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2. März 1910. Wirtschaftliche Rundschau. Stahl und Eisen. 391 destpreise auf 110 * f. d. t ab Neunkirchen bezw. 112 % ab Oberhausen stellen. Der Verkauf für das dritte Vierteljahr wurde noch nicht freigegeben. Oberschlesische Kohlenkonvention. — In der am 14. v. M. abgehaltenen Hauptversammlung wurde beschlossen, die Lizenz für das laufende Vierteljahr auf 100 0/ des tatsächlichen Versandes im gleichen Viertel des Vorjahres festzusetzen. Haftpflichtverband der deutschen Eisen- und Stahl- Industrie, V. a. G. — In dem abgelaufenen Vierteljahre (1. Oktober bis 31. Dezember 1909) hatte der Verband eine Zunahme um 48 Betriebe und fast zehn Millionen Mark Lohnsumme aufzuweisen, ein Zeichen für die erfreuliche Weiterentwicklung des Verbandes. Königin - Marienhütte, Aktiengesellschaft zu Cainsdorf. — Wie der Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 1909 ausführt, war bis in das zweite Halbjahr hinein eine Verschlechterung in der Ge schäftslage der Eisenindustrie festzustellen, obwohl die allgemeine wirtschaftliche Lage eich im Laufe des Jahres besserte. Insbesondere litt die Walzindustrie, da die Verkaufspreise mehr und mehr gedrückt wur den, in zahlreichen Fällen sogar auf und unter die Selbstkosten herabsanken. Gegen den Herbst hin traten leise Anzeichen einer Besserung ein. Der Zu sammenschluß der Stabeisen erzeugenden Firmen zu einer Preiskonvention brachte eine Erhöhung der Stab eisenpreise. Diese war für das Unternehmen im Be richtsjahre nicht mehr wirksam, da es vorher zu lang fristigen Verkäufen gezwungen worden war. Die Er gebnisse des Betriebes der Röhrengießerei gingen im abgelaufenen Jahre recht wesentlich zurück. Die übrigen Betriebsabteilungen waren voll beschäftigt und brachten die erwarteten Betriebsergebnisse. Der Gesamtumsatz des Unternehmens belief sich auf 9 267 786,71 (i. V. 9 379 207,40)^. Auf den Werken und in den Gruben der Gesellschaft waren 1791 (1856) Arbeiter beschäftigt, die an Löhnen 1936 920,33 (2 044 720,67) K erhielten. Die Gewinn- und Verlust rechnung zeigt einerseits neben 96 869,07 K Vortrag und 14 934,95 K Zinsen von Wertpapieren einen Hütten betriebsgewinn von 929 642,64 «, anderseits 90 204,14 K Anleihezinsen, 198 454,86 K allgemeine Unkosten und 326 428,14 K Abschreibungen, mithin ergibt sich ein Reingewinn von 426 359,52 K. Der Aufsichtsrat schlägt vor, von diesem Betrage 16 474,50 der gesetzlichen Rücklage zuzuführen, 15 390,45 6 zu Tantiemen und Vergütungen an Beamte und 4643,20 K zu Tantiemen an den Aufsichtsrat zu verwenden, 330 228 K Dividende (6 °/o wie i. V.) auszuschütten nnd 59 623,37 “ auf neue Rechnung vorzutragen. Lindener Eisen- und Stahlwerke, Aktien-Gesell- schäft, Linden. — Wie der Bericht des Vorstandes über das am 31. Dezember v. J. abgelaufene Geschäfts jahr ausführt, blieb das Ergebnis desselben hinter den Erwartungen zurück. Feierschichten und verkürzte Arbeitszeit wurden durch das weitere Abflauen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage notwendig. Um sich ihren alten Arbeiterstamm zu erhalten, mußte die Gesellschaft dem Berichte zufolge manche Auf träge ohne Gewinn hereinnehmen. Das trotzdem noch günstige Ergebnis verdankt das Unternehmen ange strengtester Arbeit und großer Sparsamkeit in den Betriebskosten. Der Betrieb verlief in allen Abtei lungen ungestört. Die Eisengießerei erzeugte 2427 (i. V. 2387) t, während in der Zahnräderfabrikation 467 (417) t hergestellt wurden. Die Erzeugung des Stahlwerkes betrug 1500 (1154) t; infolge des sehr scharfen Wettbewerbes um Aufträge gingen die Ver kaufspreise beträchtlich zurück. Die mechanische Werkstätte war ausreichend, die Abteilung Pressen bau im zweiten Halbjahre sehr stark beschäftigt. Da hierdurch in vielen Fällen die vertraglichen Liefer fristen erheblich überschritten werden mußten, ent schloß sich die Gesellschaft — gleichzeitig von dem Wunsche geleitet, durch größeren Umsatz und weitere Spezialisierung einzelner Werksabteilungen die Be triebskosten wesentlich verringern zu können —, mit dem Ausbau der Stahlgießerei sowie der Erweiterung der anderen Abteilungen im Berichtsjahre zu be ginnen und auch einige moderne Spezialmaschinen an zuschaffen. — Bei einem Gesamtumsätze von 1205074 (i. V. 1 247 436) Ji ergibt die Gewinn- und Verlust rechnung einschließlich des Vortrages von 69 558,88 K einen Roherlös von 346 953,39 Jt, so daß nach Abzug von 140 684,23 K für allgemeine Unkosten, Zinsen usw. und 36 652,31 K für Abschreibungen ein Reingewinn von 169 616,85 Jt verbleibt. Hiervon sollen 18010,43 .( an den Vorstand und Beamte und 5404,75 « an den Aufsichterat vergütet, 70 000 K Dividende (100/ gegen 12°/o i. V.) verteilt und 76 201,67 .% auf neue Rech nung vorgetragen werden. Rheinische Stahlwerke zu Duisburg-Meiderich. — In der am 23. v. M. abgehaltenen Hauptversamm lungwurde der Vorschlag der Verwaltung, das Ak tien kapital um 5 000 000 JI auf 40000000 JI zu er höhen,* einstimmig angenommen. Rombacher Hüttenwerke zu Rombach. — Der Aufsichtsrat der Gesellschaft beabsichtigt, behufs Ab stoßung der Bankschuld und zur Verstärkung der Be triebsmittel einer im April einzuberufenden außer ordentlichen Hauptversammlung vorzuschlagen, das Aktienkapital um 5000000 % zu erhöhen. «Die neuen Aktien sollen ab 1. Juli 1910 dividendenberech tigt sein. Das Bezugsrecht für die Aktionäre soll aus geschlossen werden. Elektrische Roheisenerzeugung in Kalifornien. — Nach einer Mitteilung der „Iron and Coal Trades Review“** ist es der Noble Electric Steel Co. in Kalifornien, die drei Jahre lang mit dem Hroult- Verfahren Versuche angestellt hatte, nach einer Um wandlung ihrer Anlage durch Professor A. D. Lyon von der Stanford - Universität gelungen, Gießerei roheisen im elektrischen Ofen zu erzeugen. Das Roh eisen, das in den Gießereien der Gegend verwendet wird, soll von vorzüglicher Beschaffenheit sein. Verzollung von Eisen und Stahl in Italien, t — Laut Königlicher Verordnung vom 9. Januar d. J. wird die Einfuhr von Stahlblechen nach Italien auf Zeit zugelassen, die zur Herstellung geschweißter Röhren von 200 mm d und darüber bestimmt sind; die Abfertigungen dafür können nur bei Zollämtern erster Ordnung stattfinden. Behufs Erlangung der Vergünstigung muß beim Finanzministerium ein ord nungsmäßiger Antrag gestellt werden, in dem der Sitz der zur Verarbeitung bestimmten Fabrik sowie die Zollstelle, an der die Abfertigungen für die Ein fuhr auf Zeit erfolgen sollen, anzugeben sind. Das italienische Finanzministerium trifft hei Erteilung der Genehmigung die näheren Vorschriften und Bedin gungen für die Einfuhr auf Zeit sowie für die Er ledigung der Zollscheine. Die bei der Verarbeitung als Abgang entstehenden Abfälle sind zu dem Satze zollpflichtig, dem die Abfälle unterliegen würden, wenn sie vom Auslande eingegangen wären. Die für die Wiederausfuhr zu gewährende Frist darf ein Jahr nicht übersteigen. Im übrigen finden, soweit in den angegebenen Vorschriften nichts anderes bestimmt ist, die allgemeinen Bestimmungen des ersten Teiles der durch die Königliche Verordnung Nr. 6622 vom 2. Februar 1890 genehmigten Ordnung („Deutsches Handels-Archiv“ 1890 I, S. 225) Anwendung. * Vgl. „Stahl und Eisen“ 1910, 19. Jan., S. 143. * * 1910, 11. Febr., S. 214. + „Nachrichten für Handel und Industrie“ 1910, 16. Febr., S. 8 nach der „Gazzetta Ufficiale".