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die zum Ausblasen von Hochöfen zwingt, so muß man schon im voraus klar über die Maßnahmen sein, die man einschlagen muß, um seinen auf den Hochofengasen aufgebauten Maschinenbetrieb trotz veränderter Grundlage störungslos aufrecht zu erhalten. Ist man mit der Gasausnutzung zu weit gegangen, dann gibt es Stillstände oder man muß zu Gaserzeugern seine Zuflucht nehmen, oder aber man muß notgedrungen seine sämt lichen Hochöfen im Feuer halten, nicht etwa weil es die geschäftlichen Verhältnisse verlangen, sondern weil der Maschinenbetrieb ohne sämt liche Hochöfen nicht in zweckentsprechenderWeise aufrecht erhalten werden kann. Die Verhältnisse werden für den Maschinenbetrieb um so günstiger, je mehr Oefen im Feuer sind. Unter allen Um ständen gilt als selbstverständliche Hauptforde rung, daß die Hochofengase, die für den Ma schinenbetrieb zur Verfügung stehen, auch wirk lich den größten auftretenden Beanspruchungen genügen. Für solche Größtleistungen ist das sparsamste Arbeiten sämtlicher Primärmaschinen zu verlangen. Bei geringeren Belastungen kann unbedenklich der Verbrauch an Wärmeeinheiten sich steigern, denn die Hochöfen liefern ja bei normalem Gange das Gas in stets sich gleich bleibender Menge, gleichgültig ob der Maschinen betrieb dafür Verwendung hat oder nicht. Bei mittleren Belastungen ist man also in der glück lichen Lage, mit den Wärmeeinheiten recht ver schwenderisch umgehen zu dürfen, ohne daß das wirtschaftliche Arbeiten der Gesamtanlage auch nur im geringsten beeinträchtigt wird. So ver hält es sich auch mit den Gasmengen, die an Sonn- und Feiertagen von den Hochöfen geliefert werden. Sie genügen überreichlich zur Ver sorgung der Hochöfen mit Wind, Kraft und Licht und zur Aufrechterhaltung des Sonntagsbetriebes in den übrigen Hüttenanlagen. Aber die über schüssige Menge kann nicht aufgespeichert wer den; sie geht unausgenutzt verloren. Aus diesen Gründen kann eine Rechnung, die wirklichen Wert haben soll, sich nicht auf der Gaserzeu gung eines Jahres aufbauen, sondern muß die Betriebsverhältnisse einer Stunde an einem Arbeits tage zur Grundlage haben, wo Hochofen-, Stahl- und Walzwerk und etwaige Nebenbetriebe an die Kraftzentrale die größten Ansprüche stellen. Für die zentrale Krafterzeugung kommen heute auf einem modernen Hüttenwerk nur Gasmaschinen und Dampfturbinen in Frage. Für den Antrieb der im Hochofen- und Stahlwerk erforderlichen Gebläse dürften wohl überall, darüber herrscht kein Streit, nur Gasmaschinen gewählt werden. Die Vorzüge der Dampfturbine sind nicht zu leugnen: große Betriebssicherheit, geringer Platz bedarf, große Maschineneinheiten, die sich trotz ihrer Größe sehr leicht allen Belastungsschwan kungen anpassen, wenig Wartung und Betriebs material. Die Gasmaschine arbeitet in wärme technischer Hinsicht günstiger, erfordert aber sorgfältige Wartung, viel Platz und mehr Be triebsmaterial. Trotz ihrer Vorzüge wird aber die Dampfturbine, wenn man von den wärme technischen Eigenschaften ganz absehen will, in manchen Hüttenwerken kaum in Betracht kommen. Denn zu ihrem Betriebe sind große Mengen kalten Kühlwassers notwendig, um ein für einen günstigen Dampfverbrauch gutes Vakuum zu erzeugen. Ein Kühlwasser von vor stehender Beschaffenheit wird sich aber in vielen Hüttenwerken in der erforderlichen Menge nicht beschaffen lassen. Mit rückgekühltem Wasser in Zentralen mit sehr großen Leistungen zu arbeiten, verteuert den Betrieb außerordentlich. Dagegen kann man bei Gasmaschinen noch mit warmem Kühlwasser von 30 0 arbeiten, ohne daß die Betriebssicherheit leidet, während man mit solchem Wasser bei Dampfturbinen nichts anfangen kann. Von solchen Verhältnissen soll jedoch bei dem nachstehenden Vergleich abgesehen werden. Es sollen Betriebsverhältnisse vorausgesetzt wer den, bei denen man ebensogut Dampfturbinen wie Gasmaschinen aufstellen könnte. Dem Ver gleich sei die Maschinenanlage auf einem neu zu erbauenden Hüttenwerk zugrunde gelegt, das im Jahre 360 000 t Rohstahl liefern soll. Für die betriebstechnische Gestaltung eines solchen Werkes kommen nach dem heutigen Stande der Technik folgende Lösungen in Betracht: 1. Hochofen- und Stahlwerksgebläse mit Gas maschinenantrieb; Primärdynamos ebenfalls. Umkehr- und alle nach einer Richtung umlaufenden Walzen straßen mit elektrischem Antrieb; ebenso alle Neben- betriebe; 2. alles wie bei 1, nur Umkehrstraßen mit Dampf antrieb ; 3. Hochofen- und Stahlwerksgebläse mit Gas- maschinenantrieb; Primärdynamos mit Dampfturbinen. Umkehrstraßen mit elektrischem Antrieb; alle nach einer Richtung umlaufenden Walzenstraßen sowie alle Nebenbetriebe mit elektrischem Antrieb; 4. alles wie bei 3, nur Umkehrstraßen mit Dampf antrieb. Zu diesen Lösungen seien zunächst einige allgemeine Bemerkungen gemacht. In jedem Falle sollen sämtliche Gebläse Gasmaschinenantrieb erhalten. Für die Inbetriebsetzung der ganzen Anlage und für den Fall einer etwaigen größeren Betriebsstörung muß eine Energiequelle da sein, die unabhängig vom Hochofenbetrieb und, wenn möglich, auch von jedem Gasmaschinenbetrieb ist. Im ersten Falle käme eine Gaserzeugeranlage in Betracht; im zweiten Falle eine Reservedampf kesselanlage, die den Dampf für ein Reserve dampfgebläse und eine Dampfdynamo bezw. Turbo dynamo zu liefern imstande wäre. Ihre Kessel müßten dann so eingerichtet sein, daß sie so wohl mit Kohle als mit Hochofengas geheizt werden könnten. Für den normalen Betrieb tritt diese Anlage aber nicht in Tätigkeit; sie kann also beim Vergleich unberücksichtigt bleiben.