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stand nimmt i. a. mit zunehmendem Wasserzusatz ab, ebenso wie die Festigkeit. Der Gleitwiderstand könne mit großer Wahrscheinlichkeit als das 1-bis 1,4fache der Zugfestigkeit angenommen werden. Bestreichen der Eisen mit Schlämme erhöht den Gleitwiderstand etwas, wenn es 1/4 Stunde vor dem Einbetonieren ge schieht. Angerostetes Eisen erhöht den Gleitwider stand ebenfalls, ebenso auch die bekannten amerika nischen Profileisen, die aber zugleich eine mehr spren gende und damit zerstörende Wirkung des Betons aus üben. Rundeisen haben höheren Gleitwiderstand als Flacheisen und von diesen die flachliegenden gerin geren als die hochkant gestellten. Moorausschuß des Deutschen Ausschus ses für Eisenbeton. Zur Prüfung der Frage der .Zerstörung von Beton durch Moorwasser ist ein selb ständiger Ausschuß gebildet, der zur Feststellung der einzelnen Moorstellen, die an einzelnen Bauwerken beobachtet worden sind, eine Bereisung des Elb- Trave-Kanals ausgeführt und das Kedinger Hochmoor besichtigt hat. Nach mündlich gegebenen Erläuterungen und Er gänzungen zu dem Jahresberichte durch einzelne Be richterstatter folgten die Vorträge. Zuerst sprach Oberingenieur St epp es von der Firma Hüser & Co., Obercassel, Siegkreis, über: „Ausführung von Fabrik- und Sehornsteinbau in Eisenbeton unter besonderer Berücksichtigung der Feuerfestigkeit der Materialien und Konstruktions teile“. Er beschreibt die Ausführung einer Zement fabrik für Drehofenbetrieb, bei der nicht nur die Hochbaukonstruktionen, sondern auch der 60 m hoho und 2,5 m oberen Durchmesser besitzende Schornstein mit der davor gelagerten Staubkammer in Eisenbeton ausgeführt worden sind. Die Staubkammer dient zur Ablagerung glühender Flugasche und hat Tempe raturen von 500 bis 550° C, zeitweilig sogar 700°, auszuhalten. In dem seit acht Monaten währenden Betriebe hat das Bauwerk diese hohen Hitzegrade ohne jede Schädigung und ohne daß sich Risse ge zeigt haben, ausgehalten, trotzdem die Ausführung unter ungünstigen Verhältnissen erfolgte und die Be anspruchung besondere bei der ersten Inbetriebsctjung eine recht ungünstige ist. Als ausreichender Schutz für das Eisen bei den angegebenen hohen Tempe raturen hat sich im vorliegenden Fall eine Beton schicht von 5 cm Stärke erwiesen. — In der anschließen den Besprechung hält Professor Germer einen Probe betrieb von sechs Monaten für ein abschließendes Urteil als nicht ausreichend und führt als Ergebnis von ihm angestellter Versuche mit kleinen Probe würfeln an, daß bei Erhitzung von 250° eine Steige rung der Festigkeit eintritt, der aber nach sechs bis acht Monaten ein Festigkeitsverlust bis 3O°/o folgt. Der dann folgende Vortrag des Geh. Hofrates und Professors Th. Böhm, Dresden, über „Zentrale Rauchabführungsanlagen in Eisenbeton bei Lokomotivheizhäusern" führte aus, daß zuerst vor 18 Jahren für die sächsischen Staatsbahnen solche Rauchabführungsrohre aus Monierkonstruktion aus geführt seien, um die von den Rauchgasen immer leicht zerstörten Blechrohre zu ersetzen, und daß sie sich seither sehr gut bewährt hätten, so daß seit 1901 diese Ausführungsart durchweg zur Anwendung gelangt. Neuerdings sind ähnliche Ausführungen auch für die preußische Verwaltung hergestellt worden. Als bemerkenswertes Beispiel wird der Lokomotiv- schuppen in Langendreer beschrieben. Es folgten die Vorträge von Landesbauinspektor Freystedt über „Die Warthebrücken bei Neu stadt“, von Direktor Spangenberg über „Zwei monumentale Hallenbauten in Eisenbeton mit steinmetzmäßiger Bearbeitung der Flächen“, von Direktor Müller über „Die neuen Normen für die e inheitl iche Liefe rung und Prü f ung von XI.so Portlandzement“, von Regierungsbaumeister a. D. Magens, Hamburg, über „Betonprüfungen und Transportbeton“. Hr. Spangenberg beschrieb die Eisenbetonkonstruktionen der evangelischen Gar nisonkirche in Ulm a. d. D. und die Haupthalle des Empfangsgebäudes im neuen Hauptbahnhof in Karls ruhe. Die Garnisonkirche stellt den ersten Kirchenbau dar, bei dem die tragenden Konstruktionen in Eisen beton zur Ausführung gelangt sind. Der Architekt hatte sich von vornherein für diese Ausführungsart entschieden. Bei dem Hallenbau für den Karlsruher Bahnhof sind bemerkenswert die in Eisenbeton aus gebildeten Fachwerkträger in den Längswänden zur Aufnahme der Bogenbinder des Daches. In einem längeren Vortrage „Das Eisen im Eisenbetonbau" behandelte Regierungsbaumeister Schluckebier der Firma Hüser & Co., Obercassel, die Ansprüche, die der Eisenbetonbau an die Eigen schaften des verwendeten Eisens zu stellen hat, und brachte den Wunsch zum Ausdruck, daß diese Eigen schaften durch bestimmte Liefervorschriften gewähr leistet werden möchten. Bis jetzt bestehen derartige Vorschriften nicht, und Proben mit Bürgschafts pflichten sind für das gewöhnliche, jetzt verwendete Handelseisen nicht üblich. Das fast ausschließlich verwendete Eisen ist weiches basisches Thomasfluß eisen, dessen durchschnittliche Zugfestigkeit zu 40 kg/qmm bei 20 0/o Bruchdehnung gefunden wurde, und dessen Streckgrenze meist bei 21 bis 39 kg/qmm liegt. Dio Streckgrenze ist für die Beurteilung des Eisens das eigentlich Maßgebende. Eine mög lichst hohe, unter Beibehaltung der sonstigen Eigen schaften wäre für die Bedürfnisse des Eisenbetons das Erwünschte. — In der anschließenden Be sprechung teilt Oberbaudirektor v. Bach mit, daß schon jetzt ohne Schwierigkeiten Eisen mit beliebig hoher Streckgrenze geliefert werden könne und die Herstellung solchen Eisens besondere technische Schwierigkeiten wohl nicht bereite. Bei der Prüfung der Streckgrenze bestehen gewisse Schwierigkeiten. Einmal gibt es Material, das überhaupt keine aus gesprochene Streckgrenze besitzt, und sodann wird die Streckgrenze höher oder tiefer gefunden, je nach dem der Versuch schneller oder langsamer durch geführt wird. Die Belastungsgeschwindigkeit spielt also bei der Bestimmung der Streckgrenze eine er hebliche Rolle. Von anderer Seite wird noch her vorgehoben, daß durch Höherlegung der Streckgrenze die erhoffte größere Sicherheit gegen Rißbildung kaum erreicht wird, da der Unterschied des Elastizi tätsmoduls bei Eisen mit verschieden hoher Streck grenze doch nur gering bleibt. Dio gehaltenen Vorträge boten viel des Inter essanten und ließen erkennen, wie sehr der Eisen betonbau bemüht ist, sich ein Gebiet nach dem an deren, auf dem bisher der reine Eisenbau herrschte, zu erobern. In diesem Bestreben wird er durch die bestehenden Preisverhältnisse wesentlich unterstützt. Nicht die absolute Ueberlegenheit der neuen Bau weise ist es, die ihr so raschen Eingang verschafft, sondern die Kostenfrage. Stabeisen und Zement, diese beiden wichtigen Faktoren für die Preisbildung der Eisenbetonkonstruk tionen, sind und werden noch zu Preisen abgegeben, die in keinem richtigen Verhältnis zu den Her stellungskosten stehen, während die Eisenpreise all die Jahre auf angemessener Höhe gehalten wurden. Dieser Umstand in Verbindung mit der Tatsache, daß beim Eisenbeton neuzeitliche Bestimmungen eine wirt schaftliche Ausnutzung der Materialien ermöglichten, während einer sparsamen Materialverwendung beim Eisenbau veraltete Bestimmungen entgegengestanden haben, hat jedenfalls seine Anwendung in vielen Fällen erleichtert und die sprunghafte Verschiebung in der Art und Weise zu bauen begünstigt. 60