Volltext Seite (XML)
24. Februar 1909. Eisenerze und ihre Verhüttung in Kanada. Stahl und Eisen. 271 zwischen Eisenerzformation und Eisenerz genau unterscheiden. Nur selten steht d'as Erz zu tage; fast überall ist Tiefbau notwendig. Die nicht abbauwürdige Eisenerzformation bedeckt den größten Teil des nördlichen und östlichen Ontarios. Ob sie doch noch örtliche Anreiche rungen enthält, muß die Zukunft lehren. Mit den Magneteisensteinen und Hämatiten der Eisenerzformation werden an vielen Orten aucli Eisenpyrite, Brauneisensteine mit Spateisensteinen und Raseneisenerz gefunden; doch haben diese Lager bisher nur wenig praktische Bedeutung erlangt. Bedeutende Vorkommen von titanfüh- renden Magneteisensteinen und Magneteisen sanden haben vorläufig keinen Handelswert. Bemerkenswert sind nur noch die Erze des Atikokan- und Hutton-Reviers, die auch in der Lake Superior - Formation vorkommen, deren Entstehungsart aber noch nicht aufgeklärt ist, da sie nicht geschichtet, sondern teilweise kristallinisch sind. Ihre Menge wird auf nicht mehr als 10 000 000 t geschätzt. Die Atikokan- Erze haben hohen Schwefelgehalt von 2 bis 5 °/0 und müssen geröstet werden. Die Hutton- Erze haben bisher immer niedrigen Schwefel gehalt gehabt und einen Phosphorgehalt bis 1 °/o. Die Lager sind linsenförmig und unzusammen hängend. In Ontario wurden im Jahre 1907 200 185 t Erz im Werte von 471 127 8 gefördert. Von dieser Menge waren 2/s Hämatite und 1/s Magnet eisensteine. Nur drei Erzvorkommen haben bisher wirtschaftliche Bedeutung erlangen können, und zwar das der Helen-Grube im Michipicoten-Revier, das der Moose Mountain-Grube bei Sudbury und das der Atikokan-Gruben bei Port Arthur. Die Helen-Grube liegt etwa 208 km nörd lich von Sault-Ste.-Marie. Die auf dieser Grube geförderten Hämatite sind mit Brauneisenstein vergesellschaftet und werden daher auch braune Hämatite genannt. Eine Durchschnittsanalyse von 2000 t aus dem Jahre 1901 zeigte: 58,70 % Fe, 5,66 % SiO2, 0,11 % P und 0,047 °/o S. Eine Analyse aus dem Jahre 1907 hatte ungefähr den gleichen Gehalt, ein Beweis, daß das Erz auch in der Tiefe ziemlich gleich mäßig geblieben ist. Auf der Helen-Grube werden auch geringe Mengen Spateisensteine mit einem Durchschnittsgehalt von 34,99 % gefördert. Die Atikokan-Gruben liegen 200 km westlich von Port Arthur an der Canadian Northern Railway. Das Erz ist ein Magneteisenstein mit 58,02 % Fe, 8,96 °/o SiO2, 0,82 % P und 1,62 °/o S und muß vor der Verhüttung abge röstet werden. In 2 t-Wagen wird das Erz aus der Grube zum Brecher gebracht, in dem täglich 600 t verarbeitet werden können. Aus dem Brecher wird das Erz in die Erzbehälter ge stürzt, aus denen es zur Verhüttung nach Port Arthur verladen wird. Auf der Grube werden ungefähr 7 5 Mann beschäftigt, zu einem Tagelohn von 3,00 8 für die Zehnstundenschicht. Die Moose Mountain-Lager erstrecken sich von der Nordwestküste des Wahnapitae-Sees im Nipissing-Revier nordwestlich bis zum Onaping- See im Algoma-Revier, über eine Strecke von 56 km. Die Grube der Moose Mountain Ltd. liegt 40 km nördlich von Sudbury im Bezirk der Stadt Hutton und 96 km nördlich von Key Harbour an der Georgian Bay, einem Hafen, der erst nach der Entdeckung der Eisenerzlager im Mai 1907 angelegt worden ist und dessen günstige Lage ihm eine gute Zukunft sichert. Die Gesellschaft besitzt ein Feld von 1880 ha, in dem ziemlich bedeutende Mengen abbauwürdigen Erzes vorhanden sein mögen. Die Erze sind hauptsächlich Magneteisensteine, die mit zahl reichen Ausbissen zutage stehen, doch werden auch kleine Mengen von Hämatiten gefunden. Wo die Erze verwittert sind, zeigen sie graues, dunkelgraues und schwarzes Aussehen. Die Rutschflächen haben metallischen Eisenglanz, die Bruchflächen sind stahlgrau. Die neueste Durch schnittsanalyse zeigt 55,50 °/o Fe, 0,10 °/0 P, 0,011 °/o S, 13,29 % SiO2 und 3,60 % CaO. Der Abbau geschieht vorläufig nur in einem Tage bau. Dieser liegt etwa 42 m über der Tal sohle, und dementsprechend ist die Brecher- und Aufbereitungsanlage terrassenförmig angeordnet. Das Erz wird durch eine 9 m lange Schurre in einen Brecher gestürzt, in dem es in Stücke von 10 bis 12 cm zerkleinert wird, fällt dann über einen Stoßrätter in einen zweiten kleineren Brecher und wird schließlich in Erzbehälter gehoben, um aus ihnen verladen zu werden: Die Gesellschaft beabsichtigte im Jahre 1908 vorläufig 6000 t Erz zu fördern, von denen der größere Teil in den Hochöfen von Hamilton verhüttet werden sollte. An die Moose Moun tain-Gruben knüpfen sich große Hoffnungen, die mit der Entwicklung von Key Harbour Zu sammenhängen. In Key Harbour sind schon große Docks und Verladevorrichtungen gebaut worden und man erwartet, daß der Hafen wegen seiner günstigen Lage bald Bedeutung erlangen wird. Die interessierten Kreise beschäf tigen sich ernsthaft mit dem Plan, in der Nähe von Toronto am Ontario-See große Eisenwerke zu bauen, in denen das Moose Mountainerz verhüttet werden soll. Die Kohle soll ausPennsylvanien und die Kraft von der nahegelegenen Niagara-Kraft station bezogen werden. In Ontario gibt es zurzeit fünf Eisenwerke: in Hamilton, Deseronto, Sault- Ste.-Marie, Midland und Port Arthur. In Deseronto, Midland und Port Arthur wird nur Roheisen er zeugt, in Hamilton und Sault-Ste.-Marie neben Roheisen auch Stahl und Stahlschienen. Ins gesamt werden in sieben Hochöfen täglich 1300 t Roheisen erblasen, und in zwei Stahlwerken mit sechs basischen Martinöfen und einer Anzahl von