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ersten Periode, eine Wulstbildung zur Folge, und ist derselben wohl die bekannte Tatsache zuzuschreiben, daß das die Walzen verlassende Walzgut immer etwas stärker ausfällt, als die durch den Walzenabstand vorgeschriebene Dicke. Nach dem Gesagten lassen sich die Vorgänge beim Walzen in drei Perioden einteilen: Erste Periode: Abziehen der äußeren Schicht und Zurückweichen der Mitte. Eintrittsgeschwin digkeit des Walzgutes geringer als Umfangs geschwindigkeit (Wulstbildung). Zweite Periode: Äußere Schicht und Mitte gleiche Geschwindigkeit. Eintrittsgeschwindig keit des Walzgutes gleich der Umfangsgeschwin digkeit der Walzen. Dritte Periode: Mitte größere Geschwindig keit als äußere Schicht. Austrittsgeschwindigkeit des Walzgutes größer als die Umfangsgeschwin digkeit der Walzen (Wulstbildung). Um die Voreilung festzustellen, wurden mehrere Walzen von verschiedenen Durchmessern mit Körnern ver sehen, welche beim Durchwalzen des Stabes bei jeder Umdrehung der Walzen einen Buk- kel hinterließen. Durch Nachmessen und Feststellen der Differenz der Ent fernungen zwischen den Eindrücken der Körner und dem abgewickelten Wal zenumfangließ sich die Voreilung ohne weiteres feststellen. Die Nach messung, für welche die erste Umdrehung der Walzen maßgebend war und bei welcher die Schrumpfung berücksichtigt wurde, ergaben, daß die Voreilung erstens von dem Drucke und zweitens von den jeweiligen Walzendurchmessern abhängig ist, d. h. von der Größe der beiden Zentriwinkel a und ß (Abbildung 3). Wie weiter festgestellt werden konnte, be trägt die Voreilung V, bezogen auf ein Meter abgewickelten Walzenumfang, die Summe der Zentriwinkel « und B in Millimetern. Es ist also: V _ • 1 f. d. Millimeter Umfang. Hat man 1000 z. B. als Zentriwinkel « — 22° und l'l = 26°, so beträgt die Voreilung f. d. Meter Walzen- 22 4- 26 umfang: V = 1000 1000 =48 mm. Wenn auch diese Formel nicht den Anspruch auf absolute Richtigkeit machen kann, so genügt dieselbe doch für den praktischen Betrieb voll ständig, da sich die, bei periodischen Kalibern sich eventuell ergebenden, kleinen Differenzen entweder durch die Druckschrauben oder auf Abbildung 3. | andere, später angegebene Weise mit Leichtig- | keit ausgleichen lassen. Wie schon gesagt, war für die Feststellung ■ der Voreilung nur die erste Umdrehung der I Walzen maßgebend, was in folgendem seinen [ Grund hat: Sobald die Walzen nicht kalt genug | gehalten werden und sich durch längere Be- | rührung mit dem glühenden Walzgute erhitzen, j so wird die äußere Schicht des Walzgutes nicht mehr so weit abgekühlt, um ein Hindurchziehen der mittleren Schichten in gleichem Maße be wirken zu können. Die zweite Periode tritt daher später ein, und hat dieses eine Verringe rung der Voreilung zur Folge. Beim Walzen von Eisensorten, welche in -periodischen Kalibern gewalzt werden müssen, i läßt sich der Einfluß der Er hitzung derWal- [ zen auf die Vor- ! eilung beson ders gut beob achten und sei deshalb folgen- j der Fall aus der Praxis ange- i führt: Auf einem ■ Speichenwalz werke, welches bei jeder Um- I drehung eine Speiche ergab, sollten Blöcke von etwa350kg ausgewalzt wer den, welches Ge ¬ wicht etwa 18 Speichen entsprach. Beim Wal zen ergab sich aber, daß es nur möglich war, vier Speichen innerhalb der vorgeschriebenen Fehlergrenzen herzustellen, während die fünfte schon etwa 15 mm gegenüber der ersten zu kurz ausfiel usw. Ungefähr bei der 8. bis 10. Speiche war die Voreilung bereits = 0 und wurde dann, da später ein Gleiten der Walzen auf dem Walzgute stattfand, sogar negativ, so daß die Differenz bis 80 mm be trug. Um diesem Übel abzuhelfen, wurde nun speziell zum Speichen walzen eine Wasserleitung angelegt, mittels welcher Wasser in der durch Abbildung 4 bezeichneten Weise auf die Unter walze geleitet werden konnte. Für die Ober walze war eine Leitung vorhanden. Auf diese Art und Weise war es jetzt möglich, alle 18 Speichen innerhalb der vorgeschriebenen Fehler grenzen herzustellen. Es war sogar möglich, durch größeren oder kleineren Wasserzufluß die | Länge der Speichen zu regulieren. Die sich aus dem Einfluß der Erhitzung der Walzen ergebende Verringerung der Voreilung des Walzgutes hat auch bei allen gewöhnlichen Abbildung 4.