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Zahlentafel 1. Kanadas Anlagen zur elektrischen Roheisen- und Stahlerzeugung. Namen der Gesellschaft Art und Zahl der Oefen Art und Menge der jährlich möglichen Erzeugung Wirkliche Erzeugung 1907 Einsatz Kraftquelle Electro Metals Ltd., Welland, Welland County 1 Ofen, in Betrieb gesetzt November 1907 Roheisen, 18 bis 60 0/o Ferrosilizium und andere Eisenlegierungen - — Elektrische Kraft von den Niagara-F allen Lake Superior Power Company, Sault-Ste.-Marie, Algoma-Distrikt 2 Versuchsöfen, in Betrieb gesetzt im Februar 1899 und April 1906 Roheisen, Ferronickel, Ferrosilizium, 1000 t Ferronickel oder 250 t Ferrosilizium 1906 223 t Roheisen 1907 152 t Roheisen Geröstete, nickelführende, magnetische Schwefelkiese von Sudbury, Ontario (Pyrrothite) Elektrische Kraft, erzeugt durch Wasserkraft American Electric Furnace Company, Niagara Falls 1 Ofenvon908kg Tageserzeugung, in Betrieb gesetzt 24. Januar 1908; 1 Ofen von 3 t Tages erzeugung, in Betrieb gesetzt 9. Juli 1908 1200 t Stahlblöcke und Stahlguß — — Elektrische Kraft von den Niagara-Fällen ist auch heute noch bedrängt. Die Dominial- regierung, die sich stets klar darüber war, daß eine gesunde Eisenindustrie das Rückgrat eines so großen Wirtschaftsgebietes bilden muß, hat, wie ich schon sagte, alles getan, um die Inter essen der Eisenindustrie zu fördern. Dadurch sind viele Anregungen gegeben worden, aber schließlich können diese künstlichen Mittel die natürliche Entwicklung der Eisenindustrie, die in inniger Beziehung zur allmählichen Er schließung des ganzen Landes steht, nicht wesentlich beeinflussen. Wenn daher noch viele Unternehmungen mißglücken, oder schwer zu kämpfen haben, darf man nicht vergessen, daß Kanada heute da ist, wo die Vereinigten Staaten vor 50 Jahren waren, und daß in allen Ländern, die in der Entwicklung begriffen, solche Schwierig keiten zu überwinden sind. Kanadas Eisen industrie steht noch vor einer großen Zukunft und tritt ihr um so näher, je mehr die Er schließung der bedeutenden natürlichen Hilfs quellen an Kohle und Eisenerz und die Be siedelung und Bebauung des Landes von Jahr zu Jahr zunimmt. Die Nachfrage nach Eisen und Stahl für Gießerei-, Eisenbahn- und Bauzwecke ist in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen. Der Bedarf an Schienen betrug im Jahre 1907: 300 000 t und war der bisher größte in Kanada. Besonders bemerkenswert ist die bedeutende Nach frage nach Draht und Drahtzäunen, Erzeugnisse, die jetzt noch zum größten Teil aus den Vereinigten Staaten und Belgien bezogen werden. Es sind aber Bemühungen im Gange, diese zum Teil für Kanada neuen Industrien im Lande heimisch zu machen. Hervorzuheben und sehr erfolgreich sind die geschäftliche Rührigkeit des Drummond Konzerns in Montreal und seine Bemühungen, die kanadische Eisenindustrie selbständig zu machen und zusammenzuschließen. Durch seinen Einfluß und unter seiner Leitung vereinigten sich im Oktober 1908* die Hochofenwerke zu Londonderry, Midland, Drummondsville, Radnor und die Röhrengießerei und Räderfabriken zu Londonderry, Three Rivers und Montreal, Quebec, St. Thomas, Hamilton, Midland und Fort William zu einer Interessengemeinschaft, der Canadian Iron Corporation Ltd., mit 5 000 000 8 Aktien kapital, 3 000 000 8 Vorzugsaktien und 2 500 000 8 Obligationen. Derselbe Konzern ist auch an der Moose Mountain-Grube beteiligt und unterhandelt gegenwärtig mit den Behörden und Interessenten in Toronto, Ontario, wegen der Errichtung eines Hochofen- und Stahlwerkes an der Ashbridge Bay am See Ontario. Es sollen dort täglich mindestens 1400 t Erz in den neuen Hochöfen verhüttet werden. Wie dem auch sein mag, heute könnte Kanada noch ein vorzügliches Absatzgebiet für unsere Eisenindustrie sein, wenn der Zolltarif nicht jeden Wettbewerb verhinderte. Wir werden auch in absehbarer Zeit kaum eine Aenderung erwarten dürfen. Die Gründe für unsere un günstigen Aussichten sind zum Teil in der Wirtschaftspolitik der kanadischen Regierung zu suchen, die durch Schutzzölle die einheimischen Industrien zu entwickeln und ihnen den Absatz im eigenen Lande zu sichern sucht, zum Teil in den politischen Verhältnissen. Von den drei politischen Richtungen, die ich in Kanada beob achtet habe, brauchen zwei zurzeit nicht ernst lich in Erwägung gezogen zu werden, da sie * Vergleiche näheres »The Iron Age“ 1908, 12. Nov., 8. 382.