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Frankenberger Tageblatt MW für die MM AMWlmmsW MS-, der MiM MMl m!> dm Mr-i zu KMMz i. §-. 74. Jehrgsns Mittwoch, den 11. August 1S15 184 Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg I- S°- - Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. ., Abonnements auf das Tageblatt 2 Monat August nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Aus gabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postaustalte« noch entgegen. Die Geschäftsstelle des Frankenberger Tageblattes. Gemcindeverbandssparkasse Wiesa (Bezirk Chemnitz) S'/» Prozent Tägliche Verzinsung. Vorm Jahr Der 11. August « brachte uns die Ecoberung der ersten jjayne Eine vorgeschobene gemischte Brigade deS französt. scheu 15. Armeekorps war von unseren Sicherungstruppen bet Lagarde in Lothringen angegriffen worden, der Gegner wE-.unter schweren Verlusten in den Wald von Paroy nordösttich Luneville zurückgeworsrn und ließ eine Fahne in den Händen der deutschen Sieger, ferner zwei Batterien, vier Maschinengewehre und etwa 700 Gefangene. Unter den Ge fallenen befand sich rin französischer General. , Auf dtm östlichen Kriegsschauplätze zeigte der Augusttag gleichfalls Erfolge. Die Deutschen stellten di« von den Russen auf der Flucht zerstörte Eisenbahnlinie Sosnow'ce in Ob«- schlrsten nach Tschenstochau, 30 Kilometer jenseits der russi schen Grenze, wieder her. Die von dem verstorbenen König Eduard von England betriebene und gegen Deutschland gerichtete Einkreisungspolitik wurde in den dieser Tage veröffentlichten Brüsseler Dokumen- «örtert. Vorm Jahr wurde öffentlich bekannt gegeben, daß König Eduard gelegentlich eines Marienbader Aufent haltes den Kaiser Franz Josef in Ischl aufsucht« und ihn in dreistündiger Unterredung gegen ein ganzes Bündel wertvoll- ster Zugeständnisse zur Stellungnahme gegen Deutschland sür den Fall eines Krieges zu bestimmen suchte. Der Kaiser wirs den ränkesüchtigen Engländer ebenso höflich wie entschie den ab, und die in Marienbad auf Bescheid wartenden Herren Clemenceau und Iswolski erlebten eine überaus peinliche Enttäuschung. Lagt er? Das Gebäude des Virrverbandes kracht in seinen Fugen und wird in absehbarer Zeit zusammenstürzen. In Rußland dringen di« Verbünd«trn in stürmischem Siegeslauf vorwärts, die stärksten Befestigung«» deS Feindes befinden sich in un seren Händen, auch bet Warschau haben wir das östliche Wetchselufer gewonnen. In Pariser und Londoner Blättern wird der Angstruf, daß die zurückweichenden russischen Heere dir zweite BefrstigungSlintr nicht mehr erreichen, sondern von den Verbündeten umklammert und zur Kapitulation gezwungen werden könnten, mit jedem Tage lauter. Man steht den Zu sammenbruch vor Augen und hat kein Mittel, ihn abzuwen den. Bei den Mächten des Vierverbandes wird eS schrecklich tagen. Sie werden erkennen, daß sie in einer furchtbaren Betörung dir Faust grgen Deutschland erhoben, und daß die Vergeltung nicht auSbleiben kann. Es hat aber auch etwas ungemein Tragisches, daß so wohl Rußland wir Frankrrich und nicht mindrr Jtalirn sich grwissrrmaßm als willrnlose Werkzrugr an drn Wagrn drr rngltschen Weltherrschaft spannen ließen und nicht aus Grün den zwingender Notwendigkeiten, sondern lediglich als Vor spann drr rnglischrn Herrschsucht dieses entsetzliche Blutver gießen und die schweren Folgen eines Weltkrieges herauf- beschworen. Die Brüsseler Dokumente, deren Veröffentlichung die „Nordd. Allg. Ztg." in dankenswerter Weise fortsetzt, enthülle» das teuflische RSnkespirl, das König Eduard etn- leitete und das von de« Ministern seines Nachfolgers fort- geführt wurde. Um jede Schranke für seine eigene Wrlt- . Herrschaft aus dem Wege zu räumen, stellte England das Deutsche Reich als den eroberungssüchtigen Feind aller euro päischen Staaten hin und suchte jeden dieser Staaten zum Kamps gegen drn vorgeblichen gemeinsamen Feind zu gewinnen. Dir Drachensaat ist aufgrgangen; ihre Frucht schlägt die Ver- führten grausam, drn brutalrn Verführer hoffentlich aber am schwersten. Englands eigentliche und geheimste Pläne werden jetzt auch seinen Verbündeten offenbar. Man «fährt in Peters berg zu seinem Schrecken, daß die russischen Niederlagen und der bevorstehende Zusammenbruch der russischen Wehrmacht in London nicht um des Verbündeten Wille«, sondern nur wegen der Bedrohung eigener und höchst verwerflicher Inter- essen willen bedauert wurden, und daß alle Worte der eng- lischen Diplomatie von Menschlichkeit, Friedfertigkeit und Frömmigkeit nur Lästerung waren. England unterstützt zwar dir russische Forderung auf die Dardanellen, in letzter Zeit allerdings auch nur mit lauem Eifer, erklärt den besorgten Balkanstaaten aber gleichzeitig, rS würde nie zulassen, daß dir Dardanrllrn in den bedingungslosen Besitz Rußlands gelang ten. In Petersburg weiß man heute, wenn man rS im Augenblicke auch noch nicht offen ausspricht, daß England die Dardanellen für sich beansprucht, um im Besitze dieser Wasserstraße, des Suez-Kanal« und drr Straße von Gibral ¬ tar dir unringrschränkte Hrrrschast im Mittrlmrrrr auSzuübrn, da eS mit Frankrrich und Jtalir« lrichtrn KaufrS srrtig zu werdrn hofft. Wrnn England drn Sirg Rußlands wünscht, so tut rS daS wahrhaftig nicht, um srinem Verbündetrn zum Besitze der Dardanellen zu verhelfen, sondern um selbst in den ihm wertvolleren Besitz von Calais zu gelangen. Im Besitze die ser, dem Kriegshafen Dover gegenüber gelegenen Seesrstung besäße England die unbedingte Herrschaft Über den Kanal und könnte sie nach Belieben dem verhaßten deutschen Neben buhler gegenüber geltend machen. Heute schon ist Calais englisch. Die sonst so eifersüchtig über ihre Rechte wachenden Franzosen haben in unbegreiflicher Weise Calais und auch Dünkirchen den Engländern auSgeltrsert, dir in beiden wir die Gebieter Hausen. Dir Verwaltung und dir Brhörden sind rnglisch, und dir Französin brdürsrn zum Brtrrtrn ihrer eigenen KriegShäsen der Erlaubnis Englands. In London befürchtet man auch keinen unüberwindlichen Widerspruch Frankrrich» grgrn dir rndgültigr Inbesitznahme von Calais, um so mehr abrr rinen solchrn Deutschlands. Daher soll drr Krirg bis zu Drutschlands Vernichtung fortgesetzt werdrn, daher ruft« dir russischen Niederlagen trotz der Dardanellen sorgt in London Entsetzen hervor. Noch erkennt die Mehr zahl der Franzosen nicht dir Gefahr, die ihnen droht,- aber drn Vrrblrndrten allrn wrrdrn dir Augrn aufgehen. Ist abrr dir ganzr Wahrhrit an drn Tag grkommrn, dann wird daS Strafgrricht zwar an krtnrm drr Schuldig«« vorübrrgrhrn. England abrr wird vor all« Welt an den Pranger gestellt werden und der Gegenstand des Abscheus von allen jein. Mit der englischen Welt- und Serhrrrschaft wird es vorbei sein, und das perfide Albion hinfort den Platz einnehmen, b« ihm gebührt. WrniW-aWMer ToBbericht Wie», 9. August. Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Der von der Weichfelfrout zurückgewichene Feind wird verfolgt. Oetterreichisch - ungarische «nd deutsche Streitkräfte haben schon gestern zwischen der Eisenbahn Iwangorod Lukow dem Orte Garwott« die groffe Ktraste Warschau —Lublin in östlicher Richtung Wer« Witte«. Das linke WieprzUfer und das rechte Weichsel- Ufer bei Iwangorod sind vom Gegner gesäubert. Unsere Truppe« übersetzte« de« Wteprr gegen Nordosten und Norde». Die Gefechtsfelder von Lubartow «nd Mtechaw wiese« alle Spure« einer eiligen Flucht des Feindes ans. Die Hahl der von der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand «-machten Gefangene« erhöht sich,a«f 800«. Zwischen Wiepr, und Bug wird Weiterg,kämpft. Am Duieftr aufwärts Ufchieezko Warfe« «ufere Truppe« die Russe« an mehrere« Punkten, wobei über 1900 Mann gefangen, fünf Maschinengewehre erbeutet wurde«. Italienischer Kriegsschauplatz Gestern stand der Südteil des Plateaus von Doberdo stellenweise «uter heftigem Geschützfeuer. Unser-Artillerie antwortete mit Erfolg. Auch l« der Gegend von Plmm herrschte erhöhte Artillerietatigkeit. Ein B-rsuch schwäche rer feindlicher Infanterie, in unsere Stellungen bei Zagora einzudringen, mistlang. An der Kärntner Grenze griffen Neiuere fetndliche Abteilungen an mehreren Paukten er- folglos an. Bor «uferen Stellungen auf dem Bladner Joch liest der Feind über 1U0 Tote zurück. Im Tiroler Grenzgebiet wie« eine unserer Patrouille« ««» der Crefta Bianca (Cristallo-Gebiet) eine seindlicke Halbkompaonte ab «nd brachte ihr hierbei erhebliche BerMfte bei, ohne selbst a«ch nur einen Mann z« verlieren. Westlich Daone am Lawanech fand in der Nacht zum 8. August ein leb haftes Feuergefecht statt, an dem jedoch unsererseits keine Truppe« beteiligt Ware«. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. kn-lamst viuttcbuia AuS den Brüsseler Dokumenten, die den überzeugenden Beweis von Englands Schuld am gegenwärtigen Kriege er bringen, enthalten auch die jüngsten Veröffentlichungen der „Nordd. Allg. Ztg." wiederum hoch bedeutsame Mitteilungen. Für die gerechte Beurteilung Drutschlands und seiner Feinde sind die Dokumente von höchstem Werte, so daß wir dankbar dafür fein müssen, daß die belgische Regierung seiner Zeit Brüssel so plötzlich verlassen mußte, daß die Archive drr Rr- girrung nicht mitgrnommrn wrrdrn konntrn, sondern in Brüssel zurückblieben und jetzt der Wahrheit und Gerechtigkeit rinen so hohen Dienst leisten. Dir Pariser und Londoner Blätter verheimlichen ihren Lesern begreiflicherweise noch di« amtlichen Mitteilungen über drn Inhalt drr Dokumrntr; auf die Dauer läßt sich jedoch die Wahrhrit nicht mundtot machrn. Die brlgischrn Diplomatrn warrn tüchtige Leute, daS muß ihnen der Neid lassen, und ganz besonders war der Berliner Ge sandte Greindl ein Staatsmann von scharsrm Blick und zu treffendem Urteil. Er stellte im Februar, nach dem erfolgten Besuche des König» Eduard von England, in Berlin fest, daß der Weltfrieden noch niemals ernstlicher bedroht war, als seitdem König Eduard ihn zu festigen trachtete. Dir FcirdrnS- worte de» König» in Brrlin «klärte Greindl für williger wichtig, al» die unmittelbar auf den Berliner Besieh gefolgte Annahme der beispiellosen englischen Flottrnvorlagr, wobei immer nur von der deutschen Flotte die Rede war, so daß drr Eindruck erweckt wurde, al» meine dir rnglischr Regierung, daß außer England Deutschland dir einzige SerkriegSmacht Euro pas ist. Sehr zutreffend sagt Greindl, die Verfassung der Gemüter in England «innere an dir in Frankrrich während der Jahre 1866 bi» 1870. Damals hielten sich die Franzosen sür be rechtigt, Deutschland an drr Wirderhrrstellung srinrr Einhrit zu verhindern, wril sir darin rinr Bedrohung drr Vorherr schaft sahen, die Frankreich bi» dahin auf dem Festland auS- geübt hatte. Ebenso betrachtete man 1909 in London dir Weigerung, sich vertraglich dazu zu verpflichten, von der Gnade Englands abhängig zu bleiben, als einen unfreundlichen Akt und eine Bedrohung deS Friedens. Hoch bedeutsam sind di« Feststtllungrn des London« Gesandtrn Belgiens, daß während drr bosnischen Krise England zum Kriege drängte, wenigstens «ine Demütigung Oesterreich-Ungarn» vnlangtr, und daß man englischerseit» hestigr Vorwürfe in Petersburg «hob, weil di« dortige Regierung der Berliner Anregung gefolgt war, wo durch die Annexlonsfrage aus der Welt geschafft wurde. Gleich zutreffend urteilt« drr brlgische Gesandt« über Jtalirn» Rolle im Dreibund. Weder Deutschland noch Oesterreich setzten Hoffnungen auf Italien, duldeten e» nur tm Bunde, um dessen Ansehen zu «halten; denn treu und zuverlässig hatte Jtalirn sich nir bewiesen. Wa» die belgischen Gesandten ihrer Regie rung über die fortgesetzten Bemühungen des König» Eduard zur Einkreisung Deutschland» berichteten, traf stet» den Nagel auf drn Kopf. Vie kattcbeia««- See kalksnitaairn Bulgarien hat sein Abkommen mit der Türkei getroffen, da» ihm die Eisenbahnlinie nach Dedeagatsch sichert. Ein militärischer Vertreter Bulgarien» traf in Konstantinopel ein, um bei drr brvorstehrnden Grenzregulirrung al» Sachverstän dig« tätig zu sein. Griechenlands Neutralität ist besiegelt, der Wiedereintritt von Venizelos in das Ministerium ändert nichts daran. In Rumänien fordert die stärkere Partei nach wir vor das Festhaltrn an drr Nrutralität der Reginung. Dir Kriegspartri abrr, dir zur Rettung der rumänischen Ehre unbedingt Blut fließen sehen will, erörtert offen die Frage, daß aus technischen Gründen rin Krirg Rumäniens nur noch an drr Sritr der Zrntralmächtr drnkbar sri. Die Führ« dn KriegSpartri hatten stets erklärt, daß Rumänien mit dem Stärkeren gehen würde, lieber die Frage, wer d« ist, herrscht im Reiche König Ferdinands nirgends mehr ein Zweifel. Hart leidet Rumänien unter drn wirtschaftlichrn Schwierig keiten. Von der diesjährige» und der vorjährigen Ernte harren 600000 Waggons der Ausfuhr. Ueber die wenigen unga rischen Grenzstationen würde der Transport dieser Waren mengen mindestens vier Jahre dauern. Man hält daher noch zu Rußland, soweit man noch an doS Wund« der Darda- nellen-Brzwingung und der Benutzung de: Dardanrllenstraße zur WarenauSsuhr glaubt. Erlischt dieser Glauben, dann wird man Serbien zur Aushebung der widerrechtlichen Donausperrt zwingen, und damit einen Weg Anschlägen, den auch Bulgarien zu betteten beabsichtigt, und auf diese Weise drn Anschluß an die Zenttalmächtr gewinnen. Die Kämpfe im Oste« o Nachdem dir stegrrichen Truppen des Prinzen Leopold von Bayern bei Warschau das rechte Weichsrlufer gewonnen hatten, wurde von ihnen die auf diesem Ufer gelegene Vor stadt Praga genommen, von der au» die Russen die Stadt Warschau beschossen hatten. Ohne Ausenthalt drangen die Deutschen dem wrich-nden Feinde weiter nach Osten nach. Die feindliche Nachhut befindet sich in drn Händen der deut schen Helden, wie aus d« Meldung dtS großtn Hauptquar tier» hnvorgrht, daß in Warschau einige tausend Gefangene gemacht wurden. Wir dürfen auf eine weitere Zermürbung v« russischen HeereSmacht mit Sicherheit vertrauen, denn dir Umklammerung de» fliehenden Feinde» wird immer enger und ftsttr. D« Fall von RowogeorgirwSk kann al» unmit«