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24. Februar 1909. Aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 297 kommendster Weise unter Aufwendung bedeutender Kosten beteiligt: Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals Schwartzkopff, Berlin, L. Loewe & Co., Aktiengesellschaft, Berlin, A. Borsig, Berlin, Fried. Krupp, Essen, Nürnberger Maschinenbau-Anstalt in Nürnberg, Gebrüder Sulzer, Ludwigshafen, Gutehoffnungshütte, Abteilung Sterkrade, Eintrachthütte und Donnersmarckhütte in Ober- Schlesien. Gebührt diesen Werken schon jetzt warmer Dank, so würde sich dieser noch dadurch erhöhen, daß die Ergebnisse dieser Untersuchungen der gesamten Eisen- gußindustrie zugänglich und nutzbar gemacht werden. Ich hoffe, daß die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Ergebnisse erteilt werden wird. Da diese Untersuchungen erst in letzter Zeit zu Ende geführt sind, auch noch zum Teil schweben, so war es mir am 12. August er., dem Sitzungstage des Unterausschusses h, nur möglich, die Frage der Biegefestigkeit zu behandeln. Ich habe dort, um den Ueberblick über die große Anzahl der Versuche zu erleichtern, die Mittelwerte in graphischen Dar legungen vorgelegt. Diese ergaben überzeugend, daß die 1904 vom Verein deutscher Eisengießereien vertretene Ansicht nicht immer zutreffend ist, daß die Zu- bezw. Abnahme der Biegefestigkeit entsprechend der verkleinerten oder vergrößerten Stärke des Probe stabes sich in bestimmten Grenzen bewegt, welche durch Verhältniszahlen zum Ausdruck gebracht wer den können; es treten vielmehr je nach der Qualität des Gußeisens — besonders bei sehr festem Guß eisen — bedeutende Abweichungen hervor. So zeigen Probestäbe von 40, 30 und 20 mm d oft sich nähernde, oft sehr weit auseinandergehende Biegefestigkeits ziffern. Es sind demnach die Ihnen in der letzten Hauptversammlung vorgelegten Biegefestigkeitsziffern der Stäbe von 40, 30 und 20 mm d nicht haltbar. Es liegt die Notwendigkeit vor, entweder für alle Gußeisensorten zutreffende Festigkeitsziffern zu er mitteln, oder von dem Dreistabsystem abzugehen und die Verwendung eines Probestabes vorzuschreiben. Da ersteres nur mit sehr großer Schwierigkeit zu er reichen ist, bleibt die Vorschrift einer passenden Probestabform übrig. Die aus 564 Untersuchungen (Einzelwerte) konstruierten Häufigkeitskurven haben ergeben, daß die drei erwähnten Stabformen in ihren Ergebnissen sich nahe stehen. Die Mittellinie des Stabes 40 mm zeigt 11,2 vH., die des Stabes 30 mm zeigt 12,7 vH., die des Stabes 20 mm die höchste Zahl = 16,1 vH. der zutreffenden Fälle. Danach würde der 20 mm-Stab den Vorzug verdienen. Diesem steht jedoch entgegen, daß bei der geringen Stärke desselben durch eine mehr oder minder rasche Ab kühlung verschiedenartige Ziffern erfolgen. Gegen die Anwendung des 40 mm starken Stabes haben sich die Eisengießereien entschieden ausgesprochen, da das Brechen dieser Stäbe sehr starke und daher teuere Maschinen erfordert. Es bleibt der 30 mm-Stab übrig, welcher neben leichter Herstellung den Vorzug hat, daß diese Stärke im gewerblichen Leben wohl am meisten zur Anwendung gelangt. Der Unterausschuß h hat in der am 12. August stattgefundenen Sitzung die Wahl der Stabform offen gelassen, bis die in Aussicht gestellten weiteren graphischen Darstellungen der Einzelwerte bestimmte Anhaltspunkte ergeben. In der am gestrigen Tage stattgefundenen Sitzung des Unterausschusses 1 c, in der auch der Unterausschuß h vertreten war, sind die auf 15 Tafeln ausgeführten graphischen Darstellungen der Einzelwerte vorgelegt. In diesen Darstellungen sind auch die in früheren Jahren gefundenen Resul- VIII.29 täte der Friedrich-Wilhelmshütte-Ruhr, des Vulcan- Stettin und der Halbergerhütte-Brebach enthalten. Diese Darstellungen ergeben, daß die Ihnen im Vorjahre zur Aufnahme in die Vorschriften für Liefe rung von Gußeisen empfohlene Biegefestigkeits- und Durchbiegungsziffern für Bau- und Röhrenguß sowie für gewöhnlichen Maschinenguß sich als zutreffend gezeigt haben, daß dagegen die gefundenen Biege festigkeitsziffern für Maschinenguß von hoher Festig keit die vorgeschlagenen Ziffern weit überschreiten, die gefundenen Durchbiegungsziffern den vorge schlagenen Ziffern zum Teil ganz nahe stehen, diese sogar in vielen Fällen ganz überschreiten. Letzteres findet besonders bei aus hartem Material hergestelltem Gußeisen von sehr hoher Biegefestigkeit statt. Es wurde daher die Frage aufgeworfen, ob nicht eine Erhöhung der vorgeschriebenen Biegefestig- keitsziffern und eine Herabsetzung der Durchbiegungs ziffern ratsam sei. Ihr Unterausschuß 1c hat sich jedoch nach langen eingehenden Erwägungen ent schlossen, Ihnen die Annahme der Festigkeitsziffern zu empfehlen, wie solche in der Sitzung des Unter ausschusses h am 12. August er. festgestellt und auch vom Verein deutscher Eisengießereien im September er. angenommen sind.“ Diese Feststellungen lagen in dem Entwurf vor und wurden von der Versammlung in nachstehender, etwas geänderter Fassung genehmigt: Vorschriften für die Lieferung von Gußeisen. Aufgestellt vom Deutschen Verbände für die Materialprüfungen der Technik. Diese Vorschriften gelten für nachstehend be zeichnete, aus Gußeisen dargestellte Gußwaren: A. Maschinenguß, B. Bau- und Säulenguß, C. Röhrenguß. Die Abnahme anderweitiger Gußwaren bleibt beson derer Vereinbarung überlassen. 1. Allgemeine Vorschriften. Umfang der Prüfungen. Die Prüfung der Gußwaren erstreckt sich: a) auf die Form und die Abmessungen der Gußstücke; b) auf die Eigenschaften des Materials der Gußstücke. Als maßgebend werden die Biegefestigkeit und die Durchbiegung des ver wendeten Gußeisens sowie der Widerstand der Hohl körper gegen inneren Druck angesehen. Zur Bestimmung der Biegefestigkeit und der Durchbiegung sind mit besonderer Sorgfalt herzu stellende Probestäbe zu verwenden. Sollen die Probe- stäbe an die Gußstücke angegossen werden, so sind besondere Vereinbarungen zu treffen. Die Probestäbe sollen bei kreisrundem Querschnitt 30 mm 0, 600 mm Meßlänge und 650 mm Gußlänge haben. Die Probe- stäbe sind in getrockneten, möglichst ungeteilten Formen stehend bei steigendem Guß und bei mittlerer Gießtemperatur des Gußeisens aus demselben Ab stiche, welcher zur Anfertigung der Gußstücke Ver wendung fand, darzustellen und bis zur Erkaltung in den Formen zu belassen. Müssen die Probestäbe aus irgend einem Grunde in geteilten Formen zum Abguß kommen, so ist der Probestab bei der Prüfung derart auf die Probiermaschine zu legen, daß der Druck senkrecht zur Ebene der Gußnaht erfolgt. Die Probestäbe werden in unbearbeitetem Zu stande, also mit Gußhaut, der Probe unterworfen. Die Biegefestigkeit und die Durchbiegung bis zum Bruche ist bei allmählich zunehmender Belastung in der Mitte der Probestäbe an drei Stäben festzustellen. Mit Gußfehlern behaftete Probestäbe bleiben bei dieser Feststellung außer Betracht. Als maßgebende Ziffer gilt das Mittel der Ergebnisse fehlerfreier Probestäbe. 33