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24. Februar 1909. Eisenerze und ihre Verhüttung in Kanada. Stahl und Eisen. 269 Die Nova Scotia Steel and Goal Com pany besitzt einen Hochofen in Sydney Mines, Cape Breton und Stahlwerke in Trenton und New Glasgow. Die Geschichte dieser Werke ist insofern interessant, als man in New Glasgow in den achtziger Jahren versuchte, Stahl aus eingeführtem Roheisen herzustellen. Später ver hüttete man in dem alten Hochofen in Ferrona bei New Glasgow ausschließlich die East River und Nictauxerze, bis sie von den Wabanaerzen ab gelöst wurden. Die heutige Nova Scotia Steel and Coal Company wurde erst im Jahre 1900 gegründet. Der Hochofen, der jetzt in Sydney Mines in Betrieb ist, wurde im September 1894 angeblasen und hat eine tägliche Erzeugung von 180 bis 200 t. Der Schacht ist 25,5 m hoch und hat einen Kohlensackdurchmesser von 5,2 m, einen Durchmesser an der Gicht von 3,8 m und eine Gestellweite von 3,5 m. Durch neun Formen von 150 mm wird mit einer Pressung von 48 bis 60 cm geblasen. In vier Winderhitzern von je 25,5 m Höhe und 3,6 m Durch messer erreicht der Wind nur eine Temperatur von 370 bis 760 ° C. Der Möller besteht aus Wabana-Hämatiten, die 55 °/o Fe enthalten sollen, und zum geringeren Teil aus örtlichen Brauneisenerzen und solchen von Nictaux mit 50 °/o Fe. Der Zuschlagskalkstein kommt von den Port Edward-Steinbrüchen bei Sydney. Die Kokskohle aus den eigenen Gruben bei Sydney wird in 150 Koksöfen verkokt. Zur Begichtung dient ein Schrägaufzug, an dessen Fuße sich die Erz- und Koksbehälter befinden. Zur besseren Ver teilung der Beschickung im Ofen befindet sich an der Gicht ein Verteiler. Neben Gießereiroh eisen wird ein Spezialroheisen für Maschinenguß erblasen. Das Roheisen wird teils in eine Gießhalle abgestochen, teils in Gießpfannen für das Stahl werk, die in einen kippbaren Siemens-Martinofen von 180 t flüssigem Einsatz, der als Roheisenmischer dient, entleert werden. Die Roheisenerzeugung der Gesellschaft betrug im Jahre 1907: 57618 t. Vom 15. Juni bis Ende August 1908 waren der Hochofen und das Stahlwerk der Gesellschaft nicht in Betrieb. Jetzt sind die Werke wieder ausreichend beschäftigt. Die dritte roheisenerzeugende Gesellschaft in Neu-Schottland ist die Londonderry Iron and Mining Company, die seit 1903 besteht. Sie besitzt einen alten Hochofen in Londonderry, der schon 1880 angeblasen wurde. Der Schacht ist 22,5 m hoch und hat einen Kohlensack durchmesser von 5,1 m und eine Tageserzeu gung von 100 bis 120 t Gießereiroheisen, das zum größten Teil in der Gießerei der Montreal Pipe Foundry Company in Londonderry ver braucht wird. Der Erzmöller besteht aus den örtlichen Brauneisensteinen der Ost- und West grube mit durchschnittlich 48 bis 50 °/o Fe, den Erzen der Corbetgrube, Annapolis County, und neuerdings versuchsweise zum Teil aus den Häma titen des kürzlich erschlossenen Lagers von Bat hurst, Neu-Braunschweig, mit 52 bis 55 °/o Fe. Der Hochofen in Londonderry ist bemerkenswert, weil er der größte Hochofen in Kanada ist, in dem nur kanadisches Erz verschmolzen wird und für dessen Erzeugung daher von der Re gierung die höchsten Prämien gezahlt werden. Seit dem Februar 1908 steht der Ofen wegen der schlechten Lage des Roheisengeschäfts nicht im Feuer. In der Nachbarprovinz Neu-Braunschweig, die bisher als die ärmste an Eisenerzen galt, weil nur ein paar unbedeutende Vorkommen in der Bay of Fundy und in Charlotte County bekannt waren, ist vor wenigen Jahren in der kambrisch-silurischen Formation, in der Nähe der Küste der Bay von Chaleur, ein Eisenerz lager entdeckt worden, das nach den letzten Feststellungen von großer wirtschaftlicher Be deutung zu werden verspricht. Die eisenerz führenden Schichten erstrecken sich ungefähr unter 65050’ westl. Länge längs des Meridians und 47 0 25‘ nördl. Breite, nahe der Grenze des County of Gloucester, 130 bis 150 m über dem Meeres spiegel. Ihre Ausdehnung konnte noch nicht genau festgestellt werden, doch nimmt man nach den Anzeichen eine äußerste Länge von etwa 32 km an und eine Breite von nicht weniger als 8 km. Das gefundene Erz ist Hämatit mit charakteristischem, kirschrotem Strich und dunkel grauer Farbe. Wo Einsprengungen von Quarz und Jaspis vorhanden sind, ist der Hämatit teil weise in schwarzen Magneteisenstein mit schwar zem Strich umgewandelt. Die meisten Erze werden vom Magneten angezogen. Anfang De zember 1906 und in der Folge wurden auf einem Gelände am Nipisiguit - River sieben Bohrlöcher niedergebracht. Die ersten vier Bohrungen, von denen eine nicht fündig war und eine im Erz angesetzt wurde, erwiesen unter einer Ueberdeckung von 10 und 130 m ein geschichtetes Erzvorkommen von mindestens 642 m Erstreckung. Das Erz ging bis zu 150 m zur Tiefe, hatte eine Mächtig keit von 20 — 42 m und soll zur Hälfte 53°/o Fe und nicht über 15°/oSiO2 enthalten. Der Schwefelgehalt schwankt zwischen 0,047 und 0,699 °/o, der Phosphorgehalt zwischen 0,486 und 1,007 °/o. In einem Felde, das etwa 350 m von dem vorigen entfernt ist, hat schon früher ein Beauftragter der Dominion Iron and Steel Company ein zweites ähnliches Vorkommen fest gestellt, das an fünf Stellen zutage ausgeht und sich über 450 m erstrecken soll. Nach einer Oberflächenprobe enthält dieses Erz etwa 50 % Fe, 15°/o SiO ä , 0,623 o/o P und 2,180/ CaO. Durch die letzten drei Bohrungen wurden in einem Gelände, etwa 900 bis 1500 m nördlich vom nördlichen Ufer des Nipisiguit-River, noch