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10. Februar 1909. Spiralgewalzte Stahlrohre, System Heid. Stahl und Eisen. 207 oder aber in der Nähe der Walzwerke so auf zustellen sind, daß die Kosten für die Kabel möglichst niedrig werden. Die Energieerzeugung wird man so weit als möglich in Gasmaschinen mittels Hochofen- oder Koksofengas bewirken. Das Hochofengas sollte man in der Nähe der Hochöfen zu verwenden suchen, während man nach weiter entfernt liegenden Maschinen das hoch wertige Koksgas leiten kann. Hüttenwerke, welche nicht genügend Hochofen- oder Koksgas erzeugen, um damit ihren Arbeitsbedarf zu decken, werden Gaserzeugergas herstellen und damit die Antriebsmaschinen der Dynamos betreiben können. Da auf jedem Hüttenwerk für Martinöfen oder für Wärmöfen Gaserzeuger betrieben werden, ist es möglich, die Gaserzeuger für den Maschinen betrieb hier vielfach anzuschließen. Das wäre jedenfalls ein richtigerer Weg, als das Gas erzeugergas zur Heizung von Kesseln zu benutzen, und man käme dem Ziel, die Dampfmaschine möglichst aus dem Hüttenbetrieb auszuschalten, auf diese Weise wieder einen Schritt näher. Spiralgewalzte Stahlrohre, System Heid. Von Ingenieur E. v. Radinger in Wien. 1 |ie nach dem Verfahren des Generaldirektors —— der Maschinenfabrik Actiengesell- schäft N. Heid in Stockerau bei Wien erzeugten Rohre stellen einen unbestreitbaren Fortschritt gegenüber ähnlichen Spiralrohren dar, indem sie den drei Anforderungen: leicht, elastisch und zugleich widerstandsfähig gegen große Drücke zu sein, vollkommen entsprechen. Es geht dies aus Probeversuchen hervor, welche im mecha nisch-technischen Laboratorium der K. K Tech nischen Hochschule in Wien im Jahre 1906 sowie im Königlichen Materialprüfungsamt in Groß-Lichterfelde in der zweiten Hälfte des Jahres 1908 durchgeführt worden sind. So brach ein 800 mm langes Rohr mit 51 mm lichter Weite bei einer Wandstärke von 0,8 mm erst bei einem Innendruck von 89,7 bezw. 92,4 und 98,8 Atmosphären, also im Mittel von etwa 93 Atmosphären. Dasselbe Rohr wurde hierauf zwischen zwei 150 mm langen Platten erst bei der Belastung von 475, 520 und 460 kg, also im Mittel von 480 kg zusammengedrückt. Die Untersuchung auf Biegung ergab folgendes Resultat: Bei einer in der Mitte einwirkenden Einzellast wurde das Rohr erst bei 253 bezw. 278 und 198 kg, also 243 kg im Mittel unbrauch bar; bei einer Länge von 736 mm gleichmäßig verteilter Last erfolgte der Bruch bei 355, 498 und 596 kg, mithin 483 kg im Mittel. Bei beiden letzten Versuchen waren 4 Atmosphären Innendruck vorhanden. Das Rohr ist dabei sehr elastisch, wie die in der Fabrik ausgeführte Prüfung eines Spiralrohres von 31/2 Zoll = 89 mm lichter Weite und 41/2 m Länge auf Biegung ergeben hat: es wurde durch 8 Mann belastet, hielt die Probe tadellos aus und zeigte keinerlei Beschädigungen. Die Durchbiegung betrug in der Mitte 100 mm. Fernere in Groß-Lichterfelde angestellte Ver suche auf Bruchbeanspruchung durch Innendruck mit aus härterem Material hergestellten Rohren von 51 mm lichter Weite und 0,9 mm Wandstärke ergaben als Bruchdruck 119 bezw. 111,8 und 107,8 at, also im Mittel 113 at. Zunächst werden Rohre hergestellt von 1 bis 6 Zoll = 25,5 bis 152 mm lichter Weite mit Wandstärken von 0,6 bis 1,6 mm mit dem Durchmesser steigend. In Vorbereitung ist aber auch die Fabrikation von Röhren von größerer lichter Weite und größerer Wandstärke. Die selben sollen hauptsächlich für Druckleitungen wie zu Gefäßen dienen. Als Normallänge wurden 6 bezw. 7 m gewählt, um die Verwendung von Spezialeisenbahnwagen zu vermeiden. Selbstver ständlich können aber auch größere Längen mit denselben Maschinen erzeugt werden. Im folgenden will ich die Herstellung dieser Rohre näher beschreiben. Die von auswärts bezogenen, warm gewalzten Bänder, deren Breite gleich dem Durchmesser der Röhren sein soll, werden in dem vorhandenen Kaltwalzwerk zunächst auf die richtige Stärke heruntergewalzt und dann auf die entsprechende Breite geschnitten. Hierauf werden sie verzinnt. Die kalten Bänder wer den nunmehr in dem eigentlichen Rohrwalzwerk den ganz selbsttätig arbeitenden Walzmaschinen, die in der Werkzeugmaschinenabteilung der Fa brik gebaut worden sind, zugeführt. Bei der Konstruktion dieser Maschinen ging Heid von den in folgendem entwickelten zwei Arbeitsvor gängen aus: 1. Der auf der Gewindespindel verschiebbare erste Support, welcher auf einer Antriebswelle ge führt ist, trägt 2 Rollensysteme (Druckrollen, wie Ausgleichwalzen). Außerdem befindet sich auf demselben die Bandeiseneinführung. Letztere gibt dem der Wicklung zugeführten Streifen bei der Bildung der Rohre die Richtung bezw. die Steigung. Klemmbacken spannen das Band, um dasselbe dem eigentlichen Arbeitsvorgang ganz gerade zuzuführen. Von den zwei Rollen systemen, die senkrecht zum Gewindegang ge lagert sind, besteht das erstere aus vier Druck rollen. Die zwei oberen arbeiten die Vertie fungen in das Band ein, während die unteren nur als Tragrollen dienen. Der Streifen wird so auf die Spindel gewickelt, daß die hintere Vertiefung unter die vordere des fortlaufenden