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1144 Stahl und Eisen. Die Kalibrierung der Walzen im Walziverksbetriebe. 23. Jahrg. Nr. 20. Fassoneisensorten eine Verzögerung des Walz- 1 Prozesses zur Folge, weshalb es als angebracht | erscheinen muß, alle Walzen mit Wasserkühlung zu versehen, und nicht, wie es gewöhnlich ge- ; schieht, nur die Oberwalzen, wobei die Mittel- | und ünterwalzen nur während des Leerlaufes gekühlt werden. Die sich hierdurch ergebende ' größere Walzgeschwindigkeit dürfte die, durch i die in diesem Falle kälteren Walzen bewirkte, , größere Abkühlung des Walzgutes wohl aus- j gleichen. Gleichzeitig mit den Versuchen zur Fest- i Stellung der Voreilung wurde auch versucht, die durch den Druck hervorgerufene Breitung des Walzgutes festzustellen. Es ergab sich, daß die Breitung ebenso wie die Voreilung von der Größe der Zentriwinkel a und B abhängig ist, i und zwar im umgekehrten Sinne. Je größer die 1 Summe der Zentriwinkel, desto kleiner ist die | Breitung; und je kleiner die Summe der Zentri- | winkel, desto größer ist die Breitung. Abbildung 5. 3. Der Maximaldruck, bezogen auf Material und Walzendurchmesser. Die Kräfte, welche das Hindurchziehen des Walz gutes durch die Walzen veranlassen, wirken tangential am Umfange derselben. Diese Tan gentialkräfte lassen sich in positive und nega tive zerlegen. Positive Tangentialkräfte sind diejenigen, welche sich hinter der Senkrechten x y schneiden, negative dagegen diejenigen, welche sich vor der Senkrechten x y schneiden (Ab bildung 6). Den Nullpunkt stellen die Tan gentialkräfte dar, welche sich in der Senkrechten x y selbst schneiden. Wirken auf das Walzgut gleichzeitig positive und negative Tangential kräfte, so muß entweder ein Gleiten der Walzen auf dem Walzgute stattfinden, oder das Walzgut wird auseinandergezerrt und muß, falls die Reiß- Abbildung 6. Die Breitung läßt sich durch die Formel: 2 (D — d) • g annähernd ausdrücken, wobei D die Dicke des Walzgutes vor dem Durchgänge, d die Dicke des Walzgutes nach dem Durchgänge, « und ß die beiden Zentriwinkel ausgedrückt in Graden sind. Der Einfluß der Voreilung auf die Breitung macht sich im Betriebe auf folgende Weise be merkbar: Hat man für ein Walzwerk von be stimmtem Durchmesser eine Kalibrierung fertig gestellt, so muß, falls die Walzen mehrere Male nachgedreht werden, wodurch sich die Zentri winkel a und 8 und damit die Voreilung ver größern, etwas Eisen bei a zugegeben werden, da durch die vergrößerte Voreilung das Walzgut mehr ausgezogen wird und infolgedessen sich weniger breitet, und deshalb das Kaliber nicht mehr ausfüllt (Abbildung 5). Der Einfluß der Erhitzung der Walzen macht sich im Betriebe dadurch bemerkbar, daß das Walzgut durch die Verringerung der Voreilung und die dadurch bedingte Vergrößerung der Breitung am Ende immer stärker ausfällt als am Anfänge, was sogar häufig, wie z. B. bei Rundeisen, zu Nahtbildung an der betreffenden Stelle Veranlassung gibt. I festigkeit des Materials überschritten wird, zer- ; reißen. Um daher jeder unnötigen Zerrung des I Walzgutes vorzubeugen, dürfen nur positive Tangentialkräfte auftreten. Die Maximaldicke Dmax. des Walzgutes vor dem Durchgang durch die Walzen wird also durch den Nullpunkt bestimmt und ist abhängig von dem Walzenradius r und der zu walzenden Dicke d, und läßt sich durch folgende Formel ausdrücken: Der Zunahmekoeffizient k max . beträgt sodann: p Umas _ . r Kmax. - d - i + d‘ " +2 woraus sich weiterhin ergibt, daß kmax. immer kleiner als 2 sein muß, und nähert man sich dieser Zahl um so mehr, je kleiner d im Ver hältnis zu r gewählt wird. Der bisher allgemein angenommene Maximalkoeffizient kmax. = 2 kann daher eventuell nur dann angewendet werden, falls dadurch die Reißfestigkeit des Walzgutes nicht überschritten wird.