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MW flr die MM DWMmW md dm Mml p IlMMl i. §L ?» -kiankenb-ra i. Sa. — Dmck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Franienoerg 74. Jahrgang Donnerstag, de« 22. Juli 1915 187 Grmeindevorstand Hausbesitzer „ Friedrich Moritz Seifert in Riederlichtertau, II. Gemeindeältestrr Hausbesitzer Friedrich Anton Lieber- daselbst, sowie Grmeindevorstand „ Emil Robert Kluae in Auer-tvalde sind zufolge Wiederwahl anderweit für die vorbezeichneten Aemter in Pflicht genommen worben. Königliche AmtShauptmauuschaft Flöha, am 16 Juli 1915. Die Aufgabe von Inserate« ersuchen wir im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung und Ausgabe unseres Blattes gefälligst so zeitig al- möglich erfolgen zu lassen. Größere Inserate erbitten wir uns bis vor mittags S Uhr, während kleinere Inserate bis 11 Uhr mittags Aufnahme finden. Für später einlaufende Anzeigen können wir eine Gewähr für den Abdruck in der bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. Die Geschäftsstelle des Frankenberger Tageblatte». llm Sie k»tttdeia>mg Das erste Kriegsjahr neigt sich seinem Ende zu. All« Voraussetzungen unserer Feinde, Deutschland auszuhungern ""o durch die russische Dampfwalze zu zermalmen, haben sich als Trugbilder erwiesen. Wir haben wirtschaftlich wie mili tärisch wahrend des Feldzugs noch nie so stark und sicher dagestanden, wie jetzt, da das erste KriegSjahr sich rundet. Das erkennen auch unsere Feinde, wir aus ihren verzweifelten Kraftanstrengungen klar und deutlich hrrvorgeht. Sie rühren dir Werbetrommel zur Gewinnung neuer Verbündeter wie nie ihre Lockungen und Drohungen begegnen jedoch kühler Ablehnung. Neuerdings fängt man mit seinen flehent- lichen Gesuchen um Hilfeleistung wieder bei Japan an, dessen militärische Unterstützung auf drm europäischen KrirgSschau- Platz man schon seit Beginn der Feindseligkeiten erwartet H""e, nachdem die zuversichtlichen Hoffnungen auf die bal kanische Hilfe ins Wasser gefallen Warrn. Auch dir Verhinderung der LrbenSmittelzufuhr nach Deutsch- land möchten unsere Feinde noch verschärfen. Sie wollen zu dem Ende sogar mit äußerster Härte gegen dir Neutralen vorgehen, wir der Vorschlag beweist, diesem gerade nur soviel überseeische Rohprodukte zukommen zu lassen, wie dem Durch schnitt der letzten drei Jahr« entspricht. Man will aus dits« Weis« verhindern, daß auch nur die geringste Einfuhr über- seeischer Artikel an Deutschland gelangt. Ganz besonders hat man es auf Oele abgesehen, von denen man annimmt, daß sie Deutschland bisher von Italien erhielt; jetzt aber durch eine hermetische Sperre einem solchen Oelmangel ausgesetzt werden könnte, daß rS zur Einstellung seiner MunitionS- erzrugung gezwungen sein würde. Die wildesten Pläne jagen einander. Eine Desperado-Politik schlimmster Sorte wird von unseren Feinden betrieben, die eben an allem verzweifeln und denen daher jedes auch das brutalste und das sinnloseste Mittel recht ist. Daß unsere Feinde durch derartige Mittel, die auf der Höhe ihrer Lügen und Prophezeiungen stehen, das über st« hereinbrechende Verhängnis nicht abwenden können, leuchtet ihnen wohl selber ein. Sir haben sich krampf haft bemüht, die Erfolgt der Deutschen und Oesterreich« auf drm östlichen Kriegsschauplatz zu verschleiern und aus hand- grrislichen Niederlagen Erfolge herauszudrechsrln. Jetzt aber müssen sie alle eingrstehen, daß im Osten das Ringen um die Entscheidung angehoben hat, und daß über den Ausgang dieses gewaltigsten Völkerringens der Geschichte kein Zweifel mehr obwalten kann. Der Anfang vom Ende ist da. Der Ring um Warschau wird eng und enger geschlossen. Es ist eine herkulische Arbeit, wie selbst Londoner Blätter «inräumrn, aber sie wird von unseren Helden geleistet und durchgeführt bis zur Krönung des Werkes. Warschaus Fall ist besiegelt und damit der Zusammenbruch der militärischen Macht Ruß lands. Bon Norden, Westen und Süden dringen di« Ver bündeten konzentrisch gegen die stolze und stärkste Festung des Feindes vor, die durch ihre natürliche Lage noch besser ge schützt ist, als durch ihre Befestigungen und ihre Besatzung. Aber auch die Schwierigkeiten des Geländes werden über wunden werden. Um Warschau« willen war Italien in den Krieg gehetzt worden, nachdem schon die erfolgreiche Offensiv« der Vrr- bündrten im südwestlichen Galizien begonnen und bedeutungs volle Fortschritte gemacht hatte. Unsere Feind« hatten von dem Eingreifen Italiens, das si« teuer bezahlt«», ein« Wen dung zu thrrm Gunsten im Osten erwartet und erkennen jetzt zerknirscht, daß sie einen viel zu hohen Preis gezahlt. Sie wissen aber auch genau, daß die Entscheidung im Osten die Entscheidung des ganzen Krieges bedeutet. Ist Rußland matt gesetzt, so ist die Niederringung der Feinde auf Frankreichs Schlachtfeldern nur noch eine Frage der Zeit. Italien kann nach seinen bisherigen Leistungen getrost außer Betracht ge- lasten werden; wir haben so wenig von ihm zu fürchten wie seine Verbündeten von ihm gerettet wurden. Dir Abrechnung mit England bildet ein brsonderrS Kapitel. Erfolgen wird sie ganz gewiß, wenn wir heute auch noch nicht wissen, auf welchem Wege sie unsere Heeresleitung vollziehen wird. Aber sie wird den Abschluß und die Krönung dieses gewaltigen Krieges bilden und eine neue Epoche der Weltgeschichte ein« leiten. v«itM»Ited-l»nrStltcdr Abkomme» V. Turin, 20. Juli., Eine Rede des neuen Ministers Barzllais wird,von der „Stawpa" solgrndernmßen kommen- tiert. Die Red« B«MS in Rom hat «in« Bedeutung, di« ph« den persönlichen Charakter ein« Demonstration hinaus- Die Kämpfe im Priesterwald Söhne zurückhoben. NuS dem Großen Hauptquartier wird unS geschrieben: Hn den französischen Tageblättern vom 30. Mai erschien ein amtlicher Bericht über ^Die Eroberung des PrlesterwaldeS." Darin waren die schweren Kämpfe 9esch'ld«t, die die Franzosen in diesem Walde zu bestehen hatten und die für sie »nach sieben Monaten unablässigen Ringens endlich zum Ziele führten." Dieser Priesterwald war in den ersten Julitagen der Schauplatz erneuter schwerer Kämpfe eines durchschlagenden deutschen Erfolges. Nom Kamm der Höhe, die steil aus dem Moseltal aufsteigt und diests nuE-m etwa M Meter überhöht erstreckt sich nord westlich Bont-ä-Mousson e n ausgedehntes Waldgebiet. Dessen gegen VL abfallender Teil bis an die Straße F-Y en Have-Norroy heißt aus den deutschen Karten ^Zrie ierwald", während auf den französischen nur der südliche Waldteil diesen Namen führt, der nördliche aber bois Communaux genannt ist. Hierin mag eine Erklärung dafür liegen, daß die Franzosen sch für unumschränkte Herren des „PciesterwaldeS" hielten. Am Südrande des Waldes an der Straße Pont-ä-Mousson-Montau- vtlle-Limey liegt der Exerzierplatz, >m Wa de der Schießplatz der Garnison Pont-L-Mousson. Die Mannschaften der franzö sischen Regimenter, die uns hier gegenuberstehen, stammen aus den Ortschaften der Umgebung und manch gefangener Franzose konnte in Begleitung von deutschen Landsturmmännern früher, als er gedacht und gehofft hatte, seine Angehörigen in seinem Heimatsort begrüßen. , „ Der Priesterwald ist der echte Lothringische Wald. Nur wenige und schlechte Wege durchziehen ihn. Dichtes Unterholz erschwert jegliche Bewegung außerhalb der Wege. Die mangelnde Forstkultur haben unsere und französische Granaten nachgeholt. Sie haben dem Walde Licht und Luft geschaffen. Freilich sind sie dabet so weit gegangen, die alten Baumrtesen teils mitsamt den Wurzeln herauSzureißen, teils inmitten der Stämme zu knicken. Tiefe etngerissene Schluchten zcrklüften den Wald und behindern seine Wegsamkeit. Die höchste Erhebung hat das Waldgelände in einem Höhenkamm, der vom Eintritt der Straße Feh en Have —Norroy m den Wald nach Osten zieht. Auf dem höchsten Punkt steht das Croix des Carmen. — Auf diesem Höhenrücken liegen die deutschen Stellungen. In schweren, hin und herwogenden, monatelangen Angriffen war es den Franzosen dank ihrer Uebcrmacht Anfang Juni ge lungen, auf dem westlichen Teil Fuß zu fassen. Sie wieder hinunterzuwerfen, war das Ziel unseres Angriffes am 4. Juli. Es war kein leichtes Stück Arbeit, das uns dort bevorstand. Die Franzosen hatten 6 und 7 Stellungen hintereinander in einer Gesamtttefe von 4 bis 500 Meter ausgebaut. Unser -Angriff wurde eingcleitet durch einen Vorstoß aus dem an der Mosel lie ¬ gendem Abschnitt. In einer Brette von etwa 250 Meter gelang eS hier, in die feindliche Stellung einzudringen, und 5 französische Blockhäuser mit samt ihrer Besatzung in die Luft zu sprengen. Wir zerstörten die eingebauten Kampfmittel und gingen dann, wie vorgesehen, wieder in die alte Kampfstellung zuruck, ungestört vom Feinde. Nachmittags begann der Hauptanariff. Die durch uns« Ar tilleriefeuer erschütterte französische Infanterie konnte dem An sturm nicht standhalten. Stellung auf Stellung siel. Am Abend waren alle französischen Stellungen in einer Breite von 1500 Metern genommen. 12 Offiziere über 1000 unverwundete Ge fangene, 3 Geschütze, 7 Mtnenwerfer, 7 Maschinengewehre, 1 Pio nierpark mit reichlichem Gerät waren unsere willkommene Beut«. Was die Franzosen in monatelangem Ringen erworben, hat unsere stürmende Infanterie, unterstützt durch die vortreffliche Artillerie, ihnen in wenigen Stunden wieder entrissen. Wo man hobelt, fallen Späne. Ohne Verluste ist solch ein Erfolg nicht zu erreichen- Unsere Gesamtverluste einschließlich der nur vorüber gehend ausfallenden Leichtverwundeten erreichten aber nicht ein mal die Zahl der gefangenen Franzosen. Deren Verluste an Toten waren außerordentliche. Nach Aussage der Gefangene« waren die Kompagnien schon vor unserem Angriff nur durch unser Artillertefeuer auf 60 bis 70 Mann zusammengeschmolzen. In dem eingangs erwähnten amtlichen französischen Bericht ist betont, daß die französischen Soldaten den Priesterwald alS „unsern Wald" ungleich sinniger bezeichnen als die Deutschen, die ihn „Todeswald" oder „Wald der Witwen" nennen. Die Phantasie deS Berichterstatters in Ehren. UnS ist indessen von einer derartigen geschmacklosen Benamsung zum „Todeswald" nichts bekannt geworden. Selbstverständlich mußten wir damit rechnen, daß der Feind unS den Gewinn bald streitig machen würde. Schon in der Nacht zum 5. Juli setzte er zu dem erwarteten Gegenangriff an. Wir konnten diesen, wie auch die späteren, abweisen. Unter de« Gefangenen befinden sich auch farbige Franzosen. Söhne der In sel Röunion sind eS, die zum Kampfe iür Civilisation und Kultur herangeholt sind. Nicht nur in ihrer Uniform sind sie franzö sische Soldaten geworden, sondern auch in ihrer Gesinnung. Denn gleich diesen sagten sie bei ihrer Vernehmung aus, daß sie den französischen Zeitungen keinen Glauben mehr schenken, daß sie, des Krieges müde, den Frieden wollen, sei er zu Gunsten Frank reichs oder nicht. Anscheinend ist diese Stimmung auch in der Bevölkerung nicht selten. In Pont-ä-Mousson sollen Frauen da- Automobil des Präsidenten der Republik mit Steinen beworfen haben unter dem Rufe, sie wollen den Frieden, sie wollen ihre geht, und zwar, weil sie in einem für Italien entscheidenden Augenblick gehalten worden ist. Die „Stampa" spricht dann von den Ergebnissen des Berichts, den General Porro dem König, Salandra und Cadorna «stattet hat und fügt betreffs der Verabredung Porros mit der französischen Regierung folgendes hinzu: „Das getroffene Uebereinkommen steht jetzt vor der Um setzung in dir Tat. Deshalb hat Barzilai außer von Oester reich auch von anderen Feinden Italiens gesprochen. Deshalb hat der neue Minister, als er das Bild des Krieges erwei tert«, heute den Konflikt über die Grenzfrage hinausgeschoben und unsern Krieg auf sehr viel weitere Grenzen ausgedehnt. Sicher ist, daß dir Ungewißheit bald schwinden und unser Krieg sich ausdehnen wird. Auf diese Weise ist die Bildung des Viervrrbandes zustande gekommen. Dir Entente wird fester begründet erscheinen und die moralischen Kräfte der vier Mächte werden harmonischer Zusammenwirken. Sie werden dir Zrntralmächtr und die Türkei in einen furchtbaren Kreis von Eisen rinschließen und damit dir KriegSdaurr abkürzen." 6» »Mamüpiomst über Sie Lage Ein Mitarbeiter des Neuen Wiener Journals hatte eine Unterredung mit einem auch in Berlin gut bekannten Balkan diplomaten, der aus leicht begreiflichen Gründen nicht genannt werden kann. Der Diplomat sagte unter anderem folgendes: „Wenn die Dardanellen in diesem Monat nicht fallen, dann fallen sie überhaupt nicht mehr. Gegenwärtig hat die Türkei soviel Munition, daß ste die Angriffe der Verbündeten ab weisen kann. Im August wird ste genug Munition haben, um eine Offensive großen Stils cinzuleitcn. Woher die Türket diese Munition nehmen wird? Ganz einfach: aus ihren Kon stantinopeler Fabriken. Daß Bulgarien sich noch an dem Kriege gegen die Türkei beteiligt, halte ich für vollkommen ausgeschloffen. Bulgarien ist vielmehr im Begriff, sich mit der Türkei über die schwebenden Fragen zu einigen. Auch Rumänien und Bulgarien werden sich demnächst freundschaftlich ver ständigen. Dagegen sind die Meldungen von der bevorstehenden Gründung eines neuen Balkanbundes mit Einschluß Serbiens und Bulgariens reiner Unsinn. Zwischen Bulgarien und dem vonRußtand abhängigen Serbien ist jede Vereinigung auS- geschloffen. Ob Bulgarien, Rumänien und Griechenland bi» zum Ende des Krieges neutral bleiben werden? Da» Inter- esse dieser Staaten gebietet, daß ihre Armeen sich in Be wegung setzen. Das Datum liegt im Schoße der Lage. Die deutsch-österreichischen Heerführer werden jetzt in Polen das Schicksal der Balkanstaaten entscheiden. Nach meiner Ueber- zeugung wird der Monat August 1915 al» der 13. Kriegs- monat der wichtigste sein. Er wird möglicherweise sogar die Entscheidung bringen. Wenn die Ruffen weiter so Niederlagen erleiden wie bisher, so werden ste aus innerpolitischen Gründen gezwungen sein, um Frieden zu bitten. Würden die Schlachten in Polen die Entscheidung nicht bringen, dann könnte sich der Krieg bis Frühjahr 1916 htnziehen. Aber auch dann wäre Frankreich nach meinen Informationen nicht fähig, einen zweiten Winterfeldzug zu bestehen. Sollte Italien in den nächsten Wochen nicht mehr Erfolge erzielen als bisher, dann macht das italienische Publikum sicher nicht mehr lange mit. Wenn Cadorna nach einem Vierteljahre Krieg keine anderen Erfolge aufzuweisen hat, wird die Revolution in Italien aus- brechen. Die gegenwärtige Lage der Zentralmächte und der Türket ist jedenfalls ausgezeichnet!" Die Kämpfe im Oste» o Feldmarschall von Hindenburg setzt sein« Vorstoßbewe- gung auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz wuchtig und er folgreich fort. In Kurland wurden von der Armee Below die Russen bei Troß-Schmarden östlich Tuckum und anderen Orten, zurückgrdrängt. Auch östlich Kurschany weicht d« Feind vor unseren Angriffen. Tuckum liegt dicht an d« Küste des Rigaischen Meerbusens, nur noch 50 Kilometer westlich Riga und etwa 35 Kilometer nordwestlich Mitau. Am Narew bemächtigten sich Truppen der Armee Gallwitz nördlich Nowogrod mehrerer feindlicher Stellungen, wobei sich frische Landsturmtruppen, die zum ersten Male in den Kampf eingriffen, besonders auszeichneten. Nördlich der Szkwa- Mündung «reichten unsere Truppen den Narew und besetzten die nordwestlichen Befestigungen der am östlichen Narewuf« gelegenen Festung Ostrolrnka. Südlich der Weichsel drangen unsere Truppen bis zur Blonie-Grojec-Stellung vor. Der an den Flüßchen Utrata gelegene Ort Blonie liegt nur noch 15 Kilometer von drn AußrnfortS Warschaus entfernt.