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268 Stahl und Eisen. Eisenerze und ihre Verhüttung in Kanada.' 29. Jahrg. Nr. 8. Neuerdings wird auch der Spateisenstein abge baut, der geröstet etwa 59°/0 Fe enthalten soll. Alle Erzlager Neu-Schottlands haben nicht genügt, um die Eisenindustrie der Provinz mit Erz zu versorgen. Die meisten Abbauversuche sind mißglückt, weil der größte Teil der Lager höchstwahrscheinlich nicht abbauwürdig ist. Ins gesamt soll der Vorrat an abbauwürdigen Erzen bis zu einer Tiefe von 210 m nicht mehr als 4 000 000 t betragen. Daher verhütten die beiden anderen Roheisen erzeugenden Gesell schaften in Neu-Schottland, die Dominion Iron and Steel Company und die Nova Scotia Steel Company, 75 °/o und mehr der auch in Deutsch land bekannten sedimentären Wabanaerze von der Conception Bay, Great Bell-Insel, Neufund land, die dort billig abgebaut werden können. Die Insel ist 9,6 km lang und etwa 3,2 km breit. Unter einem Einfallwinkel von 9 0 streichen zwei hauptsächliche Erzlager übereinander, nach Nordwesten seewärts, bis unter die See, in un bekannter Ausdehnung. Das untere Lager, das der Dominion Iron and Steel Company gehört, ist im Durchschnitt 2 m mächtig und erstreckt sich über ein Gebiet von etwa 332 ha, ist jedoch nicht in der ganzen Ausdehnung produktiv. Das obere Lager, das der Nova Scotia Steel Company gehört, hat eine durchschnittliche Mächtigkeit von 1,70 m deckt einen Flächenraum von etwa 97 ha und ist ebenfalls nicht in der ganzen Ausdehnung abbauwürdig. Der gesamte zutage stehende Erz vorrat wird auf 30- bis 40 000 000 t geschätzt; außerdem vermutet man unter dem Wasserspiegel der Conception Bay noch größere Mengen Hämatit. Es fragt sich nur, wieviel Erz davon wirklich abbauwürdig ist, eine wichtige Frage bei allen Eisenerzen sedimentären Ursprungs. Die Erze sollen früher bis 59 % Fe enthalten haben. Das ist nicht mehr der Fall, oder nur annähernd in einigen wenigen Lagern. Viele der oberen Lager haben im Durchschnitt nur 52 °/o Fe und die unteren Lager ungefähr 50 °/o Fe. Kürzlich versandte Schiffsladungen sollen sogar unter 50 °/o Fe gehabt haben. Der Phosphorgehalt beträgt im Durchschnitt l°/o, der Schwefelgehalt von Spuren bis 0,015 °/o. Der Abbau geschieht größtenteils im Tagebau; doch nimmt der Tief bau zu, je steiler die abzubauenden Lager nach der See hin einfallen. Die Wabanagrube der Nova Scotia Steel Company kann jährlich annähernd 500 000 t Erz fördern. Im Jahre 1907 wurden etwa 346000 t gefördert. Am Verlade platz können die größten Frachtdampfer anlegen. Schiffe von 6- bis 8000 t Fassungsraum werden mit etwa 2000 t in der Stunde beladen; kürz lich wurde ein Dampfer von 7800 t in knapp vier Stunden beladen. Das Erz wird verschifft nach Sydney Mines zum eigenen Gebrauch, sowie nach den Vereinigten Staaten, nach Schottland und zeitweise auch nach Deutschland. Man erwartet aber in Neu-Schottland, daß der Abbau der ein heimischen Erze in dem Maße zunehmen wird, als die Kosten des Abbaues der Wabanaerze steigen werden. In Neu-Schottland hat sich wegen des gleichzeitigen Vorkommens von Kohle die Eisenindustrie am schnellsten entwickelt. Zurzeit erzeugen drei Gesellschaften Roheisen: die Dominion Iron and Steel Company, die Nova Scotia Steel Company und die Londonderry Iron and Mining Company. Die Dominion Iron and Steel Company besitzt vier Hochöfen in Sydney, Cape Breton, von denen bei meiner Anwesenheit, im August 1908, nur drei im Feuer standen. Einer war ausgeblasen, angeblich wegen Koksmangels, aber wahrscheinlich wegen nicht ausreichender Roh eisenbestellungen und des zurzeit geringeren eigenen Verbrauchs. Die Hochöfen sind je 25,5 m hoch und haben einen Kohlensackdurchmesser von 6 m. Jeder Ofen hat 12 Formen von 120 mm. In den Winderhitzern (vier für jeden Ofen) er reicht der Wind nur eine Temperatur von 485 bis 650 0 C. Die Windpressung beträgt 2/3 bis zu 1 at. Der Wind wird von fünf stehenden Dampfgebläsen zu je 10 000 PS erzeugt, von denen jeweilig nur vier in Betrieb sind und eins als Reservemaschine dient. In diesen Hochöfen werden fast ausschließlich Wabanaerze ver hüttet; als Zuschlag dient ein Kalkstein von Marble Mountain, Inverness County. Die Koks kohle wird von der Dominion Coal Company be zogen und in eigenen Koksöfen verkokt mit Gewinnung der Nebenerzeugnisse. Der Teer wird nach den Mittelmeerländern verkauft. Aus dem Ammoniakwasser wird mit Schwefelsäure, die aus Texas-Schwefel gewonnen wird, schwefel saures Ammonium hergestellt, das mit Kalk zu einem Düngemittel verarbeitet wird, welches nach Kuba und Kalifornien geht. Jeder Hochofen hat eine Tageserzeugung von 325 t; es können also, wenn alle vier Hochöfen im Feuer stehen, täglich etwa 1300 t erblasen werden. Es werden drei Sorten Roheisen erzeugt, basisches und Gießerei-Roheisen und ein Spezialroheisen für Maschinenguß. Die Schlacke enthält un gefähr 48 0/0 CaO, ist weißlichgrau und nicht zu kurz. Das Roheisen wird unmittelbar in Gießpfannen abgestochen für das Stahlwerk oder den Roheisenmischer. Die Gesellschaft betreibt außerdem in Sydney umfangreiche Stahlwerksanlagen, auf deren Beschreibung ich hier wegen der Kürze der Zeit nicht eingehen kann. Dasselbe gilt von der Beschreibung der Verlade Vorrichtungen. Die Gesamtbelegschaft der Werke ist etwa 2900 Mann stark, außer dem werden in der Wabanagrube der Gesell schaft noch über 1000 Mann beschäftigt. Die Produktion im August 1908 betrug: 21000 t Roheisen, 26 511 t Stahlingots, 152 46 t Stahl schienen, 5070 t Draht.