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die oxydierende Atmosphäre eine rasche Aenderung der Zusammensetzung, so daß nur sehr geübte Hütten leute nach den Zusätzen die Charge noch eine Zeit- lang im Ofen lassen können, ohne daß bedeutende Aenderungen der Zusammensetzung eintreten. Ueber diesen Punkt, nämlich die Wichtigkeit, in dem elektrischen Ofen Zeit zu haben, um Suspensionen sich ausscheiden zu lassen, haben nun de Coussergues und Howe verschiedene Ansichten. Ersterer nimmt an, daß die Ausscheidung sehr rasch vor sich geht, Howe dagegen, daß sie sich nur langsam vollzieht etwa wie die Ausscheidung von Rahm aus der Milch oder die Klärung getrübten Wassers. Howe führt als Beleg an, daß so häufig Schlackeneinschlüsse im Stahl angetroffen werden. Diese Anschauungen sucht C. de Coussergues* in einer besonderen Abhand lung zu widerlegen. Zunächst weist er darauf hin, daß man die Oxyde nicht als feste Partikel in Suspension auffassen dürfe, sondern sie sind in geschmolzenem Zustande in Lösung. Die gegenwärtige Praxis zeige auch, daß durch ein faches Abstehen im elektrischen Ofen der Stahl keines kann, sondern nur durch Desoxydationsmittel und richtige Schlackenzusammensetzung. Richtig ist auch, daß ein Stahl, der eine halbe Stunde mit der weißen Schlacke in Berührung war, der also von Oxyden und Verunreinigungen bereits fast frei ist, keine besonderen Vorsichtsmaßregeln für die Aus scheidung der Verunreinigungen durch Abstehenlassen mehr nötig hat. Andererseits ist aber auch nicht zu leugnen, daß die Möglichkeit, das Bad beliebig lange abstehen lassen zu können, doch ein großer Vorteil des Verfahrens ist, denn jede Desoxydation erzeugt Reaktionsprodukte und die Aussonderung dieser gasförmigen und geschmolzenen Produkte erfordert eine gewisse Zeit. Der Unterschied in den beiden Ansichten kommt schließlich nur darauf hinaus, was der eine und der andere Autor als ein „ruhiges“ Bad ansieht und von welchem Zeitpunkt ab er den Be ginn des Abstehens rechnet. Versteht man unter „ruhig“ nur den Zustand, in welchem keine merk lichen Reaktionen im Bade mehr stattfinden, und gibt man zu, daß der Vorgang des Abstehens schon ein setzt, „wenn das Bad im elektrischen Ofen eine halbe wegs desoxydiert würde und daß er außerdem noch Einschlüsse von Tonerde und Kieselsäure enthalten würde. Die in Martinstahl gefundenen Einschlüsse rühren von ganz anderen Ursachen her. Wenn das Bad im elektrischen Ofen eine halbe Stunde mit der Stunde mit der weißen Schlacke in Berührung war“, so ist kein Gegensatz in den Anschauungen mehr vorhanden. B. Neumann. Vergleich verschiedener Lichtquellen.* weißen Schlacke in Berührung war, so spielt es keine Rolle mehr, ob man das Bad ruhig stehen läßt oder umrührt oder ohne Sorgfalt in die Pfanne gießt, es ent steht immer ein ausgezeichnetes Produkt. Außerdem In einer umfangreichen Abhandlung** teilt L. Gaster interessante vergleichende Angaben über die Betriebskosten und den Wirkungsgrad der ver schiedenen Beleuchtungsarten mit. In nachstehender 770- 700 30 '80 30 „-BoaenL Quarzlamfe Zahlentafel 1 sind die in der Arbeit ermittelten Be oder Brennstoffe Revue de Mtall." 1910, Jan, S. 1. glaubt C. de Cou sse rgues, daß das Bad fünf bis zehn Minuten vor dem Abstich immer noch arbeitet und niemals unbeweglich ist, auch nach der Des oxydation nicht, was er auf eine Oxydation durch den Luftzug im Ofen und durch eine Desoxydation der Kohle oder des Siliziums in der Schlacke zurückführt. für 1 KWst „ 1 cbm . 33,2 3 • 8,84 „ §60 I Sso Schlacke sich nicht färbe. Das Metallbad unter der Schlacke bleibe aber auch gar nicht ruhig, wie man das von den Induktionsöfen wisse und wie es bei den anderen Oefen durch die Strombewegung und die lokalisierte Erhitzung unter der Elektrode wahr scheinlich sei. Wenn keine Bewegung vorhanden sei, wäre nicht zu verstehen, wie ein Mangan- oder Siliziumzusatz wenige Minuten vor dem Abstich sich vollständig gleichmäßig im Metalle verteilen könnte. Es werden dann noch einige Beispiele aus der Tiegelstahl- und Martinofen-Praxis usw. angeführt, welche zeigen, daß das Abstehen allein auch während längerer Zeit keinen blasen- und ein- sehlußfreien Stahl liefert. Auch im elektrischen Ofen kann man nur desoxydieren und entschwefeln mit Hilfe von Schlacken. Läßt man einen Stahl im elektrischen Ofen ruhig abstehen, so wird sich an der Oberfläche eine dünne Schicht eines oxyd reichen Stahles bilden und die Gegenwart einer ähn lichen Schlacke verhindert die ganze Desoxydation. Die heutige Praxis zeigt, daß ein Stahl irgend wel cher Zusammensetzung, welcher mit einer Schlacke zusammengestellt: Strompreis Gaspreis . . bedeckt ist, die eine bemerkbare Menge Metalloxyde enthält, immer oxydisch bleibt. Umgekehrt kann man mit weißer Schlacke ein fast chemisch reines oxyd- freies Eisen erzielen, ohne irgendwelche Vorsichtsmaß regeln für die Ausscheidung der Verunreinigungen durch Abstehenlassen zu treffen. Betrachtet man die beiden Ausführungen etwas näher, so findet man, daß keiner der beiden Autoren dem andern etwas unrichtiges hat nachweisen können. Einerseits ist nämlich sicher richtig, daß man durch das Abstehen allein einen Stahl nicht desoxydieren Sfrompreia in ff/PWS!d Abbildung 1. Betriebskosten verschiedener elektrischer Lampen in Abhängigkeit vom Strompreise. Daß eine Oxydation auch im elektrischen Ofen statt- s finde, zeige sich daran, daß man häufig noch Kohle 8 oder Silizium zusetzen müsse, damit die weiße triebskosten verschiedener Beleuchtungsmittel für je 1000 Kerzenstunden unter Annahme folgender Ein heitspreise für elektrischen Strom 8zo * Nach „Elektrotechn. Zeitschr.“ 1910, 10. Febr., S. 147. ** „The Electrician“ 1909, Bd. 64, S. 20, 51, 158, 189, 276, 313.