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416 Stahl und Eisen. Das Breiten beim Walzen. 30. Jahrg. Nr. 10. Vorgerüsten weniger Widerstand findet als in dem Fertiggerüst. Beim Walzen von Bandeisen z. B. wird ein kalter Stab stärker aus der Ka liberwalze kommen. Die Polierwalzen gestatten infolge ihrer festeren Lagerung nur eine geringe Zunahme des Sprunges. Infolgedessen erfährt der Stab einen größeren Druck, wodurch. die Breitung größer wird. Beim Walzen von Qua drat- und Rundeisen wird die Stärke der Raute bezw. des Ovales eines kaltgehenden Stabes durch stärkeres Springen der betreffenden Wal zen vergrößert. Wird dieser Vorstich nun um 90 0 gewendet in das Fertigkaliber gesteckt, so erfährt er zwar annähernd gleichen Druck, wird jedoch, da die Höhe des Vorstiches nun die Breite bildet, in der Breite stärker ausfallen, unter Umständen Grat bilden. So läßt sich für alle Fälle, in denen es scheinen will, als ob ein tung, wie z. B. Ledebur* annimmt. Als Be weis diene der Versuch 3 (vgl. Zahlentafel 3). Drei Stäbe wurden unter sonst gleichen Bedin gungen ausgewalzt, die Umdrehungszahl jedoch gesteigert. Die Breitungen blieben dieselben. Um zu untersuchen, ob die Breite des Walz stabes die Breitung beeinflußt, wurde der Ver such 4 (Zahlentafel 4) angestellt. Sechs Stäbe verschiedener Breite und gleicher Höhe wurden durch dieselben Walzen um das gleiche Maß ge drückt. Die Breitungen waren, abgesehen von den nicht zu vermeidenden Ungenauigkeiten, die gleichen, woraus folgt, daß die Breite eines Walz stabes in diesen Grenzen auf die Breitung keinen Einfluß hat. Daß die Stärke des Walzstabes die Breitung beeinflußt, lehrt die Erfahrung, und zwar wird die Breitung um so größer, je geringer die Höhe Zahlentafel 2. Ergebnisse des Versuches 2. Nr. Material Festigkeit kg/qmm Dehnung auf 200 mm in % Walzen durchmesser mm Höhe Breite Höhe 1 Breite Druck mm Brei tung mm vor dem Stich nach dem Stich mm mm mm mm 1 Schweißeisen 36,0 21,5 269 oben 266 unten 30,0 30,0 23,5 32,0 6,5 2,0 2 » 39,5 25,0 » » » » 31,9 1,9 3 Thomasflußeisen 40,5 30,5 » » » 32,0 2,0 4 » 44,9 28,0 » » » » 32,0 » 2,0 5 Siemens-Martinmaterial 50,7 22,5 » » » » 31,9 1,9 6 » 60,0 16,5 » » » » 32,1 » 2,1 7 » 65,9 15,5 » » » » 32,0 » 2,0 8 » 71,7 14,0 » » » n 32,0 » 2,0 9 » 78,2 11,0 » » n » 32,0 » 2,0 10 n 118,8 3,0 » » » n 32,1 » 2,1 kalter Stab stärker breite als ein warmer, die Ursache anderweit finden. Die besprochene An sicht ist deshalb dahin zu berichtigen, daß ein Stab nicht stärker breitet, weil er kälter ist, sondern weil er einen größeren Druck erfährt, oder weil die Höhe und Breite des vorhergehenden Stiches bereits größer war, als dies bei normalem Walzvorgang der Fall sein würde. Da ein großer Teil der Walzwerksfachleute die Ansicht vertritt, daß die Breitung abhängig sei von dem verwalzten Material, und zwar der art, daß weicheres Eisen stärker breite als harter Stahl, wurde Versuch 2 (vgl. Zahlentafel 2) ausgeführt. Stäbe von verschiedener Festigkeit und Dehnung wurden unter sonst gleichen Be dingungen ausgewalzt. Die Breitungen waren gleich (die Abweichungen von 0,2 mm werden durch ungleichmäßigen Abbrand oder andere Zu fälligkeiten bedingt), so daß der Schluß be rechtigt ist, daß die beim Warmwalzen von Eisen vorkommenden Unterschiede der Mate rialbeschaffenheit keinen Einfluß auf das Breiten ausüben. Ebensowenig hat die Umfangsgeschwin digkeit der Walzen einen Einfluß auf die Brei- Zahlentafel 3. Ergebnisse des Versuches 3. Zahlentafel 4. Ergebnisse des Versuches 4. Nr. Höhe vor de m Breite m Stich m Höhe nach d n Breite em Stich m Druck mm Breitung mm 1 14,0 6,25 10,0 8,0 4,0 1,75 2 14,0 12,5 10,0 14,1 4,0 1,6 3 14,0 25,0 10,0 26,8 4,0 1,8 4 14,0 50,0 10,0 51,8 4,0 1,8 5 14,0 100,0 10,0 101,7 4,0 1,7 6 14,0 200,0 10,0 201,5 4,0 1,5 * „Handbuch der Eisenhüttenkunde“. Leipzig 1894 S. 733.