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Stahlguß. Ich war mir sofort darüber klar, daß die eigentliche Ursache der Brüche anderwärts zu suchen ist. An der raschen Abnutzung und den häufigen Brüchen der Zähne ist nach meiner Ansicht die vor liegende grundsätzlich falsche Anordnung der Schwung räder schuld. Dieselben sind so angeordnet, daß die durch das eintretende Material hervorgerufenen hefti gen Stöße erst durch Vermittlung des Zahnradgetriebes Abbildung 2. Abgeänderte Konstruktion des Steinbrechers. auf die Schwungräder übertragen werden, wodurch natürlich in den Zähnen eine stoßweise, gefährliche Beanspruchung entsteht. Ich bin daher der Ansicht, daß das Schwungrad unmittelbar auf den Brech mechanismus einwirken muß, ohne Vermittlung von Getrieben, und schlage die in Abbildung 2 dargestellte Konstruktion vor. Außerdem ist eine staubsichere Einkapselung der Getriebe, staubsichere Lagerung und gründliche Schmierung der Wellen, stabile Kon struktion des Gestelles und sichere Aufstellung auf gemauertem Fundament unbedingt erforderlich. G. Neumann in Ostrowiec. lieber die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstof und Wasserstoff. In Anbetracht der außerordentlich großen Wich tigkeit, welche die Stickstoffverbindungen für die Land wirtschaft besitzen, erscheint ein von F. Hab er, Pro fessor für physikalische und Elektrochemie an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, erfundenes Verfahren, das Ammoniak synthetisch aus seinen Elementen in technisch durchführbarer Weise dar zustellen, von weittragender Bedeutung. Infolge der großen Reaktionsträgheit des Stickstoffs bei tiefen Temperaturen war es bisher der Technik nicht mög lich, den Stickstoff unmittelbar mit dem Wasserstoff chemisch zu Ammoniak zu binden; wie wir der „Zeit schrift für Elektrochemie“* entnehmen, ist es Pro fessor Haber gelungen, diese Aufgabe bei Anwendung von Drucken zu lösen, die die bisher bei Gasreak- tionen in der Technik zur Anwendung gekommenen Druckhöhen außerordentlich übersteigen. Unter einem Drucke von etwa 200 at und bei Anwesenheit eines Ueberträgers (Kontaktsubstanz) vereinigen sich die beiden Elemente. Da diese Bindung unter den prak tisch in Betracht kommenden Verhältnissen aber nicht vollständig vor sich geht, so muß das schrittweise gebildete Ammoniak entfernt werden; dies kann da durch geschehen, daß das Ammoniak entweder durch * 1910, 1. April, 8. 244/6. mäßige Kühlung verflüssigt und in dieser Form abge- lassen wird, oder daß es unter Beibehaltung des Druckes oder auch nach Entspannung der Gase durch Absorp tionsmittel zur Ausscheidung gelangt. Bei einer Reihe von Versuchen erwies sich das Osmium als ein katalyti scher Ueberträger von großer Wirksamkeit; da sich die Anwendung dieses seltenen Metalles aber durch die geringe bisher gefundene Menge verbietet, suchte und fand Haber dafür einen Ersatz in dem metallischen Uran. Das im elektrischen Ofen aus Uranoxyd und Kohle hergestellte Uran zerfällt im Hochdruckgas gemenge unter Stickstoffaufnahme zu einem sehr feinen Pulver, welches bei einer Temperatur von unterhalb 5000 C eine außerordentlich wirksame Kon taktsubstanz darstellt. Wenn man bedenkt, daß Stickstoff und Wasser stoff zu einem weit geringeren Preise hergestellt werden können, als der Wert des daraus erzeugten Ammoniaks beträgt, und daß der zur technischen Durchführung des Verfahrens erforderliche Kraft- und Kältebedarf nur sehr gering ist, so scheint hierdurch zu den bisherigen Quellen für gebundenen Stickstoff, dem Chilesalpeter, dem bei der Verkokung als Neben erzeugnis gewonnenen Ammoniak und schließlich dem aus der Luft dargestellten Salpeter, eine neue wich tige Gewinnungsart hinzugetreten zu sein. Die Ba dische Anilin- und Sodafabrik hat die Aus nutzung des Verfahrens übernommen und die prak tische Ausführung schon mit Erfolg weiter ausgebaut. Schlackenkugeln. In D. Christoph Wilhelm Jakob Gatterers „Anleitung, den Harz und andere Bergwerke mit Nutzen zu bereisen“ (Göttingen 1790), findet sich im HL Teil 8. 163 folgende Notiz: „Das Eisenbergwerk zu Gittelde und in der benachbarten Gegend beför derte der H e rz og Julius mit außerordentlichem Fleiße, und suchte im Jahre 1570 daselbst alle Artikel aufs beete zu benutzen, so daß er selbst aus den Eisen schlacken allerlei Arten von Kugeln machen ließ,* um sie gegen den Feind zu gebrauchen; man schrieb denselben die Eigenschaft zu, daß die dadurch erhaltenen Wunden nicht mehr zu heilen wären.“ Schon der 1613 zu Wolfenbüttel verstorbene Fürstl. Braunschweigische Landfiscal Franz Alger- mann berichtete in der von ihm verfaßten Lebens beschreibung Herzogs Julius**: „Wie denn auch 8. F. Gn. das Eisenbergwerk zu Gittelde Dero Endes hoch ge trieben, und alles durchsuchen lassen; auch damit die Schlacken von dem geschmelzten und gemachten Eisen noch zu Nutz kämen, so ließen S. F. Gn. aller lei Sorten Kugeln daraus gießen, welche Materie ein Gift bei sich hat; denn wenn die Kugeln zerspringen (darum sie denn auch zu Schrot in Stürmen sehr gut) und so sie Jemand verletzen, das läßt sich nicht wohl heilen.“ — Die vorstehenden Angaben sind durchaus zu treffend; in der Tat wurden im Jahre 1572 54 000 Stück Scblackenkugeln nach der Festung Wolfenbüttel ge bracht, während noch 73 824 Stück auf den Hütten in Vorrat blieben. + Später bildeten die wohlfeilen Schlaekenkugeln einen vielbegehrten und weit ver- * Nach Dr. H. Wedding: »Beiträge zur Ge schichte des Eisenhüttenwesens im Harz« („Zeitschrift des Harzvereins" XIV. Jahrgang 1881 S. 531) waren die von Herzog Julius erfundenen Schlackenkugeln offenbar in gußeisernen Formen gegossen oder gepreßt. An einzelnen Kugeln befindet sieh noch der Einguß. Sie trugen sein Namenszeichen J-H (Julius und Hedwig). ** Ausgabe von Karl von Strombeck. Helm stedt 1823, 8. 39. f E. Bodemann: »Die Volkswirtschaft des Her zogs Julius von Braunschweig« („Zeitschr. f. deutsche Kulturgeschichte“ 1872 8. 211).