frei Ruhrort 66,00 66,00 66,00 Luxemburg. Puddeleisen ab Luxemburg . . . 45,00 45,00 45,00 Gewalztes Eisen: Stabeisen, Schweifs- . . 120,00 120,00 120,00 , Flus- .... 107,50-110,00 107,50-110,00 107,50-110,00 Winkel- und Faoneisen zu ähnlichen Grund- preisen als Stabeisen mit Aufschlägen nach der Skala. Träger, ab Burbach . . 105,00 105,00 105,00 Bleche, Kessel- .... 150,00 150,00 150,00 „ secunda . . . 125,00 125,00 125,00 „ dünne .... 137,50 137,50 139,00 Stahldraht, 5,3 mm netto ab Werk 120,00 120,00 120,00 Draht ausSch wei fseisen. gewöhnt abWerk etwa 130,00 130,00 130,00 besondere Qualitäten — — — Dr. W. Beumer. II. Oberschlesien. Allgemeine Lage. In fast allen Zweigen der oberschlesischen Montanindustrie war die Beschäftigung während des abgelaufenen Quartals eine bessere als im zweiten Vierteljahr. Leider hat sich aber in der unerfreulichen Preislage für fast sämtliche Erzeugnisse der Eisen- und Stahlindustrie nichts geändert, so daß ein großer Teil der Werke, besonders die Stabeisen walzwerke, nach wie vor ungünstige Resultate zu ver zeichnen hatten. Die unerfreulichen Nachrichten über die Gestaltung des amerikanischen Marktes im Verein mit der Unsicherheit, welche über das Zustandekommen wichtiger inländischer Syndikate herrschte, hielt den Großhandel vor Tätigung umfangreicher Käufe bis vor kurzem zurück. Da sich schließlich die Deckung des tatsächlichen Bedarfs nicht mehr aufhalten ließ, trat im letzten Drittel des Quartals der Handel mit um fangreichen Einkäufen hervor. Dieser Umstand sowie die inzwischen erfolgte Verlängerung jener Syndikate