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15. Oktober 1903. Zuschriften an die Redaktion. Stahl und Eisen. 1155 Hr. Kroeker sagt (Seite 1152, erste Spalte): „Denn ein »Mischgas« von der angegebenen Zu sammensetzung resultiert bei der Entgasung von Kohle erst nach Kondensation der verschiedensten Kohlenwasserstoffe“. Wo kommen denn aber die in der von Fischer entlehnten Analyse von mir aufgeführten 3,2 % Cm Hn und die 35,8 % CH her, welche doch auch Kohlenwasserstoffe sind ? Gern bin ich bereit, meine ganzen Berech nungen für einen speziellen Fall umzuarbeiten, wenn Hr. Kroeker imstande ist, mir eine voll ständige Analyse von Entgasungsprodukten bei 823° anzugeben. Solange Hr. Kroeker diese An gabe seinerseits nicht machen kann, weise ich seinen Vorwurf, daß meine Annahme jedenfalls nicht zutreffend sei, entschieden zurück. Ferner sagt Hr. Kroeker: „Doch läßt die Be sprechung der einzelnen Arbeitsweisen, sowie die Schlußbetrachtungen darüber keinen Zweifel zu, daß Hr. Lürmann es tatsächlich übersehen hat, daß die in jenen Übersichten angegebenen Wärme mengen nicht allein aus der Kohle, sondern auch ■aus dem eingeblasenen Hochofengas herrühren.“ Daß das Hochofengas mit den verschiedenen Temperaturen T eingeblasen wird, ist von mir in „Stahl und Eisen“ 1903 Seite 520 7. Zeile von unten gesagt. Daß ebenso, wie zur Erwärmung der Gebläseluft bei Hochöfen, hierzu- Wärme not wendig ist, und daß diese aufgewendeten Wärme mengen nachher in der Zusammensetzung der Gase in Erscheinung treten, ist bekannt. Es brauchte von mir also auch nicht ausdrücklich darauf hingewiesen zu werden. Der Zweck meines Artikels „Die thermischen Vorgänge im Gaserzeuger“ war der, jedem, der mit Gaserzeugern zu tun hat, eine für die Praxis ge nügend genaue Art der Berechnung zu unterbreiten, welche gestattet, die Mengen Wasserdampf, Hoch ofengase usw. zu berechnen, welche dem Gas erzeuger zugeführt werden können, und die Wärmemengen zu berechnen,- welche jetzt viel fach in Leitungen usw. verloren gehen, welche aber- im Gaserzeuger selbst nutzbar gemacht wer den können. Wenn Hr. Kroeker Unterschiede in den von mir und von ihm berechneten Wärme einheiten bis zu 468 W.-E. bsi einer Gesamt wärmemenge von 8077 W.-E. zu konstatieren glaubt, —- also sage und schreibe: bis zu 5,8 % —, so hat das für den Wert meiner Berechnungen, zur Vergleichung von verschiedenen Betriebs methoden, nur einen untergeordneten Wert, da es bis jetzt leider unmöglich war, so genaue Ana lysen, wie es wünschenswert wäre, auszuführen. Zum Schlüsse sagt Hr. Kroeker: „Ein wirk lich sicheres Studium der Arbeit mit dem Gene rator wird immer eine regelmäßige kalorische Untersuchung der Kohle und der Gase zur Vor aussetzung haben.“ Das ist unbestritten richtig, wenn es sich um ein einzelnes, bestimmtes Brenn material, und nicht um allgemeine, für alle Brennmaterialien gültig.: Betrachtungen und For meln handelt. Fritz Lürinann jr. Portlandzement und Hochofenschlacke. In Nr. 15 dieses Jahrgangs von „Stahl und Eisen“ ist zutreffend erwähnt, daß auch ich mich an der Besprechung des von Hrn. Dr. H. Passow gehaltenen Vortrags über Eisen - Portlandzement beteiligt hätte. Aufgefordert, den Lesern mit zuteilen, was ich zugunsten des neuen Fabrikations zweiges gesagt habe, teile ich, da Protokoll nicht geführt ist, gern aus dem Gedächtnis folgendes mit: „Die Herstellung des Eisen-Portlandzements ist eine nur dankenswerte Bereicherung des deut schen Gewerbfleißes, weil durch sie ein Abfall- produkt Wert erhalten hat, welches vordem zins los als Bedeckung nutzbarer Grundstücke dalag. Eine jede Neuerung oder Vervollkommnung in Technischen Betrieben bringt bestehenden Industrie zweigen Nachteil. Die geschädigte Industrie ist wohl zu bedauern, aber ändern läßt sieh an der veränderten Sachlage nichts. Als Alizarin erfun den wurde, ging der Krappbau zurück, künstlicher Indigo ersetzte den natürlichen, Rübenzucker den Rohrzucker. Man könnte den Eisen-Portland mit demselben Recht einfach als Portlandzement be zeichnen, wie man in beiden Fällen von Indigo und Zucker spricht, gleichgültig, was das Material war, aber besser ist es immer, jedem Produkte einen besondern Namen zu geben, und daher ist der Vorschlag, den unter Benutzung von Hoch ofenschlacke hergestellten Zement Eisen-Port landzement zu nennen, gerechtfertigt. — Die Zumischung von Schlackenpulver, um die Abbinde fähigkeit auf das richtige Maß zu setzen, durch den Fabrikanten ist nicht nur nicht tadelnswert, sondern sehr gerechtfertigt, gerade wie man Mörtel fertig herstellt und Formsand mischt, um un verständige Zumischungen durch Unkundige zu verhüten. Übrigens wird der Benutzer des Zements bald entscheiden lernen, welcher Art er den Vorzug für seine Zwecke zu geben hat.“ Dr. H. Wedding.