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1134 Stahl und. Eisen. Mitteilungen aus dem Eisenhüttenmännischen Institut usw. 23. Jahrg. Nr. 20. Manganerz als Entschweflungsmittel im Kupolofen. Von F. Wüst, Aachen. Der Kupolofenbetrieb ist in Deutschland im Vergleich zu den amerikanischen Verhältnissen ein viel ungünstigerer infolge des höheren Schwefel gehaltes des zur Verfügung stehenden Koks. Der Ruhrkoks weist Schwefelgehalte auf, die zwischen 0,7 bis 1,3 % schwanken, während amerika nischer Koks meist kaum die untersten Grenz zahlen des deutschen Materiales erreicht und man mit der Annahme nicht sehr fehl geht, dafs der amerikanische Koks nur etwa halb so viel Schwefel enthält, wie der deutsche. Hieraus resultieren viele Unzuträglichkeiten für den deutschen Giefserei- Ingenieur. Er hat zur Bekämpfung des ungünstigen Einflusses des Schwefels auf die Beschaffenheit seiner Gufsstücke einen siliziumreichen und nament lich einen manganreichen Einsatz im Kupolofen nötig, wodurch seine Gufsstücke mit Fremdkörpern beladen werden, deren ungünstige Einflüsse sich summieren und die Herstellung tadelloser Erzeug nisse für den Giefsereimann sehr erschweren. Man sollte nun glauben, dafs diese Verhält nisse die deutschen Giefserei-Ingenieure schon längst veranlafst hätten, dahin zu wirken, dafs für Giefsereikoks ein oberer Schwefelgehalt fest gelegt wird, so dafs die Kokereien nur gut ge waschene Kohlen zur Herstellung von Giefserei koks zu verwenden gezwungen wären. Auffallender weise sind jedoch in dieser Richtung von den beteiligten Kreisen bisher noch keine Schritte erfolgt. Um die Asche sowie den am Roheisen haf tenden Sand zu verschlacken, ist ein Zuschlag von Kalkstein beim Kupolofenschmelzen nötig, durch welchen ein Teil des Koksschwefels un schädlich gemacht werden kann. Nach Versuchen des Hrn. Su 1 zer-Grofsm ann in Winterthur, deren Ergebnisse mir freundlichst zur Verfügung gestellt wurden, stand die Aufnahme des Koks schwefels bei wechselndem Kalksteinzuschlag in umgekehrtem Verhältnis zur Menge des zugesetzten Kalksteins, wie aus folgenden Versuchsresultaten des genannten Herrn hervorgeht: Kalksteinzuschlag in Proz. des Koks . 0 6,6 13,3 20 26,6 33,3 Vom Eisen aufge ¬ nommen. Schwefel (in Prozenten des Koksschwefels) . 59 50 35 37 16 14 Schlackenmenge kg 2,4 2,9 5,65 6,3 7,9 8,0 Man sieht aus den Ergebnissen dieser inter essanten Versuche, dafs man unter normalen Um ¬ ständen mit einer Schwefelaufnahme von 20 bis 40 % des Koksschwefels zu rechnen hat. Ein Kalkzusatz, der höher ist als 20 bis 25 % des Koksgewichtes, vermehrt die Schlackenmenge all zusehr, wodurch Unzuträglichkeiten bei der Ofen bedienung entstehen, aufserdem wird sodann die Schlacke sehr schwerschmelzig, so dafs sie nur schwierig aus dem Ofen zu entfernen ist. Die Formöffnungen sind schwierig offen zu halten, und es tritt leicht unregelmäfsiger Gang des Ofens ein. Steigt der Kalkgehalt der Schlacken über 28 bis 30 % und geht der Kieselsäuregehalt erheblich unter 45 bis 43 % herunter, so sind die Schlacken gewöhnlich sehr schwer schmelzbar und machen Schwierigkeiten im Betriebe. Nur wenn der Wind etwas erhitzt wird, ist es möglich, mit solchen Schlacken dauernd zu schmelzen und verhältnis- mäfsig viel Schwefel zu verschlacken. Ein weiterer, die Schwefelaufnahme begünstigen der Umstand, der meines Erachtens viel zu wenig Beachtung findet, liegt darin, dafs das Roheisen, die Trichter und Eingüsse mit anhaftendem Sande verschmolzen werden. Wenn es ja noch gute Wege hat, dafs das Roheisen in Kokillen gegossen und nur nach der Analyse gekauft wird, so könnten die Giefsereibesitzer ihr Augenmerk mehr auf diesen Gegenstand lenken, da der anhaftende Sand Kalkstein zum Verschlacken nötig hat, und dadurch die Kupolofenschlacke die zur Schwefel aufnahme erforderliche Basizität nur auf Kosten unverhältnismäfsiger Vermehrung der Schlacken menge erhalten kann. Eine grofse Menge flüs siger Schlacken ist für die Schwefelaufnahme aus leicht ersichtlichen Gründen günstig. Die Maximal schwefelgehalte einer kalkhaltigen (25 bis 30%) Kupolofenschlacke sckwanken nach meinen Unter suchungen von 0,2 bis 0,25 %. Je mehr Schlacke gebildet wird, desto günstiger sind die Umstände für die Schwefelverschlackung. Zu grofse Schlacken mengen, mehr als 5 kg Schlacke auf 100 kg Eisen, sind jedoch, wie oben angeführt, nicht tunlich. Neuerdings ist nun ein neues Mittel zur Be seitigung der Schwefelkalamilät von Direktor P. Reusch, Friedrich Wilhelmshütte, Mülheim (Ruhr), in „Stahl und Eisen“ 1902, Heft 8 S. 415, angegeben worden, das geeignet ist, aufverhältnis- mäfsig einfache Weise, ohne grofse Kosten, Ab hilfe zu schaffen. Hr. Reusch hatte die Liebenswürdigkeit, mir von seinen Versuchen vor der Veröffentlichung derselben Kenntnis zu geben, und veranlafste ich eine kleine Giefserei, welche hauptsächlich kleinen Maschinengufs anfertigt, das Mittel anzuwenden. Der Ofen, in welchem die Versuche Ende Oktober 1901 begonnen wurden, ist ein Herbertzofen von 800 mm Durchmesser. Der Satz beträgt 600 kg Roheisen, 36 bis 38 kg Koks, 5 kg Manganerz, 6 kg Kalkstein. Der Koks stammt von Zeche