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verwunderlich. Die Dauerversuche wurden nur 20mal wiederholt, im Betriebe aber war der Behälter während sieben Jahren den erwähnten Temperaturwechseln aus gesetzt. Dazu kommt als weiterer Umstand, daß obige Versuche nur an kleinen Plättchen vorgenom men waren, in dem erwähnten Beispiele aus der Praxis aber die Spannungen an einem großen, ringsum ge schlossenen Gefäße auftraten und also wohl wesent lich stärker waren. Auf alle Fälle geht aus den geschilderten Unter suchungen und dem Beispiele, das dazu Veranlassung gegeben, hervor, daß weiches Flußeisen gegen plötz liche Temperaturwechsel, die sich in verhältnismäßig niedrigen Temperaturlagen abspielen, empfindlich ist und man mit diesem Faktor in der Praxis rechnen muß. An einen in der gleichen Versammlung von Prof. F. Schüle gehaltenen Vortrag über die „Bruch erscheinungen im Eisen und ihre Ursachen“ schloß sich eine anregende Besprechung* * an, in der Hr. Keller, Oberingenieur der Schweizerischen Bundesbahnen, inter essante Beobachtungen über Anbrüche an Lokomotiv-Kropfachsen im Betriebe der Bundesbahnen mitteilte. Er führte zunächst aus, daß die Kropfachsen von Lokomotiven bekanntlich ganz bedeutenden Beanspruchungen unter worfen sind, deren rechnungsmäßige Beurteilung sich schwer durchführen läßt; um so mehr ist es deshalb geboten, für diesen wichtigen Lokomotivbestandteil nur Material von vorzüglichen Eigenschaften zu ver wenden. Aus diesem Grunde kam vom Jahre 1898 an zunächst nur Nickelstahl zur Verwendung, der eine Bruchfestigkeit von 66 bis 77 kg bei einer Dehnung von 18,5 bis 24,2% besaß. Bei späteren Lieferungen näherten sich diese Werte mehr und mehr den für Tiegelstahl garantierten Qualitätszahlen, was den An laß gab, vom Jahre 1903 an nur noch Tiegelstahl- kropfachsen zu beschaffen mit einer Bruchfestigkeit von 54 bis 64 kg bei 20 bis 27 0/ Dehnung. Gleich zeitig wurde eine Aenderung in der Formgebung der Kurbelzapfen angeordnet, um dem Heißlaufen zu steuern, das bei Nickelstahlachsen öfters vorkam; es wurden nämlich die Zapfen seitlich mit Schmierrillen versehen, in welche die Lagerschale eingriff, wodurch das Wegschleudern von Oel verhindert wurde. Die Abrundungshalbmesser betrugen auf der Kurbelseite 12 mm, auf der Zapfenseite 4 mm, eine Aenderung, die den Zweck, das Heißlaufen zu verhüten, voll kommen erfüllte. Im Oktober 1908 wurde zum ersten Male an einer dieser Kropfachsen ein Anriß entdeckt, worauf bei der sofort angeordneten sorgfältigen Untersuchung aller Kropfachsen festgestellt wurde, daß eine größere Anzahl Achsen mit Anrissen behaftet war, die alle von der Rille ausgingen. Diese Anrisse waren 14 bis 300 mm lang und bis 28 mm tief. Die größeren Risse hatten, wie später festgestellt wurde, einen mondsichelförmigen Verlauf, wobei der Anbruch sich nicht im Querschnitt durch die Rille fortsetzte, son dern seitlich gegen die Kurbel zu auswich. Häufige Untersuchungen der im Betriebe stehenden Achsen ergaben, daß das Weiterreißen der angebrochenen Kurbelzapfen nur langsam vor sich ging und oft für längere Zeit zum Stillstände kam; dies mußte aus den scharf abgegrenzten Anbrüchen geschlossen werden, die beim gewaltsamen Brechen der am stärksten an gerissenen Achsen zum Vorschein kamen, wobei bis zum Bruche noch Drücke von 80 bis 100 t aufgewendet werden mußten. Mit Bezug auf die Lieferung von Ersatzachsen für die angebrochenen Kropfachsen wurden verglei * a. a. O., S. 16/19. chende Versuche von Pendelkerbschlagproben mit Nickelstahl und Tiegelstahl angestellt, die sehr zu gunsten des Nickelstahles ausfielen. Es wurde hier bei auch nachgewiesen, daß Tiegelstahl gegen rasche Querschnittsveränderungen weit empfindlicher ist als Nickelstahl. Wenn auch die meisten Kropfachsen trotz der Rillen keine Anrisse aufwiesen, so mußte doch aus den vorliegenden Erfahrungen im Betriebe und bei Versuchen geschlossen werden, daß die Rillen, namentlich bei Tiegelstahlachsen, unter den im Be triebe vorkommenden Beanspruchungen das Entstehen von Anrissen begünstigen, was vielleicht der zu rasch verlaufenden Querschnittsveränderung zuzuschreiben ist. Gestützt auf diese Erfahrungen wurde in den neuen technischen Vorschriften für die Lieferung von Lokomotiven der Bundesbahnen die Bedingung ge stellt, daß die Kropfachsen aus Nickelstahl von 60 bis 66 kg-Festigkeit bei 40 kg Streckgrenze und 18% Dehnung und mit 5% Nickelgehalt herzustellen sind. Die Schmierrillen wurden weggelassen und der Halb messer der Ausrundung zwischen Zapfen und Kurbelarm wurde auf 20 mm vergrößert. Außerdem wurde für die Gewährleistung neben der Zeitfrist auch eine min deste kilometrische Leistung der Kropfachsen ausbe dungen. Philips. Die geschichtliche Entwicklung der maßanaly- tischen Eisenbestimmungsmethoden. Nach den vorhergegangenen Arbeiten von Dr. A. Skrabal: „Kritische Studien zur Methode der titri- metrischen Eisenbestimmung mittels Permanganats“,* „Zur Reindarstellung des Eisens als Titersubstanz für maßanalytische Zwecke“,** * * §§ „Die induzierten Reaktionen, ihre Geschichte und Theorie“,§ hat es Skrabal unter nommen, die geschichtliche Entwicklung der maßana lytischen Eisenbestimmungsmethoden näher zu be leuchten. Unsere Leser werden es sicher dankbar an erkennen, daß durch diese Abhandlung manche be achtenswerte und grundlegende Arbeiten namhafter Forscher der Vergessenheit entrissen werden, da be sonders der in der Praxis stehende Analytiker kaum Zeit und Gelegenheit hat, sich eingehender in die Entwicklungsgeschichte der maßanalytischen Eisen bestimmungsmethoden zu vertiefen. Unsere zurzeit üblichen Methoden sind nicht plötzlich erdacht, son dern auf der Grundlage der alten Methoden aufge baut und der Praxis des Eisenhüttenchemikers ange paßt worden. Die älteste analytische Methode der Eisenerzunter suchung war die Schmelzprobe, welche die mögliche Ausbeute an Roheisen ergab. Der Schmelztiegel diente gewissermaßen als Hochofen im Kleinen. Diese Pro biermethode war verhältnismäßig schnell auszuführen und konnte durch die 1839 von Fuchst zuerst an gegebene Gewichtsanalyse auf nassem Wege wegen der langwierigen Trennung des Eisens von der Ton erde, Phosphorsäure usw. kaum verdrängt werden. Durch die Probiermethode wurden zugleich die Zu schläge ermittelt, welche für die Verhüttung des be treffenden Erzes am vorteilhaftesten war. Die Schmelz versuche im Kleinen entsprechen freilich nicht immer den Erfahrungen im Großen, da besonders die Ver- * „Zeitschrift für anal. Chemie“ 1903 S. 359. ** „Zeitschrift für anal. Chemie“ 1904 S. 97. § „Sonderausgabe aus der Sammlung chemischer und chemisch-technischer Vorträge“ 1908 Bd. XIII. §§ „Oesterr. Chemiker-Zeitung“ 1910, Nr. 1, Aus zug aus einem in der Plenarversammlung des Ver eines österr. Chemiker am 6. Nov. 1909 gehaltenen Vortrage. t „Handbuch der Eisenhüttenkunde“ von Dr. C. J. B. Karsten 1841, Bd. 1, S. 618, aus Erdmanns „Journal für prakt. Chemie“ XVII S. 160, XVIII 8, 495. *