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Deutschland hat in Kiautschou einen guten wirt schaftlichen Stützpunkt, und da die bisherige Dampfer linie Shanghai—Tsingtau—Tientsin auf halbwöchent lichem Dienst über Chefoo—Dalny regelmäßigen An schluß an die südmandschurische und transsibirische Bahn schaffen wird, ist die Postverbindung zwischen Kiautschou und Berlin auf 15 Tage ermäßigt. Die Verhältnisse Chinas für die Einfuhr der Eisen industrie haben sich durch die Anregung der chine sischen Handelskammern in Shanghai und Singapore bedeutend gebessert. Die ostasiatische Krise dürfte für die Schwereisen-Industrie langsam zu Ende gehen, da es hauptsächlich der Mangel an Einfuhrkapitalien war, der die wirtschaftliche Entwicklung auch des Eisen bahnbaues hintertrieb. China fängt nicht nur an, Roheisen der Hanyanger Eisenwerke und auch Stahl auszuführen, sondern auch für die Einfuhr von Maschinen und Werkzeugmaschinen der Hilfsindustrien dürfte sich auf chinesischer Seite jetzt mehr Unternehmungslust entwickeln. Die neue chinesische Handelsbank (Gesamtkapital 20 000000 Taels), die Einfuhrkredite erteilt, wird es dem deut schen Kapital leichter machen, nach China zu ar beiten, ohne zu viel Kapital festlegen zu müssen. Es ist unbedingt notwendig, daß Deutschland auf dem chinesischen Markte in Grob- und Fein blech viel intensiver in Wettbewerb mit anderen Ländern tritt. Während England 1909 gegen 1908 seine Schienenausfuhr um 31,60/0, die Vereinigten Staaten die ihrige um 21,6 °/o vergrößerten, vermochte Deutschland diese nur um 10,6 °/o zu steigern. Die Zunahme des Bedarfs Chinas an Eisenbahnschienen kann man relativ als Maßstab für das gesamte An wachsen der Ausfuhr in schweren Fabrikaten nach China betrachten. Die englische Presse macht alle Anstrengungen, der heimischen Industrie und Bankwelt die Aufnahme fähigkeit Chinas in Automobilen und Motorbooten klarzumachen. Diese zwei Gebiete sind auch die wichtig sten für die Ausfuhr. Durch die geplanten Automobil linien über dieWüste Gobi, die der chinesischen Teeaus fuhr dienen, wird den chinesischen Interessenten gleich sam die Bedeutung des Automobils und Autolastwagens für chinesische Transportverhältnisse vor Augen ge führt werden. Noch viel wichtiger erscheint die Auf nahmefähigkeit der ungeheueren Flußgebiete Chinas für Motorboote. Namentlich flachgehende Lastschiffe mit Petroleummotoren werden in absehbarer Zeit eine große Zukunft haben; dasselbe gilt vom Dieselmotor, zumal da die russische Maschinenindustrie auf den russischen Flüssen und Binnenseen hier mit ihrem Beispiel vorangeht und durch ihre Spezialisierung auch in China bald in Wettbewerb treten dürfte. Für Kraftmaschinen großen Stils ist in den nächsten Jahren weniger Aussicht; für billige Pumpen und landwirtschaftliche Maschinen aller Art wird da gegen in einigen Jahren mehr Bedarf sein. Ferner hat die Müllerei gute Aussichten, und Bergwerksmaschinen werden von englischer Seite steigend eingeführt. Zollbehandlung von kaltgezogenen Stahl rohren in Preußen.* — Da bei Herstellung naht loser kaltgezogener Eisenröhren die Annahme be gründet ist, daß der Vorgang des Kaltziehens mit w enigen Ausnahmen immer ein blankes Aussehen der Röhren hervorruft, und anderseits als festgestellt er achtet werden kann, daß Röhren mit einer Wand stärke von weniger als 2 mm nach dem gegenwärtigen Stande der Technik nur durch Kaltziehen hergestellt werden, hat der Kgl. Preuß. Finanzminister bestimmt, daß nahtlose eiserne Röhren mit einer Wandstärke von weniger als 2 mm stets als „bearbeitete“ Röhren der T.-Nr. 985 und dem Zollsätze von 20für 1 dz zuzuweisen sind, sofern nicht im einzelnen Falle aus nahmsweise anzunehmen ist, daß die Röhren nicht durch Kaltziehen hergestellt sind, oder aber, daß sie bei dem Kaltziehen keine blanke Oberfläche erhalten haben. * „Nachrichtenblatt für die Zollstellen" 1910, 1. März, S. 58. Vereins-Nachrichten. Nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller. Protokoll über die Vorstandssitzung vom 8. März 1910 im Parkhotel zu Düsseldorf. Eingeladen war zu der Sitzung durch Rund schreiben vom 16. Februar 1910. Die Tagesordnung war wie folgt festgesetzt: 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Wahl der Delegierten zum Deutschen Handelstag. 3. Der Gesetzentwurf betreffend die Arbeitskammern; Referent: Hr. Dr. Beumer. 4. Der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Aen- derung der §§ 114a usw. der Gewerbeordnung; Referent: Hr. Dr. Beumer. 5. Die Sonntagsarbeit in Martinwerken; Referent: Hr. Dr.eUng. Schrödter. 6. Festsetzung des Zeitpunktes der Hauptversammlung. 7. Sonst etwa vorliegende Angelegenheiten. Entschuldigt hatten sich die HH.: Geheimrat Fritz Baare, Ed. Böcking, Kommerzienrat Dr.-Ing.h.c. Emil Guilleaume, Kommerzienrat K amp , Ge heimrat A. Kirdorf, L. Mannstaedt sen., Dr.eIng. h. c. Massenez, Kommerzienrat General direktor Springorum, Kommerzienrat Eugen v. d. Zypen. Anwesend waren die HH.: Geheimrat A. Servaes, Baurat Beukenberg, Generalsekretär H. A.Bueck, Generaldirektor Oberbürgermeister a. D. Haumann, Kommerzienrat E. Klein, Finanzrat L. Klüpfel, Geheimrat H. L u e g, M. d. H., Reg.- und Baurat Mathies, Kommerzienrat C. R. Poensgen, Ge neraldirektor P. Reusch, Geheimrat G. Weyland, Geheimrat O. Wiethaus, Kommerzienrat G. Zieg ler, Dr.-Ing. Schrodt er (als Gast), Dr.W. Beumer, geschäftsführendes Mitglied des Vorstandes. Hr. Geheimrat A. Servaes eröffnet die Sitzung um 118/4 Uhr und widmet dem verewigten Hrn. Ge heimrat E. Goecke einen warmen Nachruf. Das Andenken des Verstorbenen ehren die Anwesenden durch Erheben von den Sitzen. Zu 1 der Tagesordnung werden mehrere vertrau- Iche Eingänge erledigt. Es wird sodann dein Anträge zugestimmt, daß das hochprozentige, im elektrischen Ofen hergestellte Ferrosilizium, das jetzt nach Spezial tarif II verfrachtet wird, künftig nach dem Spezial tarif III zur Versendung gelange. Betreffs der Entfernungserhöhungen im neuen Staatsbahngütertarif, die dadurch entstanden sind, daß im Verkehr nach Berlin und den über Berlin hinaus gelegenen Stationen nicht der direkte Weg, sondern die Entfernung über die Umgehungsbahn Hannover— Lehrte gerechnet ist, soll zuständigen Orts Einspruch erhoben werden. In bezug auf die Handelsbeziehungen des Deut schen Reiches zu Kanada, Spanien und zu Japan wird ein Rundschreiben an die Werke der „Nordwestlichen Gruppe“ beschlossen. Zu 2 der Tagesordnung werden als Abgeordnete zum Deutschen Handelstag gewählt die HH.: Baurat