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Bücherscha u. Die Metallographie im Dienste der Hüttenkunde. Von E. Heyn, Professor an der Königlichen Technischen Hochschule und Mitglied der Königl. Mechanisch - Technischen Versuchs anstalt, Charlottenburg. Mit 26 Figuren. Freiberg in Sachsen. Verlag von Craz & Gerlach (Joh. Stettner) 1903. Preis 1 JI. Der Verfasser schreibt im Vorwort: „Trotz des Umstandes, daß die Anfänge metallographischer Wissen schaft vorwiegend durch Martens, also von deutscher Seite, geschaffen wurden, ist es leider eine Tatsache, die nicht mit Stillschweigen übergangen werden kann, daß zurzeit das Interesse und Verständnis, das man den Ergebnissen und Bestrebungen auf dem metallo- graphischen Forschungsgebiet entgegenbringt, in unserm Vaterland wesentlich geringer ist, als im Ausland, insbesondere in Frankreich, England, Amerika und Rußland.“ Wir können der in diesem Satz aus gesprochenen Klage nur zustimmen und begrüßen es daher mit um so größerer Freude, daß der auf dem Gebiete der Metallographie rühmlichst bekannte Ver fasser es übernommen hat, das Interesse an der metallographischen Forschung zu nähren und über ihren Nutzen für die Hüttenkunde und verwandten Wissenschaften Aufklärung in weitere Kreise zu tragen. Dem genannten Zwecke dient auch das vorliegende Büchlein, das den Inhalt eines Vortrages wiedergibt, den der Verfasser vor dem 5. Internationalen Kongreß für angewandte Chemie, Sektion für Hüttenkunde, in Berlin gehalten hat. Um die Theorie des Erstarrens und Schmelzens von Metallegierungen auch dem mit dieser Materie nicht vertrauten Leser verständlich zu machen, geht Heyn von dem einfachen und leicht nachprüfbaren Beispiel einer Lösung von Chlornatrium in Wasser aus und überträgt alsdann die gefundenen Gesetze auf die Metallegierungen, welche bekanntlich im flüssigen Zustande auch als Lösungen anzusehen sind. Unter den angeführten Legierungen dürften diejenigen des Bleis mit dem Silber das besondere Interesse des Hüttenmannes erregen, weil auf der Ausscheidung silberarmer Bleikristalle aus einer silber reicheren Mutterlauge bekanntlich der Pattinsonprozeß beruht, der nach den Ausführungen des Verfassers nicht als eine vereinzelte Erscheinung in der Reihe der hüttenmännischen Prozesse, sondern als der Ver treter einer großen Gruppe von Trennungsverfahren anzusehen ist. Für den Eisenhüttenmann bilden natürlich die Eisen-Kohlenstofflegierungen den wichtig- stenTeil der Abhandlung. Heyn führt dieselben, soweit es sich um Wandlungen in dem bereits erstarrten Material handelt, gleichfalls auf den Typus der Chlor natrium-Wasserlösungen zurück, während er das Er starren von Flußeisen unter Zuhilfenahme der bei Kalium - Natriumnitratschmelzen beobachteten Erstar rungserscheinungen erläutert. Zum Schluß wird die Theorie des Puddelprozesses metallographisch be handelt. Wir können unsere Besprechung des vorliegenden Buches nicht schließen, ohne von unserm Standpunkt aus unser Bedauern darüber auszusprechen, daß die Eisen-Kohlenstofflegierungen nicht eine eingehendere Behandlung erfahren haben, was sich ja naturgemäß daraus erklärt, daß der Heynsche Vortrag nicht vor einem eisenhüttenmännischen, sondern vor einem chemi schen Auditorium gehalten wurde. Hoffentlich nimmt der geschätzte Verfasser Gelegenheit, eine Ergänzung in dem angegebenen Sinne vorzunehmen und die Anwendung der Metallographie auf das Eisenhütten wesen zum Gegenstand einer besonderen Darstellung zu machen. Erzbergbau und Eisenindustrie in Lothringen- Luxemburg. Von Otto Bosselmann. Vorliegende Schrift gehört zu einer Folge von Abhandlungen, welche der Verein für Sozialpolitik über die letzte große Krisis veranstaltet hat. Otto Bosselmann hat die lothringische Eisenindustrie bearbeitet, er hat das tatsächliche Material in fleißiger Weise zusammengestellt und beurteilt die Verhält nisse richtig. Das Werklein zerfällt in zwei größere Abschnitte, von denen der erste die allgemeine Lage und wirtschaftliche Entwicklung des lothringisch luxemburgischen Industriebezirks bis gegen die Mitte der 90er Jahre behandelt. In dem letzten Abschnitt, welcher naturgemäß das größere aktuelle Interesse bietet, schildert der Verfasser zunächst die Zeit der Hochkonjunktur von 1895 bis 1900, und erläutert alsdann die Ursachen und Folgen des seit 1900 ein getretenen Niederganges. Zum Schluß werden die Veränderungen in der Organisation der Industrie unter besonderer Berücksichtigung der Kartell- und Syndi katsbildungen besprochen. Die Maschinenindustrie Deutschlands. Von Paul Steller. Gleichfalls für den Verein für Sozialpolitik hat PaulSteller, Geschäftsführer des Vereins deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, in obiger Broschüre die Maschinenindustrie Deutschlands behandelt. Der erste allgemeine Teil des Stellerschen Büchleins umfaßt fol gende Kapitel: 1. Art und wirtschaftliche Bedeutung der Industrie. 2. Absatzverhältnisse. Handelsbilanz. 3. Wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Maschinen industrie. 4. Die wirtschaftliche Organisation des deut schen Maschinenbaues. 5. Arbeiterverhältnisse. In dem zweiten speziellen Teil werden die einzelnen Zweige der Maschinenindustrie in folgender Reihenfolge behandelt: Dampfmaschinen, Dampfkessel, Lokomotiven, Gas motoren, Bergbaumaschinen, Werkzeugmaschinen, Näh maschinen und Fahrräder, Maschinen für Stoffgewebe, landwirtschaftliche Maschinen, Eisenbahnwagen und elektrische Maschinen. Wie schnell übrigens die Zeit schreitet, vermag man daraus zu ermessen, daß man heute schon darüber im Zweifel sein kann, oh die Behauptung des Ver fassers, die beim Niederschreiben des Buches durch aus richtig war: „Der Dampfmaschinenbau bildet die Grundlage des gesamten Maschinenbaues“ in einer Zeit noch zutrifft, wo die Dampfturbine und die Gasmaschine im Vordergrund des Interesses stehen. Doch tut dieser durch die rasche Weiterentwicklung der Technik be dingte Umstand dem Werte des Stellerschen Büchleins keinen Abbruch, welches vielmehr als ein wertvolles Dokument zur Geschichte der deutschen Maschinen industrie anzusehen ist und als solches einen bleiben den Wert behalten dürfte.* * Von den übrigen Bänden, die die Industrie be treffen, kann man das nicht behaupten; denn ihr Heraus geber, Hr. Prof. Sombart, sagt selbst, daß er bei ihrer Veröffentlichung von dem Grundsätze ausgegangen sei: „Lieber eine schlechte Arbeit, als gar keine“ — eine reizvolle Selbstironisierung des Herausgebers, der binnen Jahresfrist drei eigene Bände von zusammen 2000 Druckseiten veröffentlicht hat. Die Red.