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Wirtschaftliche Rundschau. Vom Roheisenmarkte. — Ueber das eng lische Koheisengeschäft wird uns unterm 18. d. M. aus Middlesbrough wie folgt berichtet: Das Roheisen- gesehäft ist hier äußerst still und der Markt flau. Trotzdem halten sich die Preise für spätere Lieferung immer noch ungefähr 3 d f. d. Monat höher als für sofortige Lieferung, indem sie sich nach den War rants richten. Die Verschiffungen sind ebenfalls ge ring, gestern wurde gar kein Roheisen verschifft. Abschlüsse werden nur für sofortige Lieferung und den nötigsten Bedarf gemacht. Obwohl sich in zweiter Hand ziemlich große Mengen befinden, die bezahlt bei den Hütten liegen, wird dennoch wenig Eisen ausgeboten. Die Warrantspreise sind heute niedriger, als sie seit über einem Jahre gewesen sind. Die Werte sind für G. M. B., Gießereieisen Nr. 1 sh 50/6 d bis sh 51/—, für Nr. 3 sh 48/— bis sh 48/3 d, für Hämatit in gleichen Mengen Nr. 1, 2 und 3 sh 55/6 d f. d. ton für sofortige Lieferung, netto Kasse, ab Werk. Warrants notieren sh 47/91/2 d bis sh 47/10 d Kasse. In Connals hiesigen Lagern befinden sich jetzt: 168 065 tons, darunter 166 528 tone Nr. 3. Vom belgischen Eisenmarkte. — Die bei frühe rer Gelegenheit* angedeutete festere Stimmung am belgischen Markte, die auf die angrenzenden west deutschen und nordfranzösischen Gebiete, vornehmlich auf die letztgenannten, immerhin gewissen Einfluß ausübt, hat inzwischen weitere Fortschritte gemacht, und es hat sich gezeigt, daß der außergewöhnliche Tiefstand der belgischen Notierungen doch für die Verbraucherkreise schließlich recht lockend gewesen ist. Die bedeutenden Bestellungen der eigenen hei mischen Staatsbahnverwaltung im ungefähren Betrage von rund 40000000 Fr. haben den ersten Anstoß ge geben, dazu sind weitere Aufträge französischer Bahn- gesellschaften auf rollendes Material und neuerdings umfangreiche Ausfuhrbestellungen gekommen, dar unter 20 000 t Schienen für Bulgarien, 2000 t für Pernambuco und 1300 t für Dänemark, die den ein schlägigen Werken für einen großen Teil des laufen den Jahres befriedigenden Arbeitsvorrat eingebracht haben. Das Zustandekommen neuerer Verhandlungen wegen größerer Schienenabschlüsse mit Südamerika und Mexiko würde dem Gesamtbild noch eine weitere gute Note geben. Die Preisgrundlage, vornehmlich diejenige für die Fertigfabrikate, hat daher eine bemerkenswerte Verschiebung nach oben erfahren und stellt sich, gegenüber den Notierungen zu Beginn dieses Jahres, jetzt wie folgt: Mitte Anfang Februar d. J. Januar d. J. Fr. Fr. Gießereieiben 68,50 65,— Flußstabeisen, Inland .... . 135, - 118,— „ Ausfuhr 120,— 110,— Schweißstabeisen II, Inland . . . 137,50 125,— „ II, Ausfuhr . . . 122,50 112,50 „ III, Inland . . . 142,50 130,— „ III, Ausfuhr . . . 125,— 115,— Träger, Inland 147,50 147,50 „ Ausfuhr 130,— 130,— Am wenigsten begünstigt waren somit einstweilen Träger, man rechnet aber mit dem Wiederaufleben der Bautätigkeit im Frühjahr auf eine Erstarkung der Nachfrage auch für diese Artikel. Durch das Aussetzen der Lieferungen an Roheisen seitens des französischen Comptoirs de Longwy, das für den eigenen Markt stärker in Anspruch genommen wird, haben die belgischen Werke größere Deckungskäufe bei den heimischen Hochofenwerken vornehmen müssen, wodurch auch das Rohstoffgeschäft günstig beeinflußt und der Preis aufgebessert worden ist. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1909 S. 231. Rheinisch-Westfälisches Kohlen-Syndikat zu Essen a. d. Ruhr. — In der am 17. d. M. abgehal tenen B ei r atssi tz un g wurden die Umlagen für das erste Vierteljahr 1909 für Kohlen auf 8 0/o, für Koks auf 8 0/o und für Briketts auf 5 0/o festgesetzt. — In der sich anschließenden Zechenbesitzer-Ver sammlung wurden über die Versand- und Absatz- ergebnisse im Monat Januar d. J., verglichen mit dem vorhergehenden Monate und dem Januar 1908, folgende Angaben* gemacht: Januar 1909 Dez. 1908 Januar 1908 a) Kohlen. Gesamtförderung 1 - 6386 6454 6919 Gesamtabsatz 1 § 6185 6255 6737 Beteiligung 1 - 6281 6223 6510 Rechnungsmäßiger Absatz . 1 = 4923 4998 5666 Dasselbe in % der Beteiligung • 78,38 80,32 87,03 Zahl der Arbeitstage .... 241/4 241/8 251/4 Arbeitstägl. Förderung . . . 1 - 263336 267505 274025 „ Gesamtabsatz . . 255055 259269 266815 „ rechnungsm. Absatz 1 - 202995 207181 224391 b) Koks. Gesamtversand t - 1192804 1009871 1261451 Arbeitstäglicher Versand . . 38 38478 32576 40692 c) Briketts. Gesamtversand 1 - 229598 234540 253133 Arbeitstäglicher Versand . . iS 9468 9722 10025 Wie der Vorstand zu den vorstehenden Ziffern bemerkte, hat die Lage des Kohlenmarktes im Berichts monate bei Andauern der ungünstigen Wirtschafts- Verhältnisse wesentliche Veränderungen gegen den Vormonat nicht erfahren. Das ungünstigere Ergebnis des Absatzgeschäftes in Kohlen und Briketts ist zum Teil auf die Einbußen zurückzuführen, die der Ver sand über den Wasserweg erlitten hat, weil die Schiff fahrt infolge des Frostwetters während des größten Teiles des Monats gestört gewesen ist. Der arbeits tägliche Kohlenversand für Rechnung des Syndikates belief sich im Berichtsmonat auf 140625 t, hat also die niedrigste Monatsziffer des Vorjahres, die im De zember mit 146 686 t zu verzeichnen war, noch um 4,13 °/o unterschritten. In Briketts ist der arbeitstäg liche Versand von 9068 t gegen die niedrigste Ver- sandziffer des Vorjahres, die ebenfalls im De zember mit 9357 t erreicht wurde, um 3,09 0/o zurück geblieben. Auf die Beteiligungsanteile der Mitglieder wurden 78,76 °/o gegen 82,77 °/o im Vormonat abge nommen. Einen verhältnismäßig günstigeren Verlauf weist das Absatzgeschäft in Koks auf, indem sich nicht nur die Anforderungen der Hochofenwerke etwas leb hafter gestalteten, sondern auch in Sieb- und Brech koks infolge der strengen Witterung größere Mengen in den Verbrauch übergingen, und ferner der Versand, der in der Hauptsache über den Bahnweg erfolgt, von Störungen befreit blieb. Der arbeitstägliche Koksversand für Rechnung des Syndikats stellte sich auf 24 833 t, nahm also gegen den Vormonat um * Zu den Zahlen des Gesamtversandes an Kohlen und Koks ist zu bemerken, daß von einigen Hütten werken bis einschließlich Dezember 1908 die Lie ferungen zum Selbstverbrauch der eigenen Hütten werke für Kohlen und Koks nicht getrennt angegeben, sondern die für die gelieferten Kokemengen verwen deten Kohlen unter Kohlenversand aufgeführt wurden, während in den Angaben für Januar d. J. die den eigenen Hüttenwerken gelieferten Koksmengen unter Koksversand erscheinen. Nach der bisherigen Be rechnungsweise würde sich im Januar 1909 der Ge- samtversand in Kohlen um 181 762 t höher, dagegen in Koks um 133 498 t niedriger stellen, als in der Zu sammenstellung angegeben ist.