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354 Stahl und Eisen. Luftmenge u. ihre Bedeutung für den Bau u. Betrieb der Kupolöfen. 30. Jahrg. Nr. 9. bei verschiedenen Temperaturen entsteht, fol gende (s. Zalilentafel 2): Zahlentafel. 2. * Tempe ratur in e C CO 0/0 CO o/ o 375 400 500 ; 680 700 800 875 900 0,5 6,2 19,0/18,918,0/17,911,010,1 0,00/0,80 1,6 1,7 2,5 5,9 14,715,8 950 11000 0,61 0,0 31,5'34,2 । Bei Temperaturen zwischen 500 und 700° C enthalten die Verbrennungsgase am meisten Kohlensäure. Mit steigender Temperatur geht der Kohlensäuregehalt zurück und verschwindet bei 1000° C gänzlich. Da die Temperatur vor den Düsen des Kupolofens bedeutend höher als 1000° C ist, so könnte auf Grund obiger An gaben der Schluß gezogen werden, daß der Kohlen stoff des Koks unmittelbar zu Kohlenoxyd ver brennt. Die andere, beinahe allgemein verbreitete An sicht über die Verbrennungsweise gründet sich auf den Ergebnissen der bei Gaserzeugern an gestellten Untersuchungen der sich in den ein zelnen Zonen bildenden Gase. Da nun sehr oft die Koksverbrennung in dem Kupolofen mit der Kohleverbrennung im Gaserzeuger verglichen wird, so sei hier auf die in dieser Zeitschrift** seinerzeit veröffentlichten Ergebnisse von Gene ratorgasanalysen hingewiesen. In nachfolgender Zahlentafel 3 sind diese kurz zusammengestellt: Zahlentafel 3. Die Gase wurden ent nommen Chemische Zusammensetzung der Gase in Raumteilen Tempe ratur im Gas erzeuger °C CO a CO H N In Höhe der Lufteinströmung 15,0 9,7 — 75,3 — 250 mm 0,2 34,1 — 65,7 1400 500 „ 6,2 34,3 — 65,5 — 750 » — 34,5 0,4 65,1 — 1000 » 0,4 33,4 2,4 63,5 1250 1250 » 0,6 30,0 11,7 57,1 — 1500 » 1,0 28,9 9,8 58,3 1030 An der Ober fläche der Kohlensäule 0,7 31,3 6,3 59,3 580 Die Angaben dieser Zahlentafel sind beach tenswert. Während die Gase in Höhe der Luft einströmung 15 % Kohlensäure und nur 9,7 °/o Kohlenoxyd enthalten, verschwindet schon in einer Höhe von 250 mm über der Lufteinströ mung bei einer Temperatur von 1400° C die Kohlensäure fast gänzlich. Die ausschließliche Bildung von Kohlensäure in Höhe der Luftein strömung ist zwar durch obige Angaben nicht erwiesen, aber es muß, da die Kohlensäure stark überwiegt, angenommen werden, daß ihre Bil- * „Gießereizeitung“ 1907,15. Januar, S. 37. (Ernst Schoemann: »Konstruktion und Betrieb moderner Kupolöfen«), ** „Stahl und Eisen“ 1907, 15. Mai, 8. 688. düng bedeutend leichter vor sich geht, als die Bildung von Kohlenoxyd. Im Kupolofen wird zwar nicht Steinkohle, sondern Koks verbrannt, aber oben angegebene Gasanalysen berechtigen zu dem Schlüsse, daß auch Koks im Kupolofen bei Berührung mit Luft zu Kohlensäure ver brennt, welcher in höher gelegenen Schichten des glühenden Koks teilweise zu Kohlenoxyd reduziert wird. Leider wurden bisher derartige genaue Unter suchungen beim Kupolofenbetrieb nicht vorge nommen, so daß das Wesen der Koksverbren nung im Kupolofen nicht ganz deutlich aufge klärt ist. Es ist jedoch mit Rücksicht auf das große Interesse, mit welchem jetzt die lange Zeit hindurch vernachlässigte Kupolofenfrage in verschiedenen Fachzeitschriften behandelt wird, zu hoffen, daß bald in dieser Hinsicht vollstän dige Klarheit geschaffen wird. Jetzt schon muß gesagt werden, daß die Ergebnisse etwaiger Untersuchungen der Art und Weise der Koks verbrennung im Kupolofen auf die bestehende Praxis keinen wesentlichen Einfluß üben werden. Denn ohne Rücksicht darauf, ob die erste oder die zweite der hier angeführten Ansichten über die Verbrennung die richtige ist, wird es sich in der Kupolofenpraxis in letzter Linie immer darum handeln, daß die der Gicht entströmenden Gase möglichst viel Kohlensäure und möglichst wenig Kohlenoxyd enthalten. Vergleichen wir nämlich die beiden oben erörterten Verbren nungsarten, so erhalten wir folgendes Bild: Die Verbrennung erfolgt im I. Falle im II. Falle nach den Formeln: 1. C—0=co 1 C—02=C0a 2. C0—0=CO2 j 3. CO:HC=2C0 1 CO—C=200 4. CO—0=CO: / 004-0=00« Wir sehen also, daß in der Praxis in beiden Fällen zu allerletzt ein und dieselbe Aufgabe zu lösen ist, und zwar die Reduktion der Kohlen- säure zu verhindern, beziehungsweise das bereits entstandene Kohlenoxyd wieder zu Kohlensäure zu verbrennen. Bedenken wir, daß die Ver brennungszone etwa 3/4 m hoch ist, und die Ge schwindigkeit der Verbrennungsgase in derselben etwa 30 m/sec beträgt, so spielt sich der ganze Verbrennungsvorgang binnen 1/10 sec ab. Die Tatsache, daß die oben geschilderten Vorgänge so rasch und auf einem so beschränkten Raum erfolgen, müßte bei der angeregten Untersuchung der Verb rennungsweise wohl berücksichtigt werden. Die alten nach Art der kleinen Hochöfen betrie benen Kupolöfen mit geringer Schmelzleistung, hohem Koksaufwand (bis 20 °/o), geringer Luft menge von hoher Pressung erzeugten vorwiegend nur Kohlenoxydgas. Um eine weitere Verwertung desselben für den Schmelzprozeß selbst küm merte man sich nicht. Die Windpressung war